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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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Deshalb drückte sie weiter ... und weiter...
    Dann aber hörte und fühlte sie, wie Lau’Leys Rippen brachen, und sah Blut von zwischen ihren weit aufgerissenen Lippen hervorquellen.
    »Ich kann das nicht!«, rief Svenya und stieß die Sirene von sich. Obwohl sie es besser wusste, hatte ihr Mitleid die Oberhand gewonnen. Sie sackte zu Boden und spürte, wie ihr Panzer ebenso kraftlos in sich zusammenbrach wie sie selbst.
    Lau Ley hustete und spuckte, hielt sich die Seiten und rappelte sich mühevoll auf. Ihre smaragdgrünen Augen waren der Spiegel all ihres Hasses. »Das wirst du büßen«, stieß sie keuchend hervor. »Jetzt werde ich mir Zeit lassen. Viel Zeit. Und du wirst dir wünschen, du hättest mein Angebot angenommen, schnell zu sterben ... und schmerzlos.«
    Svenya war zu müde und zu erschöpft, um etwas zu erwidern. Sie hatte ihre Entscheidung gefällt und war bereit, die Konsequenzen dafür zu tragen. Sie hatte gelernt, dass sie nicht nur keinen Unschuldigen töten konnte, sondern auch niemanden, der ihr wehrlos ausgeliefert war. Eine Lektion, die sie jetzt mit dem eigenen Leben bezahlen würde. Sie lag auf dem Rücken und blickte nach oben ... wo das Wasser inzwischen um einiges heller geworden war. Die Nacht war vorüber, und die Sonne war aufgegangen, ohne dass sie es gemerkt hatte. Ihr Licht noch ein letztes Mal zu sehen, ehe sie starb - selbst durch das Wasser hindurch erfüllte Svenya mit einer seltsamen Dankbarkeit... seltsam, weil sie nicht sagen konnte, wem sie sie schuldete; aber das machte sie nicht weniger tief. Doch genauso stark wie diese Dankbarkeit, nein, noch sehr viel stärker war die Trauer darüber, Hagen nie wiederzusehen ... ihm nicht mehr sagen zu können, was sie für ihn empfand ... es ihm nicht früher gesagt zu haben.
    Lau’Ley kam langsam näher. Noch misstrauischer als vor ihrem letzten Angriff. Sie sah so angeschlagen aus, wie Svenya sich fühlte. Sie breitete ihre Arme aus, und jetzt wuchsen Dornen aus all ihren zehn durch Schwimmhäute verbundenen Fingern.
    Da schob sich plötzlich ein gewaltiger Schatten zwischen Svenya und die lichtdurchflutete Meeresoberfläche ... der Riesenhai!
    Auch Lau’Ley sah ihn und schaute nach oben. Svenya wunderte sich darüber, dass die Sirene erschrak, war das Tier doch trotz seiner gewaltigen Größe absolut harmlos. Aber die Panik auf Lau’Leys Gesicht war so echt wie eben noch ihr Hass, und Svenya strengte sich an, genauer hinzusehen. Zunächst konnte sie nichts Außergewöhnliches erkennen, dann aber, als der riesige Fisch seine Schnauze zu ihnen herabsenkte und damit seinen Kurs dahin lenkte, wo Svenya lag, entdeckte sie, dass jemand auf dem Rücken des Hais saß. Nur eine Silhouette. Eine Silhouette mit langen im Wasser wehenden Haaren. Zuerst dachte Svenya, ihre unbekannte Angreiferin von vorhin sei zurückgekehrt, aber dann sah sie, dass die schattenhafte Figur breite Schultern hatte. Sehr breite Schultern. Es war ein Mann. Ein Mann, der jetzt, da der Hai, auf dem er ritt, nur noch wenige Meter von Svenya und Lau’Ley entfernt war, sprach.
    »Oh, wie gut, Geliebte, dass du die Hüterin gefunden und gerettet hast«, sagte er, und Lau’Ley ließ augenblicklich die Stacheln an ihren Fingern verschwinden.
    Svenya erkannte die Stimme sofort.
    Es war Laurin, der Schwarze Prinz der Dunkelelben!

16
Elbenthal
    Hagen stand in voller Rüstung im Zentrum der Kommandozentrale vor dem originalgetreuen Modell der Festung und einer Wand großer Überwachungsmonitore und gab seinem Generalstab letzte Anweisungen zur besonderen Sicherung der Burg. Für den Fall, dass der Raub der Schwerter des Schicksals nur ein Ablenkungsmanöver war, das Laurin dazu nutzen wollte, Elbenthal anzugreifen und zum Tor vorzustoßen, um buchstäblich die Hölle auf Erden zu entfesseln, musste er vorbereitet sein. Dabei schaute er immer wieder auf die Uhr. Als er schließlich seine Offiziere entließ, bat er Wargo Wolfsson zu bleiben.
    »Du nimmst Brodhir und zwei Dutzend Späher und erkundest die Peripherie«, befahl er dem Mannwolf. »Haltet nach allem Ausschau, was euch verdächtig erscheinen mag, und rapportiert stündlich über Fleymys-Melder.«
    »Jawohl, General«, bestätigte Wargo die Anordnung und machte sich zusammen mit seinem Wolf daran, die Kommandozentrale zu verlassen. Am Eingang drehte er sich noch einmal herum. »Gibt es Neuigkeiten von Sv... von der Hüterin?«
    »Nein«, antwortete Hagen. Er gab sich keine Mühe seine eigene Nervosität zu

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