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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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werde ich es Euch gerne erklären.«
    »Der ehrwürdige Pater General wird durch unsere Gegenwart nicht gestört.«
    Sandro sah zu dem Betenden, der zwar anwesend und dennoch nicht ansprechbar war. Der Anblick dieses Mannes, den nicht einmal der Tod eines Schützlings aus seiner Zwiesprache mit Gott reißen konnte, irritierte Sandro, weil er selbst schon lange nicht mehr zu dieser Zwiesprache fähig war. Die Liebe zu Antonia, die tiefe Befriedigung durch seine Erfolge als Visitator,
das Leben im Umfeld des Papstes - all das hatte dazu geführt, dass er nicht mehr richtig beten konnte. Ganz einfach: Sandro und Gott waren nicht mehr miteinander allein, zu viele Menschen und Gefühle waren zwischen sie getreten. Und das Bemerkenswerte daran war, dass es Sandro noch nicht einmal störte.
    »Dennoch«, bat Sandro, öffnete die Tür, verließ den Raum und ging mit dem Arzt in den nächstbesten Winkel. Dort waren sie allein.
    »Ihr kennt den Pater General wohl gut?«
    »Seit beinahe zwanzig Jahren.«
    »Ihr seid kein Jesuit.«
    »Nein. Ich bin Pierre Duré, magister regentes und doctor medicinae der Fakultät Paris. Und seit zwölf Jahren der Leibarzt des Pater General.«
    »Bruder Sandro Carissimi«, erwiderte Sandro die Vorstellung und fügte sogleich jenen Titel hinzu, dem er in diesem Moment die größte Bedeutung beimaß: »Visitator Seiner Heiligkeit.«
    »Ich weiß. Der ehrwürdige Pater General hat mir die Einladung für Euch diktiert. Als Visitator ermittelt Ihr in Fällen wie beispielsweise …«
    »Diesem.« Sandro zeigte auf die Tür, hinter der eine Leiche lag.
    Magister Durés Blick blieb verwirrt auf der geschlossenen Tür haften. »Mir ist nicht ganz klar, was Ihr damit zum Ausdruck bringen wollt.«
    Zum ersten Mal betrachtete Sandro den Arzt, Pierre Duré, genauer. Er war um einige Jahre älter als Sandro, gewiss über vierzig und außerdem beleibt, wirkte aber dennoch viel gesünder als Sandros dicker Tischnachbar Birnbaum. Von der für ihn anstrengenden Behandlung hatte er sich schnell erholt. Der üppige, schwarzgrau melierte Bart und die klugen Augen wiesen
Duré als das aus, was er war, als einen Gelehrten, einen Mann des Geistes, aber sie täuschten auch ein wenig darüber hinweg, dass er nicht unter der körperlichen Gebrechlichkeit so vieler anderer Gelehrter litt.
    »Es wundert mich«, sagte Sandro, »dass ausgerechnet Ihr, ein doctor medicinae , nicht von selbst darauf kommt. Woran, glaubt Ihr, starb der Schüler?«
    »Nun, Johannes von Donaustauf kränkelte, seit er vor zwei Wochen in Rom angekommen war. Ich sagte ihm, er mute sich zu viel zu. Aber er war einer von denen, die ihrem Körper kaum Beachtung schenken. Er betete die Nächte durch, und am Tage mutete er sich bei den Pflichten, die ihm aufgetragen wurden, zu viel zu. Auch aß er zu wenig.«
    »Wir sind uns doch wohl einig, dass er nicht verhungert ist, Magister Duré.«
    »Euer Sarkasmus ist nicht angebracht. Ich wollte lediglich ein Beispiel für die Vernachlässigung seiner Gesundheit geben. Er kränkelte bereits in seiner Heimat. Wie er mir sagte, quälte ihn nachts ein beharrlicher Husten. Oft betete er stundenlang, bis in den Morgen. Schlaflosigkeit ist Gift für jeden Körper.«
    »Gift ist ebenfalls Gift für jeden Körper, und Atemlähmung ist eine typische Wirkung zahlreicher Gifte.«
    »Wollt Ihr damit andeuten …? Aber das - das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Wer hätte denn ein Interesse daran, diesen Jungen …?«
    »Der Gedanke an Gift ist Euch also nicht gekommen?«
    »In meinen mehr als dreißig Jahren als Arzt ist mir nicht ein einziger Fall von absichtlicher Vergiftung untergekommen.«
    Sandro verzichtete, den Magister darauf hinzuweisen, dass er in der Vergangenheit womöglich für etliche Giftmorde eine natürliche Ursache diagnostiziert hatte, ohne es zu wissen.
    »Aber wenn Ihr wollt«, fügte Duré hinzu, »werde ich selbstverständlich eine Untersuchung an dem Toten vornehmen.«

    »Danke für das Angebot, aber das kann ich nicht annehmen.«
    »Warum? Ich versichere Euch, dass ich durchaus in der Lage bin, eine solche Untersuchung durchzuführen.«
    »Daran zweifle ich nicht. Aber Ihr seid - so wie jeder, der heute Abend anwesend ist - in diesen Fall involviert.«
    Duré holte tief Luft. »Das ist infam, Bruder Carissimi. Ich verbitte mir solche Unterstellungen.«
    Magister Duré war laut geworden und hatte die Aufmerksamkeit der Brüder und Gäste erregt, die sich nur wenige Schritte entfernt im Speisesaal

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