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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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unsere trockenen Kehlen wirklich zu netzen. Wir schmecken nichts, wir fühlen nichts. Und noch schlimmer als der Durst ist der Hunger. Nichts bereitet unseren Gaumen mehr Freude seit dieser unheiligen Nacht, in der Ran uns strafte.« Seine Stimme kippte beinahe über vor Zorn - dann deutete er an sich hinab. »Und wie würde es dir gefallen, den Rest deines ewigen Lebens als Kind zu verbringen?!?«
    »Ich verstehe deine Wut«, sagte Svenya und korrigierte sich dann eilig. »Also nicht, dass ich es mir wirklich vorstellen könnte, aber ich sehe, was du meinst. Doch nichts von alldem habe ich verschuldet, Finn! Ich wollte euch befreien!«
    »Indem du die Einzige vertreibst, die uns wirklich hätte befreien können?!«, schrie er sie an...
    ... und dann stach er mit der rostigen Eisenklinge in seiner kleinen Faust zu.
     

14
    Jeder Muskel in Svenyas Leib verkrampfte sich, als Finn das Fischmesser in ihren Bauch rammte, und einem Urinstinkt folgend hatte sie die Augen zugekniffen. Doch dann spürte sie, dass sie gar nichts spürte - abgesehen von den Wunden aus dem Kampf mit der Unsichtbaren. Sie öffnete die Augen wieder und beobachtete, wie auch Finns zweiter Stich durch sie hindurchging, ohne sie überhaupt zu berühren.
    »Nein!«, schrie der Junge auf und stach wieder und wieder zu - doch ohne Ergebnis. Er als Geist konnte sie einfach nicht berühren. Tränen der Wut stiegen ihm in die nur auf den ersten Blick kindlich wirkenden Augen. »NEIN!!!«
    Svenya sah, wie die restlichen Geisterbürger der versunkenen Stadt resigniert Schultern, Köpfe und Waffen sinken ließen und sich von ihr abwandten, um wieder antriebslos davonzuschlurfen. Sie sah die Verlorenheit in der Miene des Jungen, und obwohl er, aus Gründen, die sie nicht verstand, versucht hatte, sie umzubringen, verspürte sie das Verlangen, ihn zu trösten.
    »Es tut mir leid, Finn«, sagte sie, und ihre Stimme war schwach von den Verletzungen des Kampfes.
    Wieder funkelte er sie an. »Lange nicht genug«, erwiderte er hasserfüllt. »Aber es wird dir noch leidtun. Spätestens, wenn du ihr wieder begegnest.«
    »Wer ist sie?«, fragte Svenya.
    Doch statt zu antworten, erhob Finn sich, ließ das unnütze Messer fallen, drehte sich um und ging fort.
    »Wer ist sie?!«, rief Svenya noch einmal, aber für den Geisterjungen existierte sie nicht mehr. Er verschwand in der Dunkelheit der See und ließ Svenya allein zurück.
    »Wirklich schade, dass sie dir nichts anhaben konnten, die Geister«, sagte plötzlich eine Stimme aus dem Verborgenen. »Sie hätten mir sehr viel Mühe erspart.«
    Svenya erkannte die Stimme, auch ohne sich herumzudrehen. Es war die melodische Stimme Lau’Leys. Die Gefährtin des Schwarzen Prinzen schwamm mit der katzenhaften Behaglichkeit der Siegesgewissheit in Svenyas Gesichtsfeld und begutachtete sie.
    Lau’Ley war nackt und anders als an Land war ihre Haut jetzt tiefgrün und fein geschuppt. Vom Nacken herab lief ein stachliger Finnenkamm bis weit über den Steiß hinweg, wo er in einer kräftigen Flosse endete; ähnlich der eines Hais. Ihre Beine waren um einiges länger, als Svenya sie erinnerte, und mündeten in langen und schlanken, ruderartigen Füßen mit Schwimmhäuten.
    »Aber sag, Hüterin, wenn sie dich nicht berühren können, die Gespenster dieser versunkenen Stadt, was dann hat dich so zugerichtet?«, fragte Lau’Ley - eindeutig mehr interessiert als mitfühlend -, und begann, kleine Kreise um Svenya zu ziehen.
    Svenya legte die Hand an den Griff ihres Schwertes, obwohl sie wusste, dass sie viel zu schwach und verletzt war, um zu kämpfen, und beschloss, ihr nicht zu antworten. Offenbar war sie ihr hierher gefolgt, aber zu spät angekommen, um den Kampf gegen die Unbekannte beobachtet zu haben. Je weniger sie darüber wusste, warum Svenya hier und was geschehen war, desto besser.
    »Ach, egal«, sagte Lau’Ley, als sie merkte, dass Svenya es ihr nicht sagen würde. »Dann habe ich nur umso leichteres Spiel.« Der titan-farbene Nagel ihres Zeigefingers wuchs zu einem langen, spitzen Dorn voller Widerhaken.
    »Was willst du von mir?«, fragte Svenya - mehr, um Zeit zu gewinnen.
    »Nichts«, erwiderte Lau’Ley mit einem Zucken ihrer schmalen Schultern. »Absolut nichts will ich von dir. Nur deinen Tod natürlich.
    Obwohl mich schon interessieren würde, warum überhaupt mein Liebster einen solchen Narren an dir gefressen hat.«
    »Er brauchte mich für sein Ritual«, sagte Svenya. »Um ein zweites Tor zu

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