Der schwarze Prinz
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»Du meinst«, unterbrach Svenya Hagen, »Odin hat die Menschen als Energiequelle der Magie der Aesir und als Kanonenfutter für die Schlacht gegen die Vanir erschaffen?«
»Ja«, bestätigte Hagen. »Er lehrte die Menschen, Tempel zu bauen, auf dass die Kraft ihrer Anbetung nach Asgard geleitet wurde, und errichtete Walhall als Palast für in der Schlacht gefallene Krieger. Aus den ersten im Kampf getöteten Frauen schuf er die Walküren, deren Aufgabe es war, die Seelen der Gefallenen vom Schlachtfeld zu holen und sie nach Walhall zu führen. Als jedoch Freyja und Andvari dieses Treibens gewahr wurden und die verlorenen Seelen all jener sahen, die starben, ohne in einer Schlacht zu fallen, bauten auch sie eine riesige Halle aus Gold, um all jene Unschuldigen aufzunehmen. Diese Halle nannten sie Folkwang, und Freyja gelang es, einige der Walküren auf ihre Seite zu bringen. Im Kostüm eines Falken flog sie ihnen voran, um sie zu lehren, die Seelen der Friedlichen einzusammeln und zu ihr zu bringen. Jedoch sammelte sie sie nicht, wie Odin, um sie mit in den Krieg zu führen, sondern um ihnen Asyl zu geben und sie die Ewigkeit in Frieden und Freude verbringen zu lassen. Das führte dazu, dass die Menschen begannen, auch Freyja anzubeten und in der Folge weitere der Vanir und auch ihnen zusätzliche Macht zu schenken, sodass Odins ursprünglicher Plan beinahe vereitelt war. Sein einziger Vorteil waren nun nur noch die Seelen der gefallenen Krieger in Walhall, und er zog gegen die Vanir in die entscheidende Schlacht.
Der Kampf tobte lange und grausam. Er erschütterte die Festen der Welten, und schließlich sah Freyja ein, dass keine der beiden Seiten sie gewinnen konnte und wenn sie so weitermachten, das Universum zerstört werden würde. Daher bat sie Andvari, den Asen seinen Hort und den Ring zu übergeben, damit endlich wieder Friede einkehren möge. Doch Andvari war nicht bereit dazu, sein Hab und Gut aufzugeben, nur weil kriegerische Räuber es brauchten, um ein Verbrechen zu sühnen, das er nicht verschuldet hatte. Er wusste, wenn er klein beigeben würde, würde sich in Zukunft jeder, der die Macht dazu hatte, mit Gewalt das aneignen, was anderen gehörte - und das konnte er nicht zulassen. Eher würde er dabei Zusehen, wie die Welten zerstört werden ... und dann neue erschaffen.
So kam es zum Zwist zwischen Andvari und den Vanir, und sie lösten sich von ihm. Sie schlossen um des Universums willen ihren Frieden mit den Aesir, und um diesen Frieden auf ewig zu garantieren, ging Freyja mit einigen anderen der Vanir freiwillig als Friedgeisel nach Asgard, während einige der Asen fortan in Vanaheim lebten. Der Vanir einzige Bedingung war, dass sie niemals gegen Andvari in den Kampf ziehen würden - während Odin forderte, dass sie sich aber auch nicht einmischen durften, wenn er und die Aesir das taten.
Andvari sah, wie groß die Macht der Asen inzwischen geworden war, und er beriet sich mit seinem ältesten Freund, Surtr, dem Herrscher über Muspelheim, wie er dafür sorgen konnte, dass diese kriegerische und habgierige Rasse nicht noch mehr an Macht erlangte. Gemeinsam webten sie ihren Zauber und entzogen Midgard nahezu alle Magie - auf dass die Anbetung durch die Menschen weder den Aesir noch den Vanir in Zukunft größere Kraft bringen sollte. Außerdem lehrten die beiden die Menschen Ackerbau, Viehzucht und die Fertigung von wehrhaften Häusern aus Stein - damit sie sich nicht länger nur von Kampf und Plünderungen ernähren mussten ... sodass der Zufluss an Kriegerseelen nach Walhall immer kleiner wurde, weil die Menschen lernten, in Frieden und Eintracht miteinander zu leben.
Doch all das störte Odin nicht. Im Glauben, dass er in der Übermacht war, weil Andvari die Vanir nicht mehr an seiner Seite hatte, zog er in die Schlacht gegen Niflheim. Nun aber waren es die Jötunn, die sich den Asen in den Weg stellten - um damit Andvari gegenüber ihren Dank zu erweisen dafür, dass er ihnen damals einen Teil seines Reiches zum Land gegeben hatte. Doch so stark die Jötunn auch waren, sie waren weder so versiert in der Kriegskunst wie die Aesir und die an ihrer Seite kämpfenden Menschenseelen, noch waren sie auch nur ansatzweise so gut bewaffnet. Mit ihren Keulen und Steinhämmern hatten sie nicht die Spur einer Chance gegen den Stahl und die Zauberwaffen aus Asgard.
Odin und sein Heer überrannten sie einfach, zerstörten halb Jötunheim, und Niflheim schien verloren. Doch Andvari hatte ein Ass im
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