Der schwarze Prinz
sein Feuer hinterher. Doch die Flammen waren nur wenig schneller als er selbst und schlugen gegen ihn zurück, kaum dass sie sein weit aufgerissenes Maul verlassen hatten.
Svenya hatte sich noch nie im Fallen wegtransportiert, und sie überlegte, ob das überhaupt möglich war; aber es kam jetzt sowieso nicht infrage. Sie wollte die volle Aufmerksamkeit des Drachen ... und seinen Tod. Kampf war die einzige Option. Die endgültige.
Svenya aktivierte den Speer in ihrer Faust. Sie rechnete damit, dass der Schwebezauber sie nur wenige Meter über dem Boden bremsen würde. Oegis aber müsste, um zu verhindern, dass er frontal auf den Felsen aufschlug, um einiges weiter oben seinen Sturzflug drosseln. Dabei würde er ihr seine wesentlich schlechter geschützte Unterseite präsentieren, und Svenya konnte ihm den Speer ins Herz oder die Eingeweide schleudern.
Das war der Plan. Aber mit Plänen ist das so eine Sache ... besonders wenn ein Drache mit im Spiel ist.
60
Elbenthal
Svenya fiel und fiel - mit dem Rücken nach unten. Oegis der Drache über ihr - fast ebenso schnell. Seine armlangen Fangzähne nur wenige Meter von ihr entfernt. Svenya rechnete jeden Augenblick damit, dass er die weiten Flügel spannte, um seinen Sturz zu bremsen und über ihr in einen Gleitflug parallel zum Boden überzugehen. Das wäre der Moment, in dem sie ihm ihren Speer in die Unterseite jagen würde...
Doch Oegis wechselte die Flugrichtung nicht - obwohl Svenya spürte, dass sie dem Boden schon sehr, sehr nahe war. Jeden Augenblick musste der Schwebezauber einsetzen und ihren eigenen Fall stoppen.
War der Drache so sehr davon besessen, sie zu töten, dass er nicht mehr wahrnahm, in welche Gefahr er sich brachte, wenn er seinen tonnenschweren Leib nicht rechtzeitig austarierte? Wenn das so war, musste Svenya ihre Taktik ändern ... eine Möglichkeit finden, seinem Aufprall auf dem Boden auszuweichen - sonst würde sie unweigerlich zwischen dem Drachen und den Felsen zerquetscht werden.
Svenya warf einen Blick nach unten und erkannte, dass sie tatsächlich bereits zu tief waren. Magie hin oder her - bei seinem Gewicht und der Fallgeschwindigkeit würde es Oegis nicht mehr gelingen, eine Ausweichkurve zu fliegen. Und als sie das amüsierte Funkeln in seinen Augen sah, erkannte sie, dass er sich dessen völlig bewusst war.
»Du weißt nicht sehr viel über uns Drachen, oder?« Er lachte rau auf.
Es sah so aus, als wäre er dazu bereit, für ihren Tod den eigenen in Kauf zu nehmen.
Svenya sah nur noch eine Chance: Sie musste sich augenblicklich von hier wegtransportieren. Und sie versuchte es.
Aber es funktionierte nicht.
Sie hatte so etwas befürchtet: Ab einer bestimmten Geschwindigkeit war sie einfach zu schnell, als dass der Zauber eine klare Verbindung herstellen konnte zwischen Ausgangsort und Zielpunkt. Sie musste es noch einmal versuchen, sobald der Schwebezauber sie ausbremste.
Ki-za Me-Lam
Su-ub nag ama-argi
Zig sur si-i-tum.
Svenya betete die Formel in Gedanken herunter wie ein Mantra -immer und immer wieder auf den Sekundenbruchteil wartend, in dem sie das Einsetzen der Schwerelosigkeit spüren würde ... um dann so schnell wie ein Blitzschlag wegzuporten und nicht mehr da zu sein, wenn der Drache auf den Felsboden krachte.
Doch gerade als Svenya den Schwebezauber einsetzen fühlte, spie Oegis eine dicke Wolke Flammen, die um sie herum und an ihr vorüber auf den Boden traf, von dort zurückgeworfen wurde und sie doppelt einhüllte. Die Magie in dem Drachenfeuer wirkte wie ein Abschirmmechanismus und verhinderte den Transport ebenso sicher wie die zu hohe Fallgeschwindigkeit zuvor.
Svenya versuchte noch, zur Seite wegzuschweben - aber es war zu spät. Oegis rammte sie in voller Wucht mit seiner Schnauze ... und in den Boden hinein.
Alles um Svenya herum schien zu explodieren ... lodernde Flammen, stiebende Funken, durch die Luft schießende Felsbrocken.
Der Drache war der zuschlagende Hammer, der Boden der Amboss - und sie genau dazwischen. Von der unglaublichen Macht in den Felsen hineingetrieben. Tiefer und tiefer.
Instinktiv hatte Svenya all ihre Magie in den Panzer geleitet ... alles was ihr zur Verfügung stand ... was sie für den Schwebezauber gesammelt hatte ... was bei der Passage durch das Tor aus den Schwertern des Schicksals heraus in sie gedrungen war.
Aber es war nicht genug. Sie spürte, wie ihr Panzer, mit jedem Meter, den der Drache sie in den Felsen rammte, enger und enger wurde. Nicht mehr
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