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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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folgen begann. »Aber was meinst du mit auch?« Sie hoffte, dass trotz seines Ausbruchs aus dem Kerker noch immer der Fluch auf ihm lastete, durch den er Fragen, die ihm direkt gestellt wurden, beantworten musste ... und dass ihn das von ihrem
    wirklichen Vorhaben ablenken würde.
    »Du kennst doch inzwischen eine der Geschichten, wie die Lichtelben nach Midgard kamen«, sagte er. Wie immer wunderte sich Svenya, dass er wusste, was er wusste - und fragte sich vor allem, woher er diese Kenntnis bezog; wohl ahnend, dass sie die Antwort darauf nie erfahren würde.
    »Ja, ich weiß, warum die Lichtelben hierher nach Midgard kamen«, antwortete sie und schritt weiter zurück, so als hätte sie Angst vor Oegis.
    »Nein«, erwiderte der Drache. »Du weißt nur, was Bruder Einauge dir erzählt hat.«
    »Ich bezweifle, dass er mich belügt.«
    »Zu Recht«, gab der Drache zu. »Hagen lügt nicht - das kann er nicht. Und gerade weil er es nicht kann, ist er ein Meister darin, die eine oder andere Wahrheit zu verschweigen. Obwohl ich mir in diesem Fall gar nicht sicher bin, ob er sie dir verschwiegen hat oder ob er sie selbst nicht kennt.«
    »Wovon sprichst du?« Weil ihre Schritte sehr viel kleiner waren als die seinen, wurde der Abstand zwischen ihnen immer geringer - aber Svenya widerstand der Versuchung, sich weiter nach hinten zu teleportieren, um ihn nicht auf ihren Plan, ihn hier herauszulocken, aufmerksam zu machen.
    »Du kennst die Geschichte in der Form, dass Alberich die Lichtelben auf der Flucht in der letzten Schlacht hierher nach Midgard geführt und dann erst erfahren hat, dass mein Großvater, mein Onkel und mein Vater ebenfalls hier waren.«
    »Ja.«
    Oegis kicherte. »Ja, so ist er, unser Alberich. Und sie nennen Loki einen Trickster. In Wahrheit wusste er vorher, dass Hreidmar, Fafnir und Regin auf Midgard Unterschlupf gesucht hatten. Und weil er den Ring unbedingt zurückhaben wollte, ist er ihnen hierher gefolgt.«
    »Was macht das für einen Unterschied?«, fragte Svenya. »Wenn er ihnen nicht gefolgt wäre, wäre sein Volk in der letzten Schlacht gegen die Dunkelelben vernichtet worden.«
    »Ja«, sagte der Drache gedehnt. »Vorausgesetzt, es hätte eine letzte Schlacht geben müssen...« Er ließ - wie so gerne - den Satz im Raum stehen.
    »Natürlich hat es eine letzte Schlacht gegeben. Laurins Anwesenheit hier und die seiner Horden sind der Beweis dafür«, entgegnete Svenya und warf aus dem Augenwinkel heraus einen kurzen Blick nach hinten. Sie hatte inzwischen eine Stelle erreicht, von der aus sie hinaus auf eine der Plattformen der Festung und von dort aus nach draußen in die Höhle gelangen konnte.
    »Ich bestreite nicht, dass es sie gab«, sagte Oegis. »Ich stelle nur infrage, ob es sie überhaupt hätte geben müssen.«
    »Wenn du mir etwas sagen willst, sag es!«
    »Die Lichtelben hätten Alfheim nicht verlassen, wenn sie von den Dunkelelben nicht in die Enge getrieben worden wären. Alberich wollte aber, dass sie Alfheim verlassen. Er wollte nach Midgard - wegen des Rings.«
    »Du willst sagen...?«
    Der Drache nickte. »Alberich hat die letzte Schlacht provoziert. Er hat sogar den ganzen letzten Teil des Krieges provoziert. Den, nachdem der Ring an Loki verloren und an Hreidmar weitergegeben worden war. Eben weil er sich damit nicht abfinden wollte.«
    »Der Krieg ging danach weiter, weil der Hass der Dunkelelben auf Alberich inzwischen so groß war, dass sie nicht eher ruhen wollten, bis sie auch den letzten der Lichtelben vernichtet hatten«, widersprach Svenya.
    »Nein, der Krieg ging danach weiter, weil Alberich die Dunkelelben dafür bestrafen wollte, dass sie Loki dabei geholfen hatten, den Ring an sich zu bringen. Und die letzte Schlacht gab es nur, weil Alberich einen Vorwand suchte, mit dem er seine Lichtelben nach Midgard locken konnte, um weiterhin dem Ring hinterherzujagen. Er hat den Angriff Laurins provoziert und dann so getan, als gäbe es keine Alternative, als nach Midgard zu fliehen.«
    Die Information brach über Svenya herein wie eine Sturmwelle. Wenn es stimmte, was der Drache sagte, stand vieles von dem, was sie wusste, unter verkehrten Vorzeichen. Aber ehe sie die im Detail betrachten wollte, stellte sie sich noch einmal - aber diesmal entscheidender - die grundsätzliche Frage, ob Oegis wirklich noch unter dem Fluch stand, die Wahrheit sagen zu müssen, oder ob dieser Fluch durch sein Entkommen aus dem Kerker und die Schwächung der Magie Alberichs durch den um sie

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