Der Schwarze Orden
dringenden Anruf erhalten.
»Eben habe ich erfahren, daß Karin Berg die nächste Maschine nach Wien nimmt«, teilte er ihm mit. »Was sollen wir jetzt tun? Ich würde sie liebend gern festnehmen und verhören. Sie hat Sie im Ermitage ans Messer geliefert. Das wäre endlich eine Gelegenheit, ein Mitglied des Ordens in unsere Gewalt zu bringen – denn inzwischen bin ich fest davon überzeugt, daß sie dieser Organisation angehört.«
»Lassen Sie sie laufen. Zwei meiner Männer werden sie beschatten. Sie können sofort zum Flughafen rausfahren. Ich habe in jeder Maschine nach Wien Plätze für sie reservieren lassen. In der Business Class. Hat dort auch Karin Berg gebucht?«
»Natürlich.«
»Dann mache ich lieber mal Schluß. Bis wann müssen sie in Kloten sein, um die Maschine noch zu erreichen?« »In einer Dreiviertelstunde.« »Ich rufe Sie später an…«
Dann war Tweed in Butlers Zimmer gerannt, wo dieser mit Pete Nield gewartet hatte.
Sie waren sofort aufgebrochen. Tweed hatte fast den ganzen Vormittag ein Taxi bereitstehen lassen.
Nach der Ankunft am Flughafen mischten sie sich unter die anderen Passagiere. Sie hatten Karin Berg rasch entdeckt. Nield hatte sie Butler unterwegs genau beschrieben.
Beide Männer hatten Rucksäcke bei sich. Sie enthielten alles, was sie brauchten. Auf diese Weise mußten sie ihr Gepäck nicht einchecken, sondern konnten alles mit an Bord nehmen.
Waffen mitzunehmen war natürlich unmöglich. Aber Marler hatte Nield die Adresse des Wiener Waffenhändlers gegeben.
Nachdem Karin Berg im vorderen Teil der Austrian-Airlines-Maschine Platz genommen hatte, begaben auch sie sich an Bord. Das Flugzeug war nicht einmal halb voll, und sie hatten sich zwei nebeneinander liegende Plätze ausgesucht, ein gutes Stück hinter dem von Karin Berg. Da die Sitze vor und hinter ihnen sowie auf der anderen Seite des Gangs nicht besetzt waren, konnten sie sich leise unterhalten, nachdem die Maschine gestartet war.
»Wir sollten lieber schon mal über Funk einen Mietwagen reservieren«, schlug Nield vor. »Wenn in Schwechat ein Wagen für sie bereitsteht und wir erst einen mieten müssen, entwischt sie uns.«
»Gute Idee«, stimmte ihm Butler zu.
Nachdem er eine entsprechende Nachricht auf einen Zettel geschrieben hatte, winkte Nield einer der Stewardessen. Er schärfte ihr ein, das Ganze vertraulich zu behandeln.
Die Stewardeß nahm den Zettel an sich und verschwand damit im Cockpit. Erleichtert, daß das erledigt war, setzte sich Nield zurück.
»Das wär’s fürs erste.«
»Solange wir sie am Flughafen nicht aus den Augen verlieren«, warnte Butler.
Bisher hatte sich Karin Berg kein einziges Mal umgesehen. Sie schien keinen Verdacht zu schöpfen, daß jemand ihr folgen könnte. Sie blickte aus dem Fenster auf die Landschaft unter ihr hinab. Grüne Wiesen, braune Felder und weit und breit keine Stadt. Gelegentlich blickte sie auch nach rechts, wo die imposanten Gipfel der österreichischen Alpen zu sehen waren. Aber nach hinten sah sie kein einziges Mal.
»Vermutlich denkt sie nicht im Traum daran, daß ihr jemand folgen könnte«, bemerkte Nield.
»Wieso auch?«
»Weil sie ein Profi ist – ein ehemaliges Mitglied der schwedischen Spionageabwehr. So hat Tweed sie kennengelernt.«
»Vielleicht ist sie nicht ganz bei der Sache, weil sie irgend etwas sehr stark beschäftigt.«
Damit hatte Butler den Sachverhalt besser getroffen, als er ahnen konnte.
Karin Berg zerbrach sich nämlich schon die ganze Zeit den Kopf, was passieren würde, wenn sie in dem Haus in der Slowakei ankam.
Als sich Paula an Bord der nächsten Austrian-Airlines-Maschine nach Wien begab, bestand sie darauf, auf dem Sitz am Mittelgang Platz zu nehmen, obwohl Hassan versuchte, sie dazu zu bringen, den Fensterplatz zu nehmen, wo er sie besser unter Kontrolle hätte. Fast wäre das Ganze in einer lautstarken Auseinandersetzung ausgeartet. Eine Stewardeß eilte herbei, um zu sehen, warum der Gang von den zwei Passagieren versperrt wurde.
»Mein Bekannter möchte mich freundlicherweise am Fenster sitzen lassen«, erklärte Paula lächelnd. »Aber ich fliege nicht gern und möchte nicht auf dem Fensterplatz sitzen.«
»Die Maschine startet gleich«, sagte die Stewardeß bestimmt und sah Hassan an.
Widerstrebend setzte er sich auf den Fensterplatz. Für Paula war das in zweierlei Hinsicht ein kleiner Sieg. Zum einen hatte sie auf dem Sitz am Gang mehr Bewegungsfreiheit, zum anderen hatte sie Hassan eins
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