Der schwarze Prinz
legte einen Fluch auf den Ring, auf dass jeder, der ihn mit Gewalt an sich brachte, eines grausamen Todes sterben sollte.
Loki, für den die Kriege um den Schatz des Niflung mit Gewinnung des Schatzes und seine Zahlung als Wergeid ihren Zweck erfüllt hatten, überließ das von ihm ins Leben gerufene Volk der Dunkelelben dem Schicksal und zog seiner eigenen Wege - doch die sind eine andere Geschichte. Für die Dunkelelben aber war der Krieg gegen die Lichtelben noch lange nicht vorüber. Ihr Hass auf Alberich und die Seinen war inzwischen so groß, dass sie nicht eher ruhen wollten, bis sie auch den letzten der Lichtelben und ihren König vernichtet hatten. So dauerte der Krieg zwischen Schwarzalfheim und Alfheim weiterhin an, und die Armee Alberichs verlor mehr und mehr an Grund und Boden.
Schließlich, als er davon Kenntnis bekam, dass Laurin mit seinen Horden zu einem letzten, vernichtenden Schlag auszuholen im Begriff stand, sah Alberich sich zu einer verzweifelten Tat gezwungen - den vollständigen Rückzug nach Midgard. Er bat seinen Freund Surtr, die Bifröst zu zerstören, und er selbst vernichtete alle Tore, die er zwischen Alfheim und Midgard geschaffen hatte - bis auf das Albbrü-Tor. Durch dieses zog er sich zurück, als die Armee der Dunklen anstürmte ... und den Teil der Geschichte kennst du: Ehe Alberich das Tor versiegeln konnte, gelangten Laurin und die Spitze seiner Armee ebenfalls hindurch - und sie stecken seither mit uns zusammen hier fest.
Das Schicksal hielt aber noch etwas ganz anderes für Alberich parat: Hreidmar hatte sich, als er von dem Fluch erfuhr, den der Niflung auf den Ring gelegt hatte, aus Furcht davor mit seinen beiden Söhnen Regin und Fafnir ebenfalls nach Midgard geflüchtet, in der Hoffnung, dass er hier, wo die Magie so schwach war, davon verschont bliebe.
Doch es sollte sich herausstellen, dass er sich geirrt hatte, denn ausgerechnet seine eigenen Söhne überfielen und erschlugen ihn, um in den Besitz des Ringes zu gelangen. Doch Regin sollte schnell erfahren, dass Fafnir nicht bereit war, den Schatz mit ihm zu teilen und ihn nur benutzt hatte, weil er trotz seiner Drachengestalt nicht stark genug gewesen wäre, den Vater alleine zu töten. Fafnir wandte sich gegen den Bruder und wollte auch ihn ermorden, aber Regin gelang die Flucht, und er fand Unterschlupf am Hofe König Hjalpreks - wo er dem jungen Sigurd begegnete.
Regin erkannte sofort, dass Sigurd kein normaler Sterblicher war, und beschloss, mit seiner Hilfe gegen Fafnir vorzugehen, um ihm Schatz und Ring abzujagen. Doch er hatte keine Ahnung, dass er damit Odin in die Hände spielte.«
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Stettiner Haff
Nachdem sich die Oder hinter dem Dammschen See noch einmal für eine kurze Strecke zum Fluss verjüngt, mündet sie in die Weite des Stettiner Haffs, das durch die weit gestreckte Insel, die auf der deutschen Seite Usedom heißt und auf der polnischen Wollin, von der eigentlichen Ostsee getrennt ist. Skidhbladhnir folgte den Windungen der durch die Insel gebrochenen Swina hinaus auf die hohe See. Svenya roch Salz in der Luft und den Duff von Algen und Seegras. Hagen erzählte weiter:
»Odin hatte den Andvaranaut nicht vergessen können und sich vorgenommen, einen Weg zu finden, wie er ihn Hreidmar wieder entwenden konnte, ohne seinen eigenen Eid zu brechen oder sich als Dieb dem Fluch auszusetzen. Also musste er einen Mittelsmann finden, der den Ring irgendwie an sich brachte und ihn dann ihm freiwillig übergeben würde. Als er daher davon erfuhr, dass Hreidmar und seine Söhne sich nach Midgard abgesetzt hatten, schmiedete er einen Plan, der zwar umständlich und langwierig zu werden versprach - aber, wenn alles gut ging, am Ende das gewünschte Resultat zeitigen würde.
Er reiste nach Midgard, suchte das stärkste und wildeste Menschenweib, das er finden konnte, verführte sie mit seiner Zauberkunst und zeugte mit ihr einen Sohn. Odin nannte ihn Sigi und nahm ihn mit sich, weit hoch in den Norden, in das Land der weißen Bären, wo er dem Neugeborenen drei der gewaltigen Bärinnen zu Ammen gab. Die Milch der riesigen Raubtiere stärkte die ohnehin schon durch die göttliche Abstammung große Kraft des Jungen, und er wuchs um ein Vielfaches schneller heran als andere Kinder. Schon in seinem zweiten Lebensjahr schwamm er in der langen Nacht des Nordens zwischen Eisbergen umher und jagte sich selbstständig Fische zur Nahrung. Mit fünf erlegte Sigi in der Taiga seinen ersten Wolf mit bloßen Händen, und
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