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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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erkrankt war, mit dem Tode rang oder verstarb. Zunächst einmal stellte Loyola die Ordnung her, indem er alle Mitbrüder aus dem Zimmer schickte, und dann kniete er sich vor das Kreuz an der gegenüberliegenden Wand und betete. Dasselbe tat er im Angesicht des toten Luis de Soto. Duré wusste, womit er rechnen konnte, und tatsächlich verhielt der Ehrwürdige sich entsprechend. Womit Duré jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass Sandro den Befehl Loyolas ignorierte und ihm bei der Behandlung zu helfen versuchte. Daher schickte er Sandro kurzerhand mit der Bitte aus dem Raum, ihm seine Arzttasche zu holen. Die wenigen Augenblicke, die er nun allein war - denn der Ehrwürdige betete, und Johannes zählte sowieso nicht -, genügten ihm, um den Mord zu begehen.
    Die dritte Säule: Duré hatte, als Johannes nicht in seinem Zimmer gewesen war, einen Stein aus der Wand gelöst und dahinter einen Hohlraum geschabt, der groß genug war, um einen Flakon, gefüllt mit dem aus der Poleiminze gepressten Saft, zu verbergen. Duré zog, kaum dass Sandro das Zimmer verlassen hatte, den Stein hervor, verabreichte Johannes das hochkonzentrierte Gift, legte den Flakon zurück und setzte den Stein wieder ein. Der infame Mord wurde im Rücken des Ehrwürdigen begangen.
    »Was sagt Ihr jetzt, Magister Duré?«
    Duré schenkte sich erneut vom Wein nach, nun mit nicht mehr ganz so ruhiger Hand. »Da habt Ihr Euch ja was Schönes zusammenfantasiert. Eure These ist voller Fehler. Wieso hätte ich umständlich ein Loch in die Wand schaben sollen? Ich
hätte den Flakon doch einfach in meinen Gewändern verstecken können.«
    »Zugegeben, vor dem Mord wäre das ohne Probleme möglich gewesen, und wer weiß, vielleicht irre ich mich und Ihr trugt den Flakon seit dem Nachmittag, als Ihr mit dem Ehrwürdigen das Collegium verlassen habt, bei Euch. Für die Zeit unmittelbar nach dem Mord jedoch hätte sich das Mitführen eines Flakons nicht empfohlen. Ihr wusstet, dass ich zum Abendmahl erwartet wurde, denn Ihr hattet im Auftrag des Ehrwürdigen meine Einladung geschrieben. Mein Name ist seit den aufgeklärten Mordfällen in Trient und Rom in aller Munde. Ihr hattet Euch also in Acht zu nehmen und sorgtet für den Fall einer Leibesvisitation vor - die dann ja auch prompt erfolgte. Auch in Eurer Tasche wurde nachgesehen.«
    »Einen leeren Flakon in meiner Tasche hätte ich ja wohl kaum zu fürchten gehabt.«
    »Doch, da die Poleiminze einen sehr strengen Geruch hat, wie uns Doktor Pinetto am Abend des Mordes erklärte. Auch wenn Ihr den Inhalt des Flakons in Johannes’ Rachen geleert habt, so hätte sich doch der Geruch im Flakon eine Weile gehalten.«
    Schweigen trat ein. Ein paar Regentropfen waren zu hören, die auf das Sims schlugen, doch das Donnergrollen entfernte sich. Eine Abkühlung würde es nicht geben.
    Sandro näherte sich dem Ende des Gesprächs, dem Ausgang des Labyrinths. Er stand, den Becher in Händen, auf und ging ein paar Schritte ziellos durch das Zimmer, betrachtete einen Gegenstand hier, einen Gegenstand dort.
    »Oh, Ihr hattet wirklich an alles gedacht, Magister, und weder ich noch Doktor Pinetto haben bemerkt, dass wir, was das Gift anging, an der Nase herumgeführt wurden. Da Johannes’ Atemnot während des Abendmahls im Speisesaal begonnen hat, schlossen wir selbstverständlich daraus, dass die tödliche
Dosis ihm vorher verabreicht worden war. Doch das, was Ihr ihm viele Stunden vorher gegeben habt, war kein tödliches, sondern ein anderes, milderes Gift gewesen, von dem Ihr wusstet, dass es ihn lediglich unter Krämpfen zusammenbrechen lassen, aber nicht umbringen würde. In geringer Menge und Konzentration hatte es den Vorteil, dass Ihr es deutlich vor dem von Pinetto veranschlagten Zeitpunkt verabreichen konntet. Ihr habt dessen Wirkung durch die spätere Wirkung der Poleiminze sozusagen übertüncht. Wie Doktor Pinetto sagte: Zahlreiche Pflanzen verursachen Atemnot, doch nur wenige haben die massive Wirkung der Poleiminze. Welches war das mildere Gift?«
    Duré antwortete nicht.
    Der Name des anderen Giftes war ohne Belang. Vermutlich war es Johannes während der Mittagsruhe von Duré verabreicht worden. Gisbert hatte erwähnt, dass er, sein Bruder Johannes und Tilman Ried seit ihrer Ankunft unter hartnäckigen Durchfällen zu leiden gehabt hatten. Sandro stellte sich vor, dass Magister Duré so getan hatte, als habe er nur noch eine geringe und kostbare Menge einer wirksamen Medizin, die er bereit war, Johannes zu

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