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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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und fragte sich, ob sie darin vielleicht auch Hinweise finden würde zu ihrer eigenen Identität.

36
Elbe-Havel-Kanal
    Ganz ohne Hagens Zutun oder die hohe Geschwindigkeit auch nur einen Deut zu mindern, schwenkte Skidhbladhnir kurz hinter Magdeburg nach Ostnordost in den Kanal hinein und überquerte die erste Schleuse - so als hätte das Schiff Augen, sie zu sehen - mit einem weiten und hohen Sprung durch die Luft.
    »Wie geht die Geschichte weiter?«, fragte Svenya.
    »Es geschah, als Odin, Loki und Hoenir auf einer ihrer Wanderungen waren, dass Loki am Ufer eines nahen Flusses eines Fischotters gewahr wurde und rein aus grausamem Spaß heraus einen Stein nach ihm schleuderte - und ihn damit erschlug. Er zog ihm das Fell ab und nahm es an sich. Später gelangten die drei an einen Hof, gebaut aus purem Gold und Edelsteinen, und erbaten dort Unterkunft für die Nacht. Herr des Hofes war Hreidmar, ein Geschöpf Surtrs - ein Drache und, wie viele Wesen seiner Zeit, Gestaltenwandler. Er erbot den beiden Asen und Loki Gastfreundschaft und nahm sie unter seinem Dach auf, um sie zu beherbergen und zu bewirten. Nachdem sie zusammen gespeist hatten, präsentierte Loki voll prahlerischem Stolz seine Jagdbeute, das Otterfell, um es ihrem Gastgeber zum Geschenk zu machen dafür, dass er sie so herzlich willkommen hieß. Wie überrascht waren er, Odin und Hoenir jedoch, als mit einem Male alle Freundlichkeit von Hreidmar abfiel und er sie in unzerbrechliche Ketten werfen ließ.
    Was die drei nicht wissen konnten: Hreidmar war einst einer der besten Freunde meines Vaters gewesen, der damals auch unter dem Namen Andvari bekannt war. Die Freundschaft der beiden war so groß, dass mein Vater einen der Söhne Hreidmars, Regin, als seinen Lehrling in der Magie und Schmiedekunst annahm und in viele seiner Geheimnisse einweihte. Sogar den Hof, auf dem Hreidmar wohnte, hatte mein Vater mithilfe Regins für ihn gebaut, damit das Funkeln des Goldes und der Juwelen ihn ewig an seine frühere Heimat Muspelheim erinnern sollte. Stattdessen aber hatte das viele Gold Hreidmar gierig gemacht und er hatte seinem Sohn Regin befohlen, herauszufinden, woher Andvari über so viel des edlen Metalles verfügte. Regin fragte meinen Vater, und der, dem das Konzept der Habgier völlig fremd und der bereit war, alles zu teilen, was er hatte, führte den Hreidmarssohn in das Innerste seiner Schatzkammern, um ihm dort einen Ring zu zeigen, den er vor langer, langer Zeit aus der Chaosmagie Ginnungagaps geschmiedet hatte: den Andvaranaut. Dieser eine Ring hat die Eigenschaft, fortwährend neues Gold und Juwelen zu produzieren.
    Regin erzählte seinem Vater davon, und Hreidmar befahl seinem Sohn, den Ring zu stehlen. Regin war alles andere als wohl bei dem Gedanken, und er haderte lange mit sich, aber schließlich erwies sich das Gesetz der Familie stärker als die Verbundenheit gegenüber dem Freund und Lehrmeister, und Regin versuchte, den Andvaranaut an sich zu bringen. Mein Vater aber ertappte ihn bei dem Versuch und stellte ihn zur Rede. Als Regin ihm von dem Befehl des Vaters erzählte, war Andvari in seiner unschuldigen Großzügigkeit völlig erschüttert von einer Habsucht, die größer war als freundschaftliche Bande, und er verstieß Regin. Hreidmar kündigte er die Freundschaft und verbarg seinen eigenen Hof in den Tiefen eines gewaltigen Flusses, baute mithilfe der Vanir unüberwindbare Mauern und versteckte den einzigen Zugang zu seiner Festung unter einem der vielen Wasserfälle.
    Als Hreidmar davon erfuhr, beauftragte er seinen zweiten Sohn, Otur, sich in einen Otter zu verwandeln und nach einem Zugang in Andvaris Schloss zu suchen. Otur widmete sich jener Aufgabe viele, viele Jahre lang mit großer Ausdauer und stetem Gehorsam, jedoch ohne auch nur die Spur eines versteckten Einganges zu finden.
    Und ebenjener Otur in Gestalt des Otters war es, den Loki an diesem Tage in seinem grausamen Übermut erschlagen und sein Fell seinem Vater als Gastgeschenk angeboten hatte.
    Die Wut Hreidmars war gewaltig - noch gewaltiger aber war die seit Ewigkeiten in seinem Herzen gewachsene Gier nach dem Ring des Niflung. Er drohte Odin, Loki und Hoenir an, sie auf ewig in Ketten zu halten - es sei denn, sie würden ihm als Wergeid für den Sohn das Gold Andvaris und den Andvaranaut beschaffen.
    Loki, der seine Schuld am Tod des Sohnes anerkannte, schwor, Entschädigung zu leisten und dem Hreidmar den Schatz und den Ring zu beschaffen. Hreidmar ließ ihn und

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