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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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aus. »Weißt du, manchmal könntest du mich ja wenigstens ein bisschen vorwarnen.« Er schaute sie irritiert an.
    »Na, es ist eben nicht jeder an so viele ... viele ... nun ja, seltsame Kreaturen gewohnt wie du«, murrte sie und schaute unsicher auf die schwarze Wasseroberfläche hinab, während das Schiff, ganz ohne zu schlingern, wieder langsam an Fahrt aufnahm und auf das flache, aber felsige Ufer der Insel lief.
    »Komm!«, rief Hagen und sprang aus dem Stand in einem weiten Satz über die Reling von Bord.
    Svenya folgte ihm.
    Die Insel war kaum größer als ein halbes Fußballfeld und hatte die Form eines platt gedrückten Kegels. In mehr oder weniger konzentrischen Kreisen waren mannshohe Megalithen aufgestellt. Steine, so alt wie die Zeit - ihre rauen Kanten und Oberflächen vom jahrtausendelangen Zug der Gletscher glatt geschabt und poliert. Selbst Hagen wirkte neben ihnen jung. Sie waren, wie Svenya bei genauerem Hinsehen erkannte, mit Runen bedeckt.
    Schutzzauber, vermutete sie.
    Das Zentrum der flachen Insel bildete ein enormer Hinkelstein, der in etwa viermal so groß und so hoch war wie die übrigen Felsen. Auch er war mit Runen und simpel gestalteten Figurinen graviert. Hagen trat an ihn heran und zeichnete einige der groben und fast kindlich wirkenden Schnitzereien mit der Spitze seines Zeigefingers nach, ehe er schließlich die Handfläche auf eine ganz bestimmte Stelle des Steins presste und leise etwas vor sich hin murmelte.
    Ein Bersten krachte durch die Stille der Höhle und wurde als vielfaches Echo von den nicht weit entfernten Wänden zurückgeworfen. Svenya spürte, wie der Boden unter ihren Füßen leise erbebte und sah dann, wie der Hinkelstein sich in der Mitte teilte und auseinanderbrach. Die beiden Felsbrocken fielen links und rechts herab und rutschten die Hänge hinunter bis ins Wasser - dabei einige der anderen Megalithen mit sich reißend. Doch da, wo Hagen stand, ragte jetzt ein auf seiner Spitze aufrecht stehendes Schwert empor.
    Gram! Svenya kannte es bereits von dem Abbild, das Alberich ihr in der Festung gezeigt hatte. Eine Welle der Erleichterung rauschte durch sie hindurch. Es ist noch da!

46
    Skidhbladhnir legte wie von Geisterhand bewegt von der Insel ab, wendete aus eigener Kraft auf der Stelle und nahm dann den Weg über das schwarze Wasser zurück, den sie gekommen waren. Das Schwert Gram hatte Hagen in eine Truhe nahe der Reling gelegt. Svenya konnte die Erleichterung auf seinem Gesicht sehen.
    »Wie können wir Hel daran hindern, sich die Klinge einfach aus Elbenthal zu holen?«, fragte sie.
    »Mächtig genug wäre sie«, antwortete Hagen. »Aber sobald wir zurück in der Festung sind, wird mein Vater den Ortungszauber brechen und zusätzliche Tarnmagie auf das Schwert legen. Mit etwas Glück wird sie es nie finden.«
    Das Schiff passierte den Punkt, an dem die Höhle nach draußen in den Spalt zwischen den Klippen mündete - und plötzlich brach das Chaos los: Zwei, vielleicht drei Dutzend schwarzer Schatten sprangen mit überirdischer Geschwindigkeit und Geschicklichkeit von den schroffen Felsen über ihnen auf das gold glänzende Deck herab. Fast noch im gleichen Augenblick hatten Svenya und Hagen ihre Waffen in der Hand und gingen, wie unzählige Male trainiert, in Verteidigungsposition. Körpermitte über halbweit auseinandergestellte Füße, Schultern zurück, Waffen parat, Muskeln angespannt, aber nicht verkrampft.
    Im Nu waren sie von einer Horde Dunkelelben und Mannwölfen umzingelt - und von über der Klippe her schwenkten sechs schwarze Gefechtshubschrauber genau vor den Bug Skidhbladhnirs und hingen dann wie riesenhafte Hornissen vor ihnen in der Luft, die Bordgeschütze auf sie gerichtet. Irgendwie mussten die Angreifer die magische Tarnung überwunden haben, und wenn sie erst einmal auf den Planken standen, schien das Schiff sie mit zur Besatzung zu rechnen, und sie konnten sich darauf so frei bewegen wie Hagen und Svenya.
    »Laurin«, knurrte Hagen aggressiv mit Blick auf den Größten der Dunkelelben, der nach seiner katzenhaften Landung auf den Planken des Schiffes nur fünf Meter von ihm entfernt stand, und sprintete mit gezückter Doppelblattaxt auf den Schwarzen Prinzen los. Svenya bediente sich, so schnell sie konnte, mit der Linken aus dem Köcher mit den Wurfspeeren, hatte drei der Gegner bereits mit wirbelnder Schnelligkeit ausgeschaltet, ehe die sich überhaupt in Bewegung setzen konnten, und griff die anderen mit dem Schwert an, während sie

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