Der Schwarze Orden
Schwierigkeiten?« fragte er nach einer Weile.
»Weil er scharf bewacht wird«, erwiderte sie prompt.
»Aber wenn ich recht informiert bin, sind Sie schon lange seine persönliche Assistentin. Es muß doch Momente geben, in denen Sie mit ihm allein sind.«
Karin Berg, dachte Paula. Sie hat diesen Mistkerl auf die Idee gebracht, sich an mich zu wenden.
»Ja, das ist natürlich richtig. Aber es ist immer ein Aufpasser in der Nähe.«
»Setzen Sie Ihren Sexappeal ein, um ihn zu isolieren.«
»Das wäre vielleicht eine Möglichkeit.« »Wo ist dann das Problem?«
»Ich möchte fünfzigtausend Dollar im voraus. Genauer: jetzt.« »Sie sind nicht gerade bescheiden.«
»Dann vergessen Sie es.« Sie entwand ihm ihre Umhängetasche. »Ich kann Ihnen etwas geben…«
»Fünfzigtausend, oder ich gehe, und Sie sehen mich nie wieder.«
»Ich habe zwanzigtausend in diesem Umschlag.«
Sie packte den Umschlag, der sehr dick war, blickte hinein, blätterte eine Reihe von Hundertdollarscheinen durch, steckte den Umschlag in ein Fach ihrer Tasche und zog den Reißverschluß zu. Ihre Hand ruhte in ihrem Schoß. Sie wollte schon die Beretta hervorholen und ihn abführen, aber dann sagte er:
»Sie müssen in unser Hauptquartier mitkommen, für ein kurzes Training. Der Flug geht heute nachmittag. Die restlichen dreißigtausend bekommen Sie, sobald wir da sind. Und jetzt möchte ich Ihre Augen sehen. Nehmen Sie die Brille ab.«
»Und ich möchte Ihre sehen, oder aus dem Geschäft wird nichts.«
Sie hatte es sich anders überlegt. Das war eine einmalige Gelegenheit, herauszubekommen, von wo aus diese Leute operierten.
»Nehmen Sie Ihre Brille ab«, fuhr er sie an.
»Wenn Sie Ihre nicht gleichzeitig abnehmen, gehe ich. Ich möchte gern sehen, mit wem ich es zu tun habe.«
Widerstrebend nahm Hassan seine Brille ab, als Paula ihre abnahm. Sie sahen sich an.
Seine Augen waren fahl, ohne eine Spur menschlichen Gefühls. Es bereitete ihr keine Mühe, ihn finster anzustarren. Sie verabscheute diesen Mann.
»Sie haben einen harten Blick«, sagte er, als er seine Brille wieder aufsetzte. »Ich glaube, Sie können es durchziehen. Wir bleiben zusammen, bis wir an Bord des Flugzeugs sind. Ich habe bereits ein Rückflugticket auf Ihren Namen bei mir.«
»Ich brauche Kleider, ein paar persönliche Dinge«, sagte sie. »Ohne sie reise ich nicht.«
»Dann gehen wir eben gemeinsam einkaufen. Und Sie gehen nicht auf die Toilette.
Damit werden Sie warten müssen, bis wir im Flugzeug sitzen.«
17
Hassan hatte alles bestens organisiert. Auf die geringe Wahrscheinlichkeit hin, daß Paula Grey sich als geeignet erweisen und auf sein Angebot eingehen würde, hatte er sein Zimmer im Hotel Zum Storchen geräumt und seinen Koffer am Hauptbahnhof in einem Schließfach deponiert. Übertrieben überrascht war er aber nicht, als Paula sein Angebot annahm – in Hassans Augen interessierte westliche Frauen nichts anderes als Geld, je mehr desto besser.
Er hatte Karin Berg Anweisung erteilt, eine Maschine früher nach Wien zu fliegen. Das Risiko, daß Paula die blonde Schwedin im selben Flugzeug sitzen sehen könnte, hatte er nicht eingehen wollen. Als Paula in der Kosmetikabteilung eines Kaufhauses verschiedene Toilettenartikel kaufte, fuhr sie Hassan ärgerlich an:
»Bestimmte persönliche Dinge kann ich mir einfach nicht kaufen, wenn Sie mir ständig über die Schulter sehen.«
Paula ertappte sich dabei, wie sie gegen alle Vernunft hoffte, einer ihrer Kollegen würde sie zufällig sehen. Aber soviel Glück hatte sie nicht.
»Na gut«, knurrte Hassan. »Ich bleibe einen Schritt hinter Ihnen, aber aus den Augen lasse ich Sie nicht.« »Verschwinden Sie.«
Während sie den Blick über die Auslagen wandern ließ, überlegte sie, wie sie Tweed eine Nachricht zukommen lassen könnte. Es war unmöglich. Sie kaufte einen teuren Koffer, denn Hassan erwartete bestimmt, daß sie sofort anfing, die zwanzigtausend Dollar, die er ihr gegeben hatte, auszugeben.
Dann stopfte sie die Tragetüten mit den teuren Kleidern, die sie gekauft hatte, hinein.
Sie hielt ständig nach einem Telefon Ausschau, aber Hassan wich nicht von ihren Fersen.
Anschließend ging er mit ihr zum Hauptbahnhof, holte seinen Koffer ab und stieg mit ihr in ein Taxi. Er gab Paula das Ticket. Zielflughafen: Wien. Ihr Paß, in dem ihr Beruf mit Firmenberaterin angegeben war, war in ihrer Umhängetasche.
»Zum Flughafen«, sagte Hassan zum Fahrer.
Kurz zuvor hatte Tweed von Beck einen
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