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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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abzuwarten.
    Er trank, trank.
    Was die anderen Verbrecher betraf … Julius läutete. Einen Schluck aus dem Kelch, später trat ein Diener ein.
    »Den Kammerherrn zu mir, sofort.«
    Der Diener verneigte sich und ging.
    Julius füllte erneut den Kelch und durchquerte ruhelos sein Gemach. Die rechte Faust trommelte auf sein Kinn, der linke Arm führte unablässig den Kelch an die Lippen, senkte sich, hob sich wieder, senkte sich …
    Tat er das Richtige?
    Ja. Es musste sein.
    Oder?
    Doch, es wäre ein Abschluss. Und Sandro wäre auch geholfen.
Man musste es ihm ja nicht erzählen - alles, doch dieses eine nicht.
    Julius trank.
    Die Krähen zogen ihre Bahn über den halb fertigen Petersdom.
    Endlich klopfte es.
    »Ja.« Julius’ Stimme war fest, aber sie war im Lauf der Jahre auch vom Alkohol verätzt, vom Verbrechen zerfetzt worden.
    Massa trat ein und sagte: »Eure Heiligkeit haben mich rufen lassen. Ich hoffe, Eure Heiligkeit befinden sich wohl und …«
    »Lass das Geschwafel. Ich habe vorhin die Kirche Santo Spirito besucht«, sagte Julius.
    »Ich hörte davon, Eure Heiligkeit.«
    »Ist mir klar, du hörst ja alles, weißt alles … Zählst du die Weinkrüge, die ich mir bringen lasse? Schweig, darum geht es mir gar nicht. Ich habe die Glasmalerin Antonia Bender getroffen. Ist sie dir bekannt?«
    »Bender … Bender … Antonia Bender …«
    »Tu nicht so, als müsstest du nachdenken. Kennst du sie nun oder nicht?«
    »Ich bin nicht sicher. Ich glaube nicht, dass ich sie kenne. Sie ist dem Umfeld Eures Sekretärs Carissimi zuzurechnen.«
    Dem Umfeld zuzurechnen. Dieser Massa hatte eine Art zu sprechen … »Jemand war bei ihr«, sagte Julius. »Ihr Gefährte, ihr Liebhaber, keine Ahnung, wie ich ihn nennen soll. Wir beide kennen ihn unter einem anderen Namen. Es ist der Todesengel - wobei ich festhalten will, dass du ihm diesen hirnrissigen Namen gegeben hast.«
    »Die Begegnung war Euch unangenehm, Eure Heiligkeit? Ich werde Milo anweisen, dass er …«
    »Die Begegnung war mir nicht nur unangenehm. Dadurch habe ich Einblicke bekommen, die mir sonst nicht vergönnt gewesen wären. Ich will, dass er beseitigt wird.«

    »Dass er … Eure Heiligkeit! Er - er ist - er war uns sehr nützlich.«
    »Das sind Lumpen auch, und trotzdem wirft man sie irgendwann weg.«
    »Es würde doch genügen, ihn aus unseren Diensten zu entlassen.«
    »Ich wiederhole mich ungern, Massa.«
    »Aber - verzeiht, Eure Heiligkeit. Vielleicht überschlaft Ihr die Entscheidung. Es wäre doch möglich, das Ihr morgen ganz anders darüber denkt.«
    Julius setzte sich. »Willst du damit andeuten, ich sei betrunken?«
    »Nein, ich …«
    »Oder nicht bei Verstand?«
    »Um Himmels willen, Eure Heiligkeit.«
    »Also was?«
    »Wenn Ihr mir nur den Grund nennen würdet.«
    Julius schlug mit der flachen Hand auf den kleinen Tisch neben ihm und schrie: »Seit wann bin ich dir Rechenschaft schuldig? Als wir den Bankier oder die Zigeunerin oder diesen Botschafter … Ich will sagen, dass du nie einen Grund gebraucht hast, Massa. Wieso jetzt? Dieser Todesengel - dieser Milo ist im Weg. Mir im Weg, Sandro im Weg …«
    Julius unterbrach sich. Er umklammerte den Kelch und trank. Und auch, als er den Kelch von den Lippen absetzte, sah er nur den Wein; Massas Augen mied er.
    »Tu es«, sagte er nach einer Weile, nun in einem bekümmerten, schwermütigen Tonfall. »Es war ein Fehler, jemals diesen Weg zu gehen, Massa. Ich hätte nie auf dich hören dürfen.« Er flüsterte. »Wir haben uns geirrt. Verirrt.«
    Julius atmete schwer. Der Wein machte ihm zu schaffen.
    »Also gut, Eure Heiligkeit«, sagte Massa. »Dann lasse ich Milo verhaften und in den Kerker bringen. Dort wird sich
dann schon eine Möglichkeit finden, ihn zu … Euren Befehl in die Tat umzusetzen.«
    »Nein.« Julius blickte noch immer in den Kelch, den er gemächlich in den Händen drehte. »Dieser Milo ist in seinem Milieu zu bekannt, um ihn einfach so zu verhaften. Ich möchte nicht, dass sein Tod mit mir in Verbindung gebracht wird.«
    Vor dreihundert, zweihundert, noch vor einhundert Jahren hätte ein Papst jeden x-Beliebigen einfach so verhaften lassen können. Doch die Zeiten hatten sich geändert. Daran waren Luther und Kopernikus mit ihren ungeheuerlichen Behauptungen schuld sowie einige andere, die ein Wort im Munde führten, das ein riesiges Loch in die päpstliche Herrlichkeit gerissen hatte: Freiheit. Heutzutage musste man sich vorsehen.
    Massa benötigte eine Weile für seinen

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