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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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stieß er sie unwirsch auf das Bett zurück.
    »Was hattest du in Vineta verloren?«, fragte er sie, und der Blick seiner dunklen Augen heftete sich in den ihren.
    Svenya antwortete nicht. Sie war froh, dass er offenbar keine Ahnung hatte von den Schwertern. Aber wenn nicht er, wer dann? Sie musste so schnell es ging von hier fliehen, um Hagen von ihrem Kampf in der versunkenen Stadt zu erzählen - dem Kampf mit der Fremden, deren Macht nicht einmal sie gewachsen war. Sie mussten unbedingt das letzte Schwert vor ihr schützen.
    »Woher hast du diese Wunden?«
    Svenya schloss die Augen und entschied, so zu tun, als sei Laurin gar nicht hier.
    »Sie stammen nicht von Lau’Ley«, stellte er fest. »Sie behauptet, sie hätte dich gerettet. Stimmt das?«
    »Hau ab und lass mich in Ruhe«, knurrte sie gereizt und drehte sich von ihm weg.
    Er packte sie an der Schulter und riss sie wieder herum. »Beantworte meine Fragen!«
    »Einen Scheiß werd ich!«, fauchte sie. Es war jetzt das zweite Mal, dass der Fürst der Dunkelelben sie gegen ihren Willen angefasst hatte, und die Erinnerung an all das Üble, das Charlie ihr im Heim angetan hatte, kochte in ihr hoch ... und mit ihr die Wut... der Hass.
    »Töte mich, und bring es damit ein für alle Mal hinter dich ... aber nerv mich nicht... und fass mich vor allem nie wieder an!«
    Er packte sie an den gefesselten Handgelenken und zog sie so dicht vor ihr Gesicht, dass sie auf ihre Verbände starren musste. »Wenn ich dich töten wollte, würde ich dich dann heilen?«, fragte er wütend. »Ich habe dir schon bei unserer letzten Begegnung gesagt, dass ich nicht deinen Tod will.«
    »Was, bei Hel, willst du dann?«, herrschte sie ihn an.
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte er und erhob sich von seinem Platz. An der Tür drehte er sich noch einmal zu ihr herum. »Ich bin nicht dein Feind, Schwanentochter.«
    »Du bist der Feind meines Volkes.«
    » Deines Volkes?«, fragte er und lachte rau auf. »Du hast ja keine Ahnung. Und für den Moment ist das sogar das Beste. Aber nur so viel: Vielleicht ist das, was Alberich und Hagen dir über den Großen Krieg erzählt haben, nur die halbe Wahrheit.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Für einen langen Moment stand er nur stumm da, und Svenya konnte erkennen, wie die dunkle Härte aus seinem Gesicht wich. »Schau mich an, Schwanentochter.«
    Svenya wartete darauf, dass er noch mehr sagte, aber das tat er nicht. »Ich schaue dich an«, sagte sie daher trotzig.
    »Was siehst du?« Seine Stimme war jetzt ruhig.
    »Ein Arschloch, das versucht hat, mich für ein Ritual zu opfern, und mich jetzt gegen meinen Willen gefangen hält«, erwiderte sie. »Ich sehe den Anführer derer, die die Freiheit dieser Welt bedrohen.«
    Wieder lachte er auf. »Ich und die Meinen mögen vieles bedrohen - aber ganz gewiss nicht die Freiheit. Doch ich habe die Frage falsch gestellt: Wen siehst du, Schwanentochter?«
    Sie hatte keine Ahnung, worauf er hinauswollte. »Wenn du mir etwas sagen willst, sag es einfach!«, herrschte sie ihn an.
    »Schau einfach hin«, sagte er. »Kommt dir denn mein Gesicht nicht irgendwie vertraut vor?«
    Svenya war irritiert. Spielte er darauf an, dass sie ihm bereits vor jener Nacht ihres siebzehnten Geburtstages schon einmal begegnet war? Sie kramte in ihrem Gedächtnis ... spulte die Jahre auf der Straße und im Heim vor ihrem geistigen Auge ab ... suchte darin nach dem kantigen Gesicht, das sie jetzt vor sich sah ... den unvergleichlich dunklen Augen ... dem unverwechselbar selbstbewussten Blick, den man, ohne zu übertreiben, schon als überheblich bezeichnen konnte. Doch da war nichts. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ihm jemals zuvor begegnet zu sein ... aber dennoch: Je länger Svenya Laurin jetzt anschaute, umso mehr hatte sie tatsächlich das Gefühl, ihn irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Sie konnte nur nicht einordnen, wann und wo. Seine Züge kamen ihr auf merkwürdige Art und Weise, ganz wie er sagte, vertraut vor ... vertrauter als bei jemandem, den man vielleicht einmal unbewusst im Vorübergehen aus den Augenwinkeln heraus wahrgenommen haben mochte. Aber war das wirklich so, oder war das nur ein Trick? Sie wusste durch ihre Ausbildung, dass Laurin - ähnlich wie Lau’Ley -über hypnotische Fähigkeiten verfügte. Manipulierte er sie vielleicht gerade, um ihre Feindseligkeit oder ihre Wachsamkeit zu untergraben, indem er ihr nur vorgaukelte, dass sie einander von irgendwoher kannten und das etwas zwischen ihnen

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