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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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erschaffen.«
    Lau’Ley schüttelte den Kopf, und ihr jetzt grünes Haar schwebte um ihr Haupt wie ein Knäuel giftiger und zum Zuschlägen bereiter Wasserschlangen. »Es ist mehr als das. Viel mehr. Es hat etwas mit deiner Identität zu tun.«
    »Die kenne ich selbst nicht«, sagte Svenya.
    »Wirklich?« Lau’Ley neigte neugierig den Kopf auf eine Seite.
    »Wirklich«, antwortete Svenya und musste plötzlich lachen.
    »Warum lachst du?«
    »Ach, nur so. Mir wurde bloß gerade klar, welche Ironie dahintersteckt, dass es die Geschichte meines Lebens ist, die Geschichte meines Lebens nicht zu kennen.«
    »Und das nervt dich nicht?«, fragte Lau’Ley erstaunt. »Mich würde das in den Wahnsinn treiben. Aber ich bin auch schrecklich neugierig. Das ist Teil meiner Natur.«
    Svenya schüttelte den Kopf. »Der Preis wäre einfach zu hoch. Außerdem habe ich mit der Gegenwart und der Zukunft mehr als genug zu tun.«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Lau’Ley. »Für dich gibt es keine Zukunft. Nur noch ein paar Sekunden.« Sie war gefährlich nah gekommen und deutete nun mit dem kreisenden Stachelfinger auf Svenyas Augen.
    »Warum willst du mich töten?«, fragte Svenya und verfluchte stumm ihre Hilflosigkeit. »Sag, was habe ich dir getan?«
    »Da wäre zum einen der Mord am letzten meiner Kinder.«
    »Der Leviathan hat mich zuerst angegriffen«, widersprach Svenya. »Es war reine Notwehr.«
    »Mag sein. Aber mein Prinz interessiert sich für meinen Geschmack viel zu sehr für dich.«
    Svenya wollte nicht glauben, was sie da hörte. »Du ... du bist eifersüchtig? Auf mich?«
    Lau’Ley fauchte und bleckte dabei ihre spitzen Zähne. »Irgendetwas an dir fasziniert ihn. Und um das zu beenden, musst du sterben. So simpel ist das.« Sie hörte auf zu kreisen und schwebte jetzt genau vor Svenya im Wasser.
    Zieht mich, wenn sie nah genug ist , flüsterte da plötzlich Svenyas Schwert Skalliklyfja in ihrem Kopf. Ich werde Eure Hand führen. Vielleicht vermag ich, sie zu treffen.
    Meine Hände sind zu schwer verletzt, antwortete Svenya mental. Ich werde dich kaum lange genug halten können.
    Wenn wir schnell sind, wird das auch gar nicht nötig sein , erwiderte die Klinge mit mehr Entschlossenheit, als Svenya sie fühlte.
    »So«, sagte Lau’Ley. »Genug geplaudert. Zeit für letzte Worte und Gebete. Noch irgendetwas, das du mir sagen willst? Auch wenn du natürlich davon ausgehen kannst, dass ich es schon in weniger als einer Minute vergessen haben werde ... so, wie ich dich dann vergessen haben werde. Und so, wie Laurin dich vergessen wird. Vielleicht nicht so schnell wie ich ... aber früher oder später auf jeden Fall,«
    »Bring es einfach hinter dich«, sagte Svenya und konzentrierte sich auf ihre rechte Hand am Griff Skalliklyfjas.
    Lau’Ley lächelte grimmig - und schnellte dann plötzlich wie von der Sehne geschossen auf Svenya zu ... mit dem langen Dorn ihres Fingers genau auf Svenyas Auge zielend.
    JETZT!, rief Skalliklyfja, und Svenya zog das Schwert.
    Die Klinge zuckte aus der Scheide und so schnell in einem weiten Bogen auf die Sirene zu, dass Svenya das Gefühl hatte, ihr würde der Arm aus der Schulter gerissen. Lau’Ley schrie auf und wich in letzter Sekunde aus - sodass die Klinge hart auf den steinernen Tempelboden krachte. Der Schmerz der Erschütterung machte es Svenya unmöglich, das Schwert noch länger zu halten, und trieb ihr Tränen in die Augen. Sie blinzelte sie schnell weg und sah, dass Lau’Ley sich einige Meter zurückgezogen hatte und sie wütend anfunkelte.
    »Mach es uns beiden doch nicht so schwer«, sagte sie herablassend. »Ich werde auch dafür sorgen, dass es kurz und schmerzlos geht.«
    Du kannst dich doch mit eigener Kraft bewegen , sprach Svenya mental zu der jetzt nicht weit von ihrem Speer am Boden liegenden Skalliklyfja.
    Nur in Eurer Hand , antwortete die Klinge.
    Scheiße! , fluchte Svenya in sich hinein - mit ihren verkrüppelten Händen würden ihr auch die Pistolen an ihrem Gürtel nichts nutzen. Selbst wenn sie sie hätte ziehen können, bezweifelte sie doch stark, überhaupt dazu in der Lage zu sein, sie schnell genug zu entsichern oder gar gezielt abzufeuern. Besonders hier unter Wasser.
    Ist das das Ende?

15
    Lau’Ley schwebte vor Svenya im Wasser wie ein auf den Angriff lauernder Hai. Die Gegenattacke mit dem Schwert hatte sie vorsichtig werden lassen, und sie schien zu prüfen, aus welchem Winkel heraus sie am wenigsten gefährdet zuschlagen und den tödlichen Stich mit

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