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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Atem.
    »Der Ehrwürdige und ich waren«, gestand Duré, »bei Signora A.«
    Signora A. Milos Mutter. Die Vorsteherin des Teatro.
    Den Namen einer Hurenhausbesitzerin im gleichen Satz mit dem Namen des hochgeehrten Generals der Jesuiten zu hören war irgendwie unwirklich. Der Verstand sperrte sich dagegen, und es dauerte, bis Sandro das Gesagte begriff.
    Ignatius von Loyola hatte das Teatro besucht.

    Hauptmann Barnabas Forli warf seine Karte auf den Boden, in die Mitte zwischen Angelo und sich. »Da hast du’s.«
    Angelo verzog keine Miene. Sein Gesicht, fand Forli, hatte ohnehin etwas Undurchdringliches - einerseits kantig, andererseits seltsam weich, einerseits nicht ohne Einfalt, die andererseits von einem gegenteiligen Verhalten konterkariert wurde. Schwer einzuordnen, der Junge. Karten mit ihm zu spielen war dazu noch eine Steigerung, war so, als säße man einer Sphinx gegenüber.
    »Daraus wird nichts«, entgegnete Angelo und schlug Forli mit der letzten Karte.
    »Da sing mir doch ein Schwein ein Lied«, rief Forli. »Nicht übel, mein Junge, nicht übel. Du hast mich jetzt in sechs von vierzehn Spielen geschlagen, mich, den Meister. Weißt du, wie meine Kollegen und Wachleute mich nennen? Don Kanone. Weil ich sie beim Kartenspiel weghaue wie nichts.« Forli lächelte breit. »Allerdings beziehen sie sich mit der Kanone auch noch auf etwas anderes, das außergewöhnlich an mir ist - wenn du verstehst, was ich meine.« Forli lachte.
    Angelo sah ihn mit großen Augen an. »Nein. Worauf bezieht es sich noch?«
    Forli verging das Lachen. »Vergiss es einfach. Vergiss es.« Er sammelte ernüchtert die Karten ein, die von seinen schmutzigen Fingerabdrücken übersät waren, und teilte sie erneut aus.
    »Ziemlich verdrießlich, hier herumzusitzen und nichts tun zu können«, murrte er. Seit Stunden hielten sie sich in diesem Zimmer, dem Sterbezimmer des Johannes, auf und warteten vergeblich, dass Carissimi sie für irgendetwas brauchen würde. Forli bereute seine Entscheidung, hierherzukommen und zur Verfügung zu stehen, nicht. Er war es Carissimi schuldig. Aber auch, wenn er es ihm nicht schuldig gewesen wäre, hätte er genauso gehandelt.
    »Jetzt weiß ich, wie sich ein Klausner fühlt«, sagte Forli.
»Das sind diese Irren, die sich einmauern lassen und außer durch ein kleines Fenster keine Verbindung zur Außenwelt haben.«
    Angelo zuckte mit den Schultern, während er seine Karten sortierte. »Bruder Carissimi bezieht mich nie in seine Ermittlungen ein. Er sieht mich nur als Laufbursche. Wenn er mir mal etwas anvertraut, dann nur Dinge, die schon passiert sind, aber nie etwas, wobei ich ihm helfen könnte.«
    Forli blickte über seinen Fächer aus Karten hinweg auf diesen jungen Mann, der seinen gesunden Ehrgeiz mit Resignation zu überspielen versuchte. »Carissimi ist eine schwer zu knackende Nuss für jeden, der mit ihm zu tun hat«, tröstete er. »Ein Labyrinth. Man weiß nie, woran man mit ihm ist. Aber ich bin noch keinem hilfsbereiteren Menschen als ihm begegnet.«
    »Ihr meint, ich soll mit ihm darüber reden?«
    »Ich meine, du sollst ihm zeigen, was du kannst. Beweise ihm durch Taten, was in dir steckt. So war es bei ihm und mir auch.«
    »Ihr habt ihm durch eine Tat bewiesen, was Ihr könnt?«
    »Rede keinen Unfug. Es war natürlich umgekehrt. Er musste sich mir beweisen.« Forli zwinkerte Angelo zu. »Kopf hoch. Irgendwann wird sich schon eine Gelegenheit ergeben.«
    Forli warf die Karten hin. Er brauchte jetzt etwas zu essen, und zwar eine ordentliche Portion. Sie verließen das Zimmer und gingen in Richtung Küche. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, fein wie Weihrauch, aber viel süßlicher.
    »Danke«, sagte Angelo, und seine Augen leuchteten wie die eines Kindes, dem man ein lange ersehntes Spielzeug ankündigt.
    »Danke wofür?«
    »Dass Ihr mir zutraut, mehr zu können. Das bedeutet mir sehr viel.«

    Zwei Dinge hatten Forli immer schon in Verlegenheit gebracht: Frauen, die ihm durch Blicke schmeichelten, sowie Dankbarkeit. Mit beidem konnte er schlecht umgehen. Deswegen beschleunigte er seinen Schritt und öffnete beherzt die Küchentür.
    Ein Schwall dunklen, ätzenden Qualms schlug ihm entgegen. »Was, zum Henker …« Die ganze Küche war verraucht, sodass er kaum die entgegengesetzte Wand sehen konnte, und ein ekelerregend süßlicher Gestank ließ ihn die Luft anhalten. Er irrte, den Ärmel seiner Uniform auf den Mund gepresst, durch den Raum in Richtung des Lichts, das durch die

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