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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Kamin in der Kaffeestube dieses Etablissements hängt, fehlte es nicht an Stimmen, die behaupteten, das, was man im Allgemeinen als die Attribute eines solchen Gemäldes bezeichnet, sollte ein Blick aus dem Fenster auf die Bank von England und eine Geldkassette auf dem Tisch sein. Und wenn nicht vernünftigere Menschen sich diesbezüglich für eine Flasche und ein Kellnerbesteck und die Haltung des Korkenziehens eingesetzt – und sich damit durchgesetzt – hätten, dann wäre er so in die Nachwelt eingegangen.
    Nun komme ich zum Titel dieser Ausführungen. Nachdem ich, hoffentlich ohne irgendjemandem zu nahe getreten zu sein, die Beobachtungen zum allgemeinen Thema gemacht habe, die ich mich in einem freien Land, das stets die Vorherrschaft über die Meere innehatte, zu machen verpflichtet fühlte, werde ich mich nun der speziellen Frage widmen.
    In einem bedeutsamen Abschnitt meines Lebens, als ich, nach eingereichter Kündigung in einem Hause nicht mehr angestellt war, dessen Name unerwähnt bleiben soll – denndie Frage, die mich dazu bewegte, es zu verlassen, war die eines festen Gehaltes für Kellner, und kein Haus, das sich auf diese zutiefst unenglische Handlungsweise festlegt, die von überaus großer Dummheit und Niedrigkeit zeugt, wird von mir auch nur ein Wort der Werbung erfahren – ich wiederhole, in jenem bedeutsamen Abschnitt meines Lebens, als ich in einem Haus nicht mehr angestellt war, das zu knickrig war, um die Erwähnung zu verdienen, und mich noch nicht bei jenem verdingt hatte, dem in meiner Eigenschaft als Oberkellner anzugehören ich seither die Ehre hatte 3 , streckte ich meine Fühler aus, was als Nächstes zu tun wäre. Damals wurden mir Vorschläge bezüglich meines gegenwärtigen Etablissements gemacht. Es waren noch besondere Bedingungen meinerseits zu stellen, und es waren dann einige Zugeständnisse meinerseits zu machen. Doch schließlich wurde eine beiderseitige Übereinkunft gefunden, und ich schlug eine neue Laufbahn ein.
    Wir haben einen Übernachtungsbetrieb und einen Kaffeehausbetrieb. Wir haben keinen allgemeinen Speisebetrieb, und das wollen wir auch nicht. Folglich wissen wir, wenn reine Speisegäste vorbeikommen, wie wir sie zu bedienen haben, damit sie das nächste Mal wegbleiben. Wir haben auch Räume für Privat- oder Familienfeiern, aber hauptsächlich eine Kaffeestube. Ich und das Journal und die Schreibutensilien et cetera haben einen Platz für uns allein – einen abgetrennten Platz ein, zwei Stufen hinauf, am einen Ende des Kaffeehauses, im guten altmodischen Stil, wie ich es nenne. Der gute altmodische Stil ist, dass Sie, was immer Sie auch wollen, und sei es nur eine Waffel, diese Bitte alleinig an den Oberkellner richten müssen. Siemüssen sich wie ein Neugeborenes seinen Hände ausliefern. Das ist die einzige Art, ein solches Geschäft zu führen, wenn nicht kontinentale Untugenden einreißen sollen. (Es wäre überflüssig, hier noch zu erwähnen, dass, wenn fremde Sprachen geplappert werden sollen, weil Englisch nicht gut genug ist, sowohl Familien als auch Gentlemen besser woanders hingingen.)
    Als ich anfing, mich in diesem nach den richtigen Prinzipien und so gut geführten Haus einzuleben, bemerkte ich unter dem Bett von Zimmer 24B (das in einem verwinkelten Gang schräg von einem Treppenhaus abgeht und gewöhnlich den anspruchsloseren Naturen angedreht wird) in einer Ecke einen Haufen Sachen. Ich fragte im Laufe des Tages unsere Hausdame: »Was sind das für Sachen in der 24 B?«
    Worauf sie leichthin antwortete: »Das Gepäck von irgendwem.«
    Ich blickte sie mit kaum verhohlenem Ernst an und fragte erneut: »Wessen Gepäck?«
    Meinem Blick ausweichend, erwiderte sie: »Herrgott! Woher soll
ich
das wissen!«
    Sie war nämlich, das sollte ich vielleicht hier erwähnen, ein weibliches Wesen von einiger Keckheit, wenn auch stets bestens mit ihrer Arbeit vertraut.
    Ein Oberkellner muss entweder ganz oben oder ganz unten sein. Er muss am obersten oder untersten Ende der gesellschaftlichen Leiter stehen. In der Mitte kann er nicht stehen, sonst auch nirgends, außer an den äußersten Enden. An welchem Ende, muss er selbst entscheiden.
    Bei dem erläuterten denkwürdigen Anlass gab ich Mrs. Pratchett meine Entscheidung so unmissverständlich zu verstehen, dass ich ihrer Keckheit mir gegenüber ein für alle Mal eine Ende setzte. Man soll mich hier in meinem Berichtnicht der Inkonsequenz bezichtigen, da ich doch Mrs. Pratchett als »Mrs.« bezeichnet

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