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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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nicht, Personen abzutasten - außer dem Ehrwürdigen. Er soll, wenn möglich, vorerst nichts davon mitbekommen. Duré wird dafür sorgen. Wenn nötig, stellt alles auf den Kopf. Von jetzt an gehen wir verschärft vor. Wir werden diesen wahnsinnigen Mörder kriegen, koste es, was es wolle.«
    Er wandte sich ab und ging, und die beiden anderen Männer wagten nicht, zu fragen, wohin.
     
    Im Schatten der Linde ließ es sich aushalten. Antonia und Signora A saßen bei kühlem Wein im Hinterhof des Teatro , an einer langen Tafel aus wurmstichigem Holz, wo noch die Reste des einfachen Mittagsmahls aus Brot, Salzfleisch und Linsen herumlagen. Huren aßen nun einmal nicht sehr kultiviert. Dafür hatten sie viel gelacht - derbe Witze und skurrile Erlebnisse der letzten Nacht gehörten ebenso zu jeder Mahlzeit wie das Essen selbst.
    Antonia fühlte sich keineswegs unwohl, aber sie merkte, dass sie dieses Milieus langsam überdrüssig wurde. Milo hatte ihr einmal gesagt, dass die Gemeinheiten der Männer, denen diese Frauen ausgesetzt waren, mit der Zeit auf sie abfärbten. Und das stimmte. So war Antonia nicht unglücklich, als sich eine Hure nach der anderen ins Innere des Hauses zurückzog, wo es kühler war. Nur Signora A blieb im Schatten der Linde bei ihr.
    In Stunden wie diesen, wo die Hitze jede körperliche Aktivität verhinderte und zu Trägheit zwang, wuchsen, ehe man sich’s versah, kleine Sorgen zu großen Sorgen heran wie Schlingpflanzen. Antonia hatte sich bisher wenig Gedanken um ihre Zukunft gemacht, denn sie war es gewöhnt, im Heute zu leben, und sie war noch nicht lange genug Waise, um sich allein zu fühlen. Sie hatte bis vor kurzem ihren Vater und Carlotta gehabt, und sie hatte Milo und Sandro.

    Doch die Worte des Papstes hatten sie verunsichert. Unmöglich für sie, zu benennen, was genau sie eigentlich an seinem Besuch verunsicherte. Keines seiner Worte war auch nur annähernd einem Missfallen, geschweige denn einer Drohung nahe gekommen. Im Gegenteil, er war sehr freundlich zu ihr gewesen, hatte ihre Arbeit gelobt … Er war ihr wie ein liebenswürdiger alter Mann vorgekommen. Und wenn ihr auch klar war, dass liebenswürdige Päpste so selten waren wie Rosenblüten im Januar, und auch allerlei Gerüchte über ihn im Umlauf waren, so konnte sie doch nichts anderes über ihn sagen. Was Sandro anging - Julius schien ihn wirklich zu mögen. Ja, es war ihr sogar so vorgekommen, als wolle der Papst Sandro mit ihr verkuppeln. Wusste der Papst etwas, das sie nicht wusste? Oder besser gesagt, das sie zwar wusste, aber nicht wahrhaben wollte.
    Das war es, was sie verunsicherte und wovor sie Angst hatte. Alles wieder aufzurühren. Und das jetzt, wo es mit Milo so gut lief.
    Papst Julius hatte sich, nachdem er Milo entdeckt hatte, ziemlich schnell verabschiedet. Sicher, die Situation war heikel für ihn gewesen. Nach allem, was man über ihn hörte, war er zwar kein Kind von Traurigkeit, aber ein Paar in einer Kirche zu überraschen … Sie konnte froh sein, dass er so beherrscht geblieben war. Zumindest ihr gegenüber. Milo hatte er die Hand entzogen. Und genau diese Geste war es, die für sie den Anschein erweckte, als habe Julius etwas gegen Milo.
    Vielleicht bildete sie sich das alles auch nur ein. Trotzdem stellte sich die Frage, wie es mit ihr und Milo weitergehen sollte, und als ahnte Signora A, woran Antonia dachte, fragte sie:
    »Milo und du, ihr kennt euch jetzt schon zwei Monate. Ihr schlaft miteinander, versteht euch gut … Wann werdet ihr heiraten?«

    Die herbe Stimme der Signora war wie die Stimme von Antonias Gewissen.
    »Er hat mich noch nicht gefragt.«
    Signora A lachte höhnisch auf. »Als wärst du eine Frau, die sich von so einer Kleinigkeit abhalten lassen würde. Wenn du ihm sagst, dass du ihn willst, wird er schon fragen. Wenn er zögert, dann nur, weil er sich deiner Antwort nicht sicher ist.«
    Die Signora sprach aus, was sie dachte, so war sie schon immer gewesen.
    »Ich kenne die Männer, Antonia, und ich kenne auch meinen Sohn. Ich habe ihm lange Zeit nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die ein Kind braucht, das gebe ich zu, aber ich habe ihn nie aus den Augen verloren. Er ist klüger als die meisten seines Standes. Er kann lesen und rechnen. Weder sucht er den Streit, noch meidet er ihn. Er wird in diesem Viertel und im Trastevere respektiert. Er trinkt nicht, behält in jeder Lebenslage einen klaren Kopf …« Sie hob die Hand, als Antonia sie unterbrechen wollte. »Ich weiß, ich

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