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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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außer ewiger Gefangenschaft!«
    »Auf dieser Welt gibt es keinen anderen Platz für dich, Sohn des Fafnir«, erwiderte Alberich. »Dies ist die Welt der Menschen, und auch wir Elben müssen uns mit einem Leben im Verborgenen abfinden.«
    »Das ist ein Fehler, den ich nicht wiederhole«, knurrte der Drache. »Ich werde ihr Gott sein ... so wie du ihnen ein Gott hättest sein können.«
    »Was weißt denn du vom Gottsein?«, fragte Alberich, und es klang Melancholie mit in dieser Frage. »Was ist daran, das dir so begehrenswert erscheint?«
    »Mir stellt sich mehr die Frage, warum es dir so wenig begehrenswert ist«, konterte der Drache und scharrte mit den Klauen über den Fels.
    »Du glaubst, so vieles zu wissen, und weißt doch nichts«, sagte Alberich. »Dein Bild von der Welt und der Macht ist ein zu einfaches.«
    »Im Kerker ist es schwer, sich ein genaueres zu machen. Aber das werde ich jetzt ändern.«
    »Die Menschen werden dich nicht lassen. Sie werden dich bekämpfen.«
    »Dieses Gewürm? Ich werde sie unterwerfen ... sie brechen und knechten.« Oegis’ Schwanz peitschte mit einem Knall durch die Luft, seine Worte bestärkend.
    »Wenn du sie so gering schätzt, wieso dann ist es dir so wichtig, von ihnen angebetet zu werden?«
    Jetzt erst merkte Svenya, dass Alberich - wie auch sie vorhin - Zeit zu schinden versuchte. Er war sich offenbar nicht sicher, ob er den Drachen alleine aufhalten konnte, und hoffte auf Unterstützung. Svenya bemühte sich über den Schmerz hinweg, sich zu bewegen. Sie musste ihren Speer finden. Wieso war er nicht von ganz alleine zu ihr zurückgekehrt?
    Durch den noch immer leichten Nebelschleier vor ihren Augen hindurch begann Svenya, den Boden des Kraters nach ihrer Waffe abzusuchen.
    »Ihre Anbetung bedeutet mir nichts«, beantwortete Oegis die Frage Alberichs. »Nur ihre Dienste zählen.«
    »Wenn du den Ring besitzt, kannst du dir ihre Dienste kaufen, auch ohne sie zu knechten.«
    »Aber wo wäre denn da der Spaß, Elb?« Fauchend warf der Drache den Kopf nach hinten.
    »So willst du quälen um des Quälens willen. Den in dir und deiner Familie schon immer wohnenden Hass ausleben an Wesen, die dir nie auch nur das Geringste angetan haben und die so schwach sind, dass sie sich nicht wehren können.«
    Der Drache kicherte. »Wohin sonst mit all dem Hass?«
    »Ich wüsste einen Weg«, sagte Alberich. »Ich bringe uns fort von hier, an einen weit entfernten Ort. Nur uns beide. Weit weg von dieser Welt. Und diesen Ort machen wir zu unserer Arena - um dort auf ewig gegeneinander zu kämpfen. Ewig, verstehst du Oegis? Ewig könntest du deinen Hass ausleben - an dem, der ihn in deinen Augen auch verdient hat.«
    Der Drache lachte laut auf und spreizte die Flügel. »Guter Trick, alter Mann. Klingt sogar für einen Moment recht verführerisch. Aber selbst wenn wir einmal annehmen, dass mir an ewigem Kampf gelegen wäre...«
    »Du suchst also keinen Gegner, sondern wehrlose Opfer.«
    Oegis zuckte mit den Schultern. »Die Jahre im Kerker haben mich bequem gemacht. Aber, wie gesagt, selbst wenn wir einmal annehmen, der ewige Kampf gegen dich würde mich reizen: Ich traue dir nicht. So, wie dir niemals jemand hätte trauen dürfen. Du würdest mich an diesen Ort bringen - und mich dann dort alleine zurücklassen. Das ist es, was du tun würdest. Und ich wäre auf ewig verbannt.«
    Svenya entdeckte die eine Spitze ihres Speeres unter einem Haufen Geröll - keine zehn Meter von ihr entfernt. Unter Aufbietung all ihrer Kräfte begann sie, darauf zuzurobben.
    »Ich gäbe dir mein Wort«, sagte Alberich.
    »Dein Wort?« Der Drache schmunzelte. »Du würdest die Worte derart zurechtlegen und so oft herumdrehen, bis du schließlich - wie immer - tun und lassen kannst, was dir beliebt, und keine Kraft des Kosmos würde dich des Meineids für schuldig befinden. Nein, Trickster, nicht mit mir!« Und ohne ein weiteres Wort spie er eine zweite, noch größere Salve seines Feuers auf den Elbenkönig.
    Wieder deckten die Flammen Alberich rundherum ein, sodass Svenya nichts sehen konnte, aber tief in ihrem Innern spürte sie, wie sich in der Magie um sie herum etwas veränderte. Dann hörte sie über das Rauschen des Feuers hinweg ein Knacken - so wie wenn ein Ei platzt -, dann ein Knirschen ... und sie wusste, was geschah: Alberichs Magiekokon war im Aufbrechen begriffen. Svenya steigerte ihre Anstrengungen weit über das ihr möglich Geglaubte hinaus und robbte schneller hin zu dem Speer. Aber noch

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