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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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auch die zweite Klinge zog.
    Ihre Achterschläge bildeten einen Schild aus sirrenden Klingen und mit flinken Pirouetten verwandelte sie diesen zu einem tödlichen Wirbel. Ausfallschritte und Finten brachten die Gegner aus dem Gleichgewicht und machten sie zur leichten Beute für Svenyas pantherschnelle Attacken.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, wie Hagen von allen Seiten angegriffen und von Laurin ferngehalten wurde. Seine Axt, die er mal beidhändig, mal nur mit der Linken oder der Rechten schwang, mähte wie eine todbringende Sense, die alles fraß, was ihr in den stählernen Weg kam. Köpfe und Gliedmaßen wurden durch die Luft geschleudert, Blut sprühte. Die Schreie der Getroffenen übertönten die der unzähligen Möwen, die aufgeregt um das Schiff herumjagten, und Hagen bewegte sich mit der unaufhaltsamen Kraft eines Gewittersturms - die gewaltigen Schläge seiner Axt waren die Blitze, seine Kampfschreie der ihnen dicht auf den Fuß folgende Donner.
    Doch von den Felsen um sie herum sprangen immer mehr Feinde an Bord des goldenen Schiffes.
    Svenya tanzte um die Attacke zweier Mannwölfe herum, stieß einen von ihnen über Bord und sorgte dafür, dass der andere bis zum Nachwachsen seiner Beine außer Gefecht sein würde. Doch schon standen ihr drei Dunkelelben im Weg und griffen sie zeitgleich an. Die beiden Schwerter, die sie führte, waren kein Ersatz für Skalliklyfja - aber sie waren gut genug. Svenya wirbelte im Kreis, sprang hoch und herum ... kickte und schlug gleichzeitig ... blockte ... parierte ... setzte nach ... stach zu ... hieb ... und die drei lagen am Boden.
    Auch zu Hagens Füßen hatte sich ein kleiner Berg ausgeschalteter Gegner getürmt, und er schwang die Doppelblattaxt, als wäre sie federleicht. Ihre Klingen waren so scharf, dass sie mit der Wucht der Schläge durch Rüstungsteile hackten wie durch Butter. Doch für jeden Feind, den er niederstreckte, tauchten zwei neue vor ihm auf. Svenya suchte Laurin - doch der war nicht mehr in der Nähe Hagens.
    »Du schuldest mir noch einen Tanz«, hörte sie ihn da sagen und wirbelte herum. Ihm war es irgendwie gelungen, sich in ihren Rücken zu schleichen. »Darf ich bitten?« Er hielt ebenfalls seine beiden gekurvten Schwerter in den behandschuhten Händen und deutete eine leichte Verneigung an.
    »Nur zu gerne!«, brüllte Svenya und warf sich auf ihn.
    Hieb - Block - Finte - Doppelhieb - Ausfallschritt - Stich mit der Linken - Sensenhieb mit der Rechten...
    Klang! Klang! Klang!
    Die vier Schwerter schlugen wild Funken, als sie immer und immer wieder aufeinandertrafen ... hackten ... parierten ... schnitten.
    Svenya konzentrierte sich darauf, die Balance in ihrer Mitte zu halten und in Laurins dunkle Augen zu schauen und auf seine Schultern, statt auf seine Schwerter zu achten. Die Klingen waren lediglich Fortsätze seiner Blicke und Bewegungen, und Svenyas Instinkte berechneten sie, ohne dass sie dazu lange rational überlegen musste. Anders als bei ihrem Duell auf dem Fichtelberg vermied sie es dieses Mal, sich in einen fließenden Rhythmus gleiten zu lassen, um nicht zu leicht durchschaut, aber auch um schwerer unterbrochen werden zu können. Stattdessen wählte sie für ihre Schritte und Schläge einen wilden, schnellen, aber vor allem gebrochenen Takt - so willkürlich aus ihrer Intuition entspringend, dass sein Code für Laurin unlösbar sein musste.
    Damit war sie aber auch im Zugzwang, in der Offensive zu bleiben, und musste sich die Schwachstellen ihres Gegners erarbeiten, statt sie abzuwarten und auszunutzen. Nicht, dass Laurin ihr viele geboten hätte - weder auf die eine noch auf die andere Art; denn es stimmte, was Hagen einmal gesagt hatte: Laurin war der beste Fechter auf dieser Welt ... und in jeder anderen.
    Auch ohne ihren Takt zu erfühlen, war er schnell genug, ihren Hieben und Stichen zuvorzukommen und sie zu parieren, zu blocken oder sie abzulenken. Und während Svenya alle Mühe hatte, ihren Zorn auf ihn und ihren Hass im Zaum zu halten, um sich dadurch nicht von dem Kampf ablenken zu lassen, schien er das Duell zu genießen. Er lächelte ... zwar nur sanft, aber erkennbar ... so als bereitete ihm das Gefecht Freude und große Befriedigung.
    Das hier war seine Domäne ... sein Spiel, und er kostete es weidlich und ebenso vergnügt wie routiniert aus ... also musste Svenya, wenn sie die Oberhand gewinnen wollte, es ihm entreißen und zu ihrem Spiel machen ... die Regeln ändern ... etwas tun, das er nicht erwarten,

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