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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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eines Tages, ich könnte mich bei Miss Martin nach den Einzelheiten der Gesamtsumme von zwei Pfund sechzehn Shilling und Sixpence erkundigen. Sie war so freundlich, sie aus den Büchern zu besorgen – da die Rechnung ja vor ihrer Zeit geschrieben worden war –, und hier folgt nun eine ordnungsgemäße Abschrift:

    Kaffeestube
    *
    **

    *
    Anmerkung: 1. Januar 1857. Ging nach dem Abendessen aus dem Haus, gab die Anweisung, das Gepäck sollte aufbewahrt werden, bis danach geschickt würde. Hat nie danach geschickt.

    Weit davon entfernt, Licht auf die Sache zu werfen, schien mir diese Rechnung, wenn ich meine Zweifel so ausdrücken darf, sie in einen noch gespenstischeren Schein zu tauchen. Als ich zusammen mit der Inhaberin darüber meine Vermutungen anstellte, gab sie mir zu verstehen, man hätte zu Zeiten des alten Inhabers in der Zeitung annonciert, das Gepäck würde an dem und dem Tag verkauft, um die Kosten zu decken, hätte aber keine weiteren Schritte unternommen. (Ich darf hier anmerken, dass die Inhaberin nun schon im vierten Jahr Witwe ist. Der Inhaber besaß eine jener unglückseligen Konstitutionen, in denen der Weingeist sich in Wasser verwandelt, das in dem bedauernswerten Opfer immer höher steigt.)
    Als ich also zusammen mit der Inhaberin darüber meine Vermutungen anstellte, nicht nur dieses eine Mal, sondern wiederholt, nicht nur mit der Inhaberin, sondern auch mit dem einen oder anderen, sagte die Inhaberin zu mir – ob zunächst nur im Scherz oder bereits im Ernst oder halb im Scherz und halb im Ernst ist hier nicht wichtig: »Christopher, ich mache Ihnen jetzt ein verlockendes Angebot.«
    (Sollte sie dies zu Augen bekommen – und sie hat schöne blaue Augen –, dann möge sie es mir nicht übelnehmen, dass ich jetzt erwähne, dass ich, wenn ich acht oder zehn Jahre jünger gewesen wäre, ihr auch ein Angebot gemacht hätte. Ob man es hätte verlockend nennen können, mögen andere entscheiden.)
    »Christopher, ich mache Ihnen jetzt ein verlockendes Angebot.«
    »Welches denn, Madam?«
    »Sehen Sie, Christopher. Gehen Sie die Gegenstände im Gepäck von Irgendwem durch. Sie kennen sie ohnehin auswendig, das weiß ich.«
    »Ein schwarzer Handkoffer, Madam, eine schwarze Tasche, ein Reiseschreibpult, ein Necessaire, ein in Packpapier eingeschlagenes Paket, eine Hutschachtel und ein an einen Wanderstab geschnallter Regenschirm.«
    »Alles genau so, wie es hinterlassen wurde. Nichts wurde geöffnet, nichts verändert.«
    »Da haben Sie recht, Madam. Alles verschlossen, außer dem Paket in Packpapier, und das ist versiegelt.«
    Die Inhaberin lehnte am Schreibpult von Miss Martin am Fenster der Bar, und sie tippte mit dem Finger auf das aufgeschlagene Buch, das auf dem Pult lag – sie hatte eine sehr hübsche Hand, das ist mal sicher –, und neigte ihren Kopf zu mir und lachte.
    »Kommen Sie schon«, sagte sie, »Christopher. ZahlenSie mir die Rechnung von diesem Irgendwem, und Sie sollen das Gepäck von Irgendwem haben.«
    Mir sagte dieser Gedanke augenblicklich zu, aber ich gab ein Zögern vor und wandte zunächst ein: »Es ist vielleicht das Geld nicht wert.«
    »Es ist eine Tombola«, sagte die Inhaberin und verschränkte ihre Arme über dem Buch – nicht nur ihre Hände sind hübsch, diese Beobachtung trifft auch für die gesamten Arme zu. »Möchten Sie nicht zwei Pfund sechzehn Shilling und Sixpence in der Tombola riskieren? Nun, hier gibt es nicht einmal Nieten!«, meinte die Inhaberin lachend und neigte mir noch einmal den Kopf zu. »Sie gewinnen auf jeden Fall. Selbst wenn Sie verlieren, gewinnen Sie! In dieser Tombola gibt es nur Preise! Und sollten Sie eine Niete ziehen, vergessen Sie das nicht, meine Herren und Mitspieler, gehören Ihnen immer noch ein schwarzer Handkoffer, eine schwarze Tasche, ein Reiseschreibpult, ein Necessaire, ein Bogen Packpapier, eine Hutschachtel und ein an einen Wanderstab geschnallter Regenschirm!«
    Der langen Rede kurzer Sinn: Miss Martin beschwatzte mich, und Mrs. Pratchett beschwatzte mich, und die Inhaberin hatte mich schon völlig beschwatzt, und alle Frauen im Haus beschwatzten mich, und selbst wenn es sechzehn Pfund zwei Shilling anstelle von zwei Pfund sechzehn Shilling gewesen wären, hätte ich noch gedacht, dass es ein gutes Geschäft wäre. Denn was kann man schon machen, wenn sie einen alle beschwatzen?
    Also zahlte ich das Geld – auf den Tisch des Hauses –, und wie haben sie alle miteinander gelacht! Aber ich habe den Spieß umgedreht

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