Der schwarze Prinz

gelernt zu haben als in all den Unterrichtsstunden ihres früheren Lehrers Raegnir.
    »Loki entdeckte die dreizehn Elbinnen, die ihrer Heimat den Rücken gekehrt hatten, und näherte sich ihnen in Gestalt eines harmlosen Knaben. Er schien nicht nur keine Gefahr darzustellen, sondern weckte zudem ihre Schutzinstinkte, und sie nahmen ihn in ihrer Mitte auf und gaben ihm zu essen und zu trinken. Loki log ihnen vor, er sei der Sohn eines Fürsten ganz in der Nähe, und sein Vater würde ihnen ihre Großzügigkeit ganz bestimmt mit einer Unterkunft vergelten, wenn sie ihn nur nach Hause brächten. Vielleicht würde er sie sogar in seine Dienste nehmen. Natürlich willigten die Dreizehn ein, ihn zu seinem Vater zurückzubringen, aber als sie auf dem Weg Rast machten, webte er einen Zauber über sie, der für sie die Zeit einen Tag und eine Nacht lang stillstehen ließ. Diese Zeit nutzte er, um vorauszueilen und aus einem Teil Niflheims, ganz in der Nähe von Alfheim - nur auf der anderen Seite des Nebelgebirges und ganz am Rande der Neun Welten eine riesige Festung zu errichten und einen dunklen Hain darum herum.
    Dann kehrte er zurück zu den dreizehn Elbinnen. Gerade rechtzeitig, als sie aus ihrer Starre erwachten - und führte er sie zu dem dunklen Wald mit dem Schloss darin. Das hatte er derart verhext, dass es den Töchtern Alfheims so erschien, als sei es bewohnt und voller Dienstleute. Als Vater aber hatte Loki ein Spiegelbild von seinem eigenen, erwachsenen Selbst gefertigt und gaukelte den dreizehn große Wiedersehensfreude vor. Er gab ihnen geräumige Unterkünfte und bat sie, so lange seine Gäste zu sein, wie es ihnen belieben
    möge.
    Nach all der Zeit auf der ruhelosen Wanderschaft genossen die Elbinnen die Gastfreundschaft und willigten nur zu gerne ein. Loki bewirtete sie großzügig und lullte sie ein mit süßen Speisen und schwerem Wein. Nach ein paar Tagen tat er so, als habe er seinen >Sohn< auf ein anderes Gut zu den Eltern seiner verstorbenen Frau geschickt, und trat ihnen nur noch als Erwachsener gegenüber. Dann begann er, sein eigentliches Lügenwerk in ihre Herzen zu pflanzen. Er drückte ihnen gegenüber sein Bedauern aus darüber, dass sie wegen der Bösartigkeiten und Intrigen Alberichs ihre Heimat verloren und Blut von ihrem Blut vergossen hatten.
    >Das wäre alles nicht passiert<, sagte er ihnen, >hätte Alberich dem Odin nicht den Ring gestohlen. Dann hätte er auch euer Volk nicht unter Lug und Trug erschaffen müssen, um ein Heer aufzustellen, das sein Raubgut vor dem rechtmäßigen Eigentümer beschützt und sich dabei opfert. <
    Die Elbinnen hatten ihr ganzes Leben lang in der Abgeschiedenheit Alfheims verbracht, und was sie als Walküren erlebt hatten, war bis auf ihre letzte Missetat vergessen, also konnten sie nicht beurteilen, ob Loki die Wahrheit sprach oder nicht. Aber sie wussten, dass bei der Entstehung ihres Volkes und der Begegnung zwischen ihrer Urmutter und ihrem Urvater die Zauberei Alberichs mit im Spiel gewesen war und offenbar nichts als Unglück gebracht hatte ... und sie wussten, dass Alberich erst sehr viel später mit seiner Festung in ihr Land gekommen war - auf der Flucht vor Odin.
    Loki aber erzählte ihnen seine trügerische Version der Ereignisse mit solch großem Geschick und ausgeschmückt mit so vielen Details, dass sie ihm schließlich zu glauben begannen und schon nach wenigen Tagen in Alberich den Feind ihres Volkes sahen.
    Sie schworen, Rache zu nehmen und ihr Volk über die Schandtaten des Niflung aufzuklären. Loki aber warnte sie, dass ihnen das nicht gelingen würde. Sie seien zu wenige und außerdem, weil sie ins Exil gegangen waren, Geächtete. Die Masse der Elben in Alfheim würde ihnen nicht glauben und sie einfach wieder verjagen ... oder gar töten. Er riet ihnen, mit mehr Geduld vorzugehen und ihre Zahl langsam anwachsen zu lassen.
    >Wie sollen wir das tun?<, fragten sie ihn, denn sie wussten es nicht.
    Loki aber hatte bereits eine Idee: Die dreizehn sollten sich zunächst heimlich nach Alfheim zurückschleichen, dort jede einen Mann verführen und sich von ihm ein Kind zeugen lassen, um dieses dann hier, im sicheren Schutz seiner Festung, auszutragen, um so ihre
    Zahl zu mehren.
    Die dreizehn stimmten dem Plan Lokis zu und betraten Alfheim heimlich über dreizehn verschiedene Wege. Sie verführten dreizehn Männer, bis jede von ihnen ein Kind unter dem Herzen trug, und kehrten dann in die Festung zurück, um sie dort zur Welt zu bringen. Und