Der Schwarze Orden
dazugehört, Rucksäcke zum Beispiel.«
»Das kann ich allein erledigen«, schlug Nield vor. »Dann kann Harry hierbleiben, falls es von Beck irgend etwas Neues gibt.«
»Vielleicht sollte ich Ihnen eine Zeichnung von ihr machen«, schlug Tweed vor, »damit Sie sie identifizieren können.«
»Nicht nötig«, sagte Nield prompt. »Ich habe mir die Blondine, mit der Sie auf der Terrasse gegessen haben, durch Marlers Nachtglas sehr genau angesehen. Ich nehme mal an, das war Karin Berg.«
»Und ob sie das war. Folgen Sie ihr meinetwegen um die halbe Welt, wenn es sein muß. Aber halten Sie mich auf dem laufenden.«
»Wird gemacht«, antwortete der schweigsame Butler.
»Ist das nicht verdächtig?« bemerkte Paula. »Obwohl sie eine Wohnung in Zürich hat, hat sie sich in diesem Hotel ein Zimmer genommen.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, bestätigte ihr Tweed. »Beck hat mir übrigens erzählt, seine Leute hätten im Kongreßhaus keine Bombe finden können. Das Ganze war eine Finte, um große Teile der Züricher Polizei mit der Suche nach der Bombe zu beschäftigen und sie auf diese Weise vom Ermitage abzulenken. Wir erzählen Arnos Lodge lieber nichts davon.«
»Werden Sie sich die Rede anhören, die er heute abend im Kongreßhaus halten wird?«
erkundigte sich Paula.
»Ja, ich freue mich schon darauf. Er ist ein erstklassiger Redner und nimmt kein Blatt vor den Mund.«
»Wenn das so ist«, erklärte Newman bestimmt, »kommen Marler und ich mit Ihnen.
Keine Widerrede.«
»Ich tue doch immer, was man mir sagt. Danke. Kommen Sie unbedingt mit. Nur noch eins – Beck hat mehrere seiner Leute losgeschickt, um die Leichen der Männer an Bord der Barkasse zu identifizieren. Hoffen wir mal, es sind sieben – Jules Monceau eingeschlossen. Die Polizei hat Fotos von jedem einzelnen Bandenmitglied. Vielleicht haben sie ja Glück.«
»Wer paßt jetzt gerade auf Karin Berg auf?« fragte Newman.
»Beck hat vor dem Haus, in dem sie wohnt, ein paar als Straßenarbeiter getarnte Polizisten postiert, die sich dort die ganze Nacht mit irgendwelchem schwerem Gerät zu schaffen machen. Ein geschickter Schachzug.«
»Wozu das schwere Gerät?«
»Damit Karin Berg möglichst nicht schlafen kann. Wenn sie dann nämlich in diesem zermürbten Zustand unterzutauchen versucht, wird sie nicht mehr so genau darauf achten, ob ihr jemand folgt.«
»Gute Idee.«
»Da wäre noch eine wichtige Vorsichtsmaßnahme, die ich ergreifen möchte«, fuhr Tweed fort. »Ich werde alle Mitglieder des
Institut
anrufen und sie auf die drohende Gefahr hinweisen. Den Anfang werde ich mit Christopher Kane in Genf machen.«
»Um diese Zeit holen Sie aber alle aus dem Bett«, bemerkte Newman. »Ich bin sicher, daß alle bereits schlafen.«
»Lieber lebendig aufwachen als tot«, hielt ihm Paula entgegen.
»Weil wir gerade von schlafen sprechen«, sagte Tweed. »Ich finde, Sie sollten sich alle ein wenig hinlegen. Wir haben einen anstrengenden Tag vor uns.«
»Was ist eigentlich schlafen?« fragte Nield, bevor er den anderen nach draußen folgte.
Karin Berg war mit den Nerven am Ende. Das kam bei ihr selten vor. Obwohl die Doppelfenster den Baulärm draußen auf der Straße ein wenig dämpften, zermürbte sie der Krach mehr und mehr. Sie beschloß, Hassan unter der Nummer anzurufen, die er ihr vor seiner Abreise aus der Slowakei gegeben hatte.
»Könnten Sie mich bitte mit Ashley Wingfield verbinden?« bat sie den Nachtportier des Hotels Zum Storchen.
Dieses Pseudonym hatte Hassan ihr zusammen mit seiner neuen Telefonnummer gegeben. Hassan studierte in seinem Zimmer gerade die Mitgliederliste des
Institut.
»Ja?«
»Hier Karin. Die Operation war ein Fehlschlag. Unser Ziel hat überlebt. Und jetzt hat er mich in Verdacht – unter den gegebenen Umständen kann er gar nicht anders. Er ist schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Ich glaube nicht, daß ich ihn jetzt noch aus dem Verkehr ziehen kann. Eher zieht er mich aus dem Verkehr – indem er mich sehr, sehr lange hinter Gitter bringt.«
»Welche der Schwestern könnte diese Aufgabe deiner Meinung nach am besten übernehmen?«
»Keine. Aber ich habe eine gewagte Idee. Er hat eine Assistentin, der er total vertraut.
Sie weicht nicht von seiner Seite.«
»Haben sie etwas miteinander?«
Für Hassan war das die naheliegendste Erklärung. Eine andere Art von Beziehung konnte er sich nicht vorstellen.
»Nein«, sagte Karin kühl. »Aber wenn du das Honorar verdoppelst, beißt sie
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