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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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zum Zeitungsbüro, um fünfzehn Exemplare zu erwerben. Es gab keine Ermäßigung für die Abnahme solcher Mengen.
    Es ist kaum nötig zu erwähnen, dass wir unser Kind erwartet hatten. Eigentlich hatten wir es nun schon verhältnismäßig zuversichtlich einige Monate erwartet. Mrs. Meeks Mutter, die bei uns wohnt – und auf den Namen Bigby hört –, hatte alle Vorkehrungen für seine Aufnahme in unseren trauten häuslichen Kreis getroffen.
    Ich hoffe und glaube, dass ich ein ruhiger Mann bin. Ich will noch weiter gehen. Ich
weiß,
dass ich ein ruhiger Mann bin. Meine Gemütsart ist eher ängstlich, meine Stimme war nie laut, und was meine Statur betrifft, so bin ich seit meiner Kindheit klein. Ich hege den höchsten Respekt für Maria Janes Mama. Sie ist eine außerordentlich bemerkenswerteFrau. Ich ehre Maria Janes Mama. Meiner Meinung nach würde sie eine Stadt allein, nur mit einem Küchenbesen bewaffnet, stürmen und erobern. Ich habe es nie erlebt, dass sie in irgendeiner Sache einem sterblichen Menschen nachgegeben hätte. Sie ist so angelegt, dass sie selbst das tapferste Herz in Angst und Schrecken versetzen kann.
    Und doch – aber ich will nicht vorgreifen.
    Das erste Anzeichen, dass vonseiten der Mama Maria Janes irgendwelche Vorkehrungen getroffen wurden, bemerkte ich eines Nachmittags vor einigen Monaten. Ich kam früher als gewöhnlich vom Büro zurück und stellte, als ich mich ins Esszimmer begeben wollte, ein Hindernis hinter der Tür fest, das es mir unmöglich machte, diese völlig zu öffnen. Es war ein Hindernis einer recht weichen Art. Als ich zum Zimmer hereinschaute, stellte ich fest, dass es eine weibliche Person war.
    Die besagte Person stand in der Ecke hinter der Tür und trank Sherrywein. Nach dem nussigen Duft dieses Getränks zu schließen, der bereits das ganze Zimmer durchströmte, hegte ich keinen Zweifel, dass sie schon ihr zweites Glas leerte. Sie trug eine schwarze Haube umfangreichen Ausmaßes und war von ausladender Gestalt. Ihre Miene war streng und unzufrieden. Die Worte, denen sie Ausdruck verlieh, als sie mich gewahrte, waren folgende: »Oh, machen Sie, dass Sie wegkommen, Sir, bitte; ich und Mrs. Bigby, wir wollen hier keine Herren dabeihaben!«
    Diese weibliche Person war Mrs. Prodgit.
    Ich zog mich selbstverständlich unverzüglich zurück. Ich war ziemlich verletzt, aber ich machte keinerlei Bemerkung darüber. Ob ich als Folge des Gefühls, gestört zu haben, nach dem Abendessen Zeichen von Niedergeschlagenheit zeigte, vermag ich nicht mit Gewissheit zu sagen. Aber Maria Janes Mama sagte, ehe sie sich zur Ruhe begab,mit leiser, aber klarer Stimme und mit vorwurfsvoller Miene, die mich völlig niederschmetterte: »George Meek, Mrs. Prodgit ist die Amme Ihrer Frau.«
    Ich hege keinen Groll gegen Mrs. Prodgit. Ist es denn wahrscheinlich, dass ich, der ich dies mit Tränen in den Augen niederschreibe, eines Gefühls der Feindseligkeit gegenüber einer weiblichen Person fähig sein könnte, die für das Wohlbefinden von Maria Jane so notwendig ist? Ich bin zu dem Zugeständnis bereit, dass das Schicksal vielleicht seine Hand im Spiel hatte und nicht Mrs. Prodgit; aber es ist unbestreitbar wahr, dass Letztere Verzweiflung und Verheerung in meine bescheidene Wohnstätte brachte.
    Nach ihrem ersten Erscheinen waren wir glücklich; wir waren manchmal überaus glücklich. Aber wann immer die Tür des Wohnzimmers aufging und »Mrs. Prodgit!« angekündigt wurde (und sie wurde oft angekündigt), folgten Kummer und Elend auf dem Fuß. Ich konnte Mrs. Prodgits Aussehen nicht ertragen. Ich hatte das Gefühl, alles andere als erwünscht zu sein und in Mrs. Prodgits Gegenwart nichts verloren zu haben. Zwischen Maria Janes Mama und Mrs. Prodgit war ein schreckliches, stillschweigendes Einvernehmen – ein finsteres Geheimnis und eine Verschwörung, die mich zu einem zu meidenden Wesen machte. Ich schien etwas furchtbar Böses getan zu haben. Wann immer Mrs. Prodgit nach dem Abendessen auftauchte, zog ich mich in mein Ankleidezimmer zurück – wo die Temperatur in der Winterzeit überaus niedrig ist – und saß da und schaute auf meinen frostigen Atem, der in Wolken vor mir aufstieg, und auf mein Stiefelregal; ein nützliches Möbelstück, aber meiner Meinung nach kein besonders erbaulicher Gegenstand. Die Länge der Konsultationen, die mit Mrs. Prodgit unter diesen Umständen abgehalten wurden, will ich gar nicht zu beschreiben versuchen. Ich möchte nuranmerken, dass Mrs. Prodgit

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