Der schwarze Prinz
antwortete, dass er sie, seine Kinder und sein Land niemals verlassen könne, erbat sich aber einen Urlaub, um seine früheren Gefährtinnen und Gefährten zumindest einmal wieder zu besuchen.
Alba stimmte nur zu gerne zu - war sie doch froh, ihren Gatten nicht auf ewig zu verlieren -, und die beiden trennten sich mit dem Versprechen des baldigen Wiedersehens.
Andvari aber wurde von großem Unglück befallen, als er den Freund herannahen sah. Der Verrat Regins saß ihm tief in den Knochen, und der Krieg zwischen den Aesir und den Vanir war in vollem Gange. Er befürchtete, dass Freyr das Geheimnis der Elben nicht für sich behalten werde und dadurch das friedliche Volk in den Konflikt mit hineingezogen werde. Also ersuchte er Freyr, zu den Seinen zurückzukehren und für immer dort zu bleiben. Freyr aber war entschlossen, seinen Gefährten, den Vanir, im Kampf gegen die Aesir beizustehen - besonders als er hörte, was man Freyja angetan hatte. Da blieb Andvari nichts anderes übrig, als wieder einen Zauber über ihn zu legen. Dieses Mal aber ließ der Zauber ihn Alba und die Elben vergessen, auf dass er sie nicht verraten konnte. So zog Freyr ohne Erinnerungen an sein Weib und das von ihm gegründete Volk in den Krieg gegen die Aesir, und als es schließlich zum Waffenstillstand kam, bot er sich neben Freyja als Friedgeisel an und zog nach Asgard.
Als sich nun also die Asen sammelten, um Andvaris Feste mit Gewalt zu stürmen, verlegte er sie unter Aufbringung großer Magie aus Niflheim fort in das Herz von Alfheim. Dann ging er an die Grenze des Waldes und sammelte dort allen Nebel seines alten Reiches und formte ihn zu einem langgestreckten Gebirge voller Irrwege und Pässe, die im Nichts endeten, und legte einen Fluch darüber, auf dass weder Aesir noch Vanir es jemals zu überwinden oder durchdringen vermochten.
Odin und seine Heerscharen durchkreuzten Niflheim über Jahrhunderte hinweg von einem Ende bis zum anderen. Doch sosehr sie auch suchten und dabei das Land in Schutt und Asche legten, sie fanden weder Andvari noch seine Feste.
Andvari aber lebte endlich wieder in Frieden inmitten der Elben. Aber er sah, dass Alba nicht mehr dieselbe war wie früher einmal. Sie war still und in sich gekehrt, und so manches Mal sah er sie weinen, wenn sie glaubte, unbeobachtet zu sein. Er versuchte sie aufzuheitern, und manchmal gelang ihm das sogar, aber immer nur für kurze Zeit - denn sie vermisste ihren Gatten und wartete inzwischen jahrhundertelang vergeblich auf seine Rückkehr. Andvari gab sich Mühe, den Verlust des Mannes und des Königs einigermaßen wettzumachen, indem er die Elben vieles lehrte, was Freyr und Alba sie nicht hatten lehren können, und das Volk gedieh ... nicht aber Alba. Mit jedem Jahr, das verging, wurde sie mehr und mehr ein Schatten ihres früheren Selbst.
Schließlich trat sie an Andvari heran und flehte ihn an, ihr zu berichten, was aus Freyr geworden war ... und Andvari sagte ihr die Wahrheit. Er erzählte ihr, wie er versucht hatte, zum Schutze aller Elben, Freyr dazu zu bewegen, zu ihnen zurückzukehren, er sich aber entschieden hatte, seinen Gefährten im Kampf gegen die Aesir beizustehen - und wie er ihn deswegen seiner Erinnerung an Alba und Alfheim zu berauben gezwungen war. Als sie Andvaris Bericht hörte, wurde Alba klar, was sie schon lange insgeheim befürchtet hatte ... dass Freyr sie nur des ersten Zaubers wegen, den Andvari auf ihn gelegt hatte, als er ihn zu Alba brachte, geliebt hatte und dass sein Herz in Wahrheit nur für die Vanir schlug. Andvari widersprach ihr und versicherte ihr, dass Freyr sie auch so noch immer lieben würde, hätte er nicht seine Erinnerung an Alba und seine Kinder ausgelöscht. Alba aber sah den Kern der Dinge ... dass Freyr sich im entscheidenden Moment für sein altes Volk entschieden hatte und damit gegen sein neues ... und auch gegen sie und ihre Liebe. Doch weil ihre eigene Liebe zu ihm so groß war, grollte sie ihm nicht. Sie erkannte, dass er ein Gefangener seiner Loyalitäten war - und sich letzten Endes nur für die größere entschieden hatte.
Alba bat Andvari, ihr zu gestatten, Freyr noch ein einziges Mal sehen zu dürfen, um danach bei ihrer Rückkehr auch ihre Erinnerung an ihn auf ewig zu löschen. Doch Andvari konnte das nicht zulassen. Die Gefahr, dass sie, wenn sie nach Asgard ging, ihr eigenes im Verborgenen lebendes Volk der Entdeckung preisgab, war einfach zu groß. Sie schwor, in Verkleidung zu gehen und sich niemandem zu
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