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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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Sensen ins reife Korn ... und unter ihnen Alba und ihre siebenundzwanzig.
    Das Wüten Albas und der Ihren war ein so gewaltiges, dass sie die Elben weit, weit zurückdrängten und sie schließlich gar in höchste Not brachten. Da und deshalb brach der Fluch, den Andvari über Alba gelegt hatte, sie wurde wieder ihr altes Selbst und sah mit Grauen, was sie angerichtet hatte. Sie und ihre Kriegerinnen wandten sich nun gegen die Walküren und schlugen sie zurück über die Nebelberge, über die sie gekommen waren. Doch die Erkenntnis, zur Schlächterin ihrer eigenen Kinder und Kindeskinder geworden zu sein, brachte Alba beinahe um den Verstand.
    Sie stürzte sich in ihr Schwert, doch ihre Unsterblichkeit ließ nicht zu, dass sie sich selbst richtete. So flehte sie Andvari an, ihrem Leben
    ein Ende zu bereiten. Doch auch wenn dieser sich die Schuld gab an ihrem schrecklichen Schicksal und geneigt war, ihren Wunsch zu erfüllen, so war er, der schon immer Schöpfer war und nie Zerstörer, nicht dazu in der Lage, ihr, der Chaosgeborenen, das Leben zu nehmen. Es lag nicht in seiner Macht.
    Alba bekniete ihn, ihr dann zumindest jede Erinnerung zu löschen - an alles - und sie wieder nach Ginnungagap zu bringen und dort in der weiten Leere auszusetzen. Andvari bat sie, es sich noch einmal zu überlegen - jetzt, da das Geheimnis Alfheims keines mehr war, war es nicht mehr vonnöten, Freyr unwissend zu lassen. Er würde ihm seine Erinnerung an Alba und Alfheim wiedergeben, und die beiden könnten ihre große Liebe wiederfinden. Doch der Gedanke, dass Freyr jemals erfahren könnte, was sie ihren eigenen Kindern angetan hatte, war Alba noch unerträglicher als die eigene Erinnerung daran, und so flehte sie inständig weiter: Andvari sollte ihr nicht nur die Erinnerung nehmen, sondern auch einen Fluch auf sie legen, auf dass immer, wenn ihre Erinnerung an ihr altes Selbst zurückkehren sollte, ihr Gedächtnis wieder von Neuem gelöscht werde und sie wieder so unwissend und unschuldig sei wie an jenem Tag, als Andvari sie das erste Mal gefunden hatte.
    Andvari versuchte noch lange, sie davon abzuhalten, aber schließlich, als er sah, dass sie ihre Meinung nicht mehr ändern würde, willigte er in den Zauber und den Fluch ein. Einen Wunsch hatte Alba aber noch: Sie bat Andvari, sich ihres Volkes anzunehmen und sein König zu werden und es zu beschützen - um jeden Preis. Andvari schwor es, und am nächsten Tag setzte er gebrochenen Herzens Alba, die sich jetzt an nichts mehr erinnern konnte, in Ginnungagap aus und übergab sie, obwohl sie ihn nun aus unschuldiger Angst heraus anflehte, sie mit sich zu nehmen und sie nicht inmitten dieser furchtbaren Wildnis sich selbst zu überlassen, ihrem Schicksal... auf dass ihr künftiges ein besseres werden sollte als ihr vergangenes.
    Jetzt war Andvari König der Elben und wurde fortan Alberich genannt.
    Von den siebenundzwanzig Kriegerinnen, die Alba begleitet hatten, waren neun im letzten Scharmützel gegen die Walküren gefangen, zwei baten ihre Schwestern, sie zu töten und drei entschieden sich, in Alfheim zu bleiben, nachdem ihr Volk versprochen hatte, das Vergangene auf sich beruhen zu lassen und ihnen zu vergeben, dass sie in Unkenntnis gegen sie gekämpft hatten. Die übrigen dreizehn aber entschieden sich, Alfheim für immer zu verlassen und in der Ferne ihr Glück zu versuchen und Buße zu tun für ihre Untaten.
    So war der Angriff der Aesir abgewehrt - wenn auch zu einem fürchterlichen Preis. Odin war fast aller seiner Walhall-Kriegerseelen und Walküren beraubt - und überlegte, ob er seine Aesir nicht besser direkt gegen Hreidmars Hof führen und den töten sollte, dem er den Schwur geleistet hatte. Doch durch die Kenntnisse des Kosmos, die er durch das Wasser aus Mimirs Brunnen erlangt hatte, wusste er, dass das als Eidbruch zählen und sein eigenes Schicksal dann ein noch sehr viel schlimmeres sein würde als nur der Tod.
    Doch da war noch Loki - und wieder war es der Feuer-Trickster, dem es gelang, einen Plan zu schmieden.«

40
Szczecin
    Kurz hinter Schwedt schwenkt die Oder von der deutsch-polnischen Grenze in Richtung Osten ab, läuft auf die Stadt Szczecin zu und mündet dort in den Jezioro Dabie, den Dammschen See. Mit der Geschwindigkeit eines Fischadlers auf der Jagd flog die Skidhbladhnir darüber hinweg, während Hagen mit der Erzählung seiner Geschichte fortfuhr und Svenya gebannt lauschte. Sie hatte das Gefühl, in den letzten Stunden mehr über die Vergangenheit

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