Der Schwarze Orden
leid.«
»Danke, Arthur. Vielleicht rufe ich Sie zurück…«
Tweed erzählte Newman, was passiert war, worauf dieser erklärte, er werde sich um alles weitere kümmern und im Sacher anrufen, wo sie das letzte Mal in Wien gewohnt hatte.
Tweed ging im Zimmer auf und ab, während Newman in Wien anrief. Nach ein paar Minuten legte Newman auf und wandte sich Tweed zu.
»Im Sacher wurde kein Zimmer auf eine Paula Grey reserviert.«
»Verstehe.« Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, schritt Tweed weiter auf und ab, bevor er schließlich fortfuhr: »Sehen Sie bitte zu, daß Sie Beck an den Apparat bekommen.«
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ihm Newman den Hörer in die Hand drückte.
»Arthur, haben Sie eine Beschreibung dieses Ashley Wingfield?«
»Ich habe den Mann, der Paula am Flughafen gesehen hat, angerufen. Er war zu Hause und hat geschlafen. Er hat mir folgende Beschreibung gegeben: Panamahut, Sonnenbrille, etwas über eins siebzig groß, dunkle Gesichtsfarbe, glatt rasiert, hatte einen Koffer bei sich. Auch Paula hatte einen Koffer bei sich, einen Louis Vuitton.«
»Louis Vuitton? So teure Sachen sind eigentlich sonst nicht ihr Stil. Sind Sie sicher?«
»Der Mann ist sehr zuverlässig. Ihm entgeht normalerweise nichts.«
»Danke.«
Tweed erzählte Newman, was er gerade erfahren hatte, und begann wieder, im Raum auf und ab zu schreiten. Newman setzte sich auf die Couch und zündete sich eine Zigarette an. Er vermied es bewußt, etwas zu sagen. Er wußte, Tweed dachte angestrengt nach. Plötzlich blieb Tweed stehen.
»Daß wir daran nicht gleich gedacht haben! Nield und Butler sind doch ebenfalls nach Wien unterwegs, um Karin Berg zu beschatten. Ich muß Beck fragen…«
Er sprach den Satz nicht zu Ende. Das Telefon klingelte. Tweed schoß darauf zu, bevor Newman abheben konnte.
»Ja?«
»Hier Pete Nield. Wir sind eben in Schwechat gelandet. Unsere Maschine mußte nach Zürich zurückkehren – Triebwerkschaden. Butler behält Karin Berg im Auge. Sie scheint auf eine Fahrgelegenheit zu warten.«
Rasch erzählte ihm Tweed alles, was er von Beck über Paula erfahren hatte. Nields gelassene Reaktion war typisch.
»Da werden Harry und ich was unternehmen müssen. Durchaus möglich, daß Paula mit demselben Ziel unterwegs ist wie Karin Berg. Ich finde es sehr bezeichnend, daß Paula nicht im Sacher ist. Das kann nur heißen, daß sie nicht in Wien bleibt. Sie hören wieder von mir. Ab sofort hat Paula oberste Priorität…«
»Dann haben wir also zwei zuverlässige Leute in der Gegend«, meinte Newman, nachdem Tweed ihm alles erzählt hatte. »Von daher erübrigt es sich, daß auch ich noch nach Wien fliege. Vorerst jedenfalls.«
Tweed begann wieder, auf und ab zu gehen. Er konnte einfach nicht stillsitzen. Hatte er alles in seiner Macht Stehende zu Paulas Schutz getan? Oder sollte er Newman doch nach Wien schicken?
»Warum könnte sie so etwas getan haben?« fragte er laut.
»Vielleicht ist sie auf eine wichtige Spur gestoßen. Und hat beschlossen, ihr nachzugehen. Vielleicht hatte sie keine Zeit mehr, Sie zu verständigen.«
»Diesmal hat sie ihre Befugnisse aber weit überschritten.«
»Da spricht nur die Sorge aus Ihnen. Vergessen Sie nicht, letztes Jahr haben Sie sie ganz allein nach Kalifornien geschickt.«
»Das ist richtig«, gab Tweed zu. »Bob, rufen Sie Howard an, und dann erkundigen Sie sich im Paßamt, ob auf den Namen Ashley Wingfield ein britischer Paß ausgestellt ist…«
Trotz seiner Besorgnis hatte Tweed eine Reihe anderer Aspekte des Problems nicht übersehen. Als Newman zu Ende telefoniert hatte, rief er Christopher Kane in Genf an.
Er war erleichtert, als er die distinguierte Stimme des Schotten hörte.
»Nun, alter Junge, wo drückt der Schuh? Wenn Sie mich anrufen, kann das nur heißen, irgend etwas in diesem Dynamo, den Sie Hirn nennen, treibt Sie ganz gewaltig um.«
»Ich hoffe, Sie haben meine Warnung beherzigt.«
»Sie meinen, daß ich vor gutaussehenden Frauen, die sich an mich heranzumachen versuchen, auf der Hut sein soll.« Kane lachte leise. »Schön wär’s. Die Methode, nach der sie Ihren Aussagen zufolge vorgehen, ist in der Tat höchst raffiniert. Aber seien Sie unbesorgt. Und vielen Dank für Ihren Anruf…«
Schmunzelnd legte Kane in seiner Genfer Wohnung den Hörer auf. Tweed wäre sicherlich nicht begeistert gewesen, wenn er ihm von seiner Begegnung mit Lisa Vane erzählt hätte.
Er hatte die auffallend gutaussehende rothaarige Frau in
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