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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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vermutet hätte. Ich hatte eigene Pläne für meine Tochter, Pläne für eine Familienverbindung, Pläne für ein großes Vermögen. Die haben Sie durchkreuzt, Sie haben mich übervorteilt, aber ich lasse mir nicht meine Pläne durchkreuzen und mich übervorteilen, ohne mich zu rächen. Haben Sie die Absicht, Ihre Pfründe noch einen weiteren Monat innezuhaben?«
    »Halten Sie es für möglich, Lady Fareway, dass ich sie nach Ihren so verletzenden Worten noch eine Stunde innehaben kann?«
    »Sie geben sie also zurück?«
    »Ich habe sie im Geiste bereits vor einigen Minuten zurückgegeben.«
    »Weichen Sie mir nicht aus, Sir. Haben Sie sie zurückgegeben oder nicht?«
    »Bedingungslos und völlig; und ich wünschte, ich hätte mich ihr niemals, niemals auch nur genähert.«
    »
Diesem
Wunsch stimme ich von ganzem Herzen zu, Mr. Silverman! Aber lassen Sie sich eines sagen, Sir. Wenn Sie die Pfründe nicht zurückgegeben hätten, dann hätte ich sie Ihnen abgenommen. Und obwohl Sie sie zurückgegeben haben, werden Sie mich nicht so leicht abschütteln, wie Sie meinen. Ich werde Sie mit dieser Geschichte verfolgen. Ich werde Ihre schändliche Verschwörung um des Geldes willen allen bekannt machen. Sie haben damit Geld verdient, aber Sie haben sich gleichzeitig damit auch eine Feindin gemacht. Sie werden immer gut darauf achten, dass das Geld Ihnen nicht verloren geht; und ich werde gut darauf achten, dass die Feindin Ihnen nicht verloren geht.«
    Darauf erwiderte ich schließlich: »Lady Fareway, ich glaube, mein Herz ist gebrochen. Ehe ich gerade eben in diesen Raum getreten bin, wäre mir die Möglichkeit einer so gemeinen Boshaftigkeit, wie Sie sie mir zugeschrieben haben, niemals in den Sinn gekommen. Ihr Verdacht …«
    »Verdacht! Pah!«, erwiderte sie entrüstet. »Gewissheit.«
    »Ihre Gewissheit, Mylady, wie Sie es nennen, Ihr Verdacht, wie ich es nenne, ist grausam und ungerecht und entbehrt jeglicher Grundlage in den Tatsachen. Mehr kann ich nicht sagen, außer dass ich weder für meinen eigenen Gewinn noch zu meinem Vergnügen gehandelt habe. Ich habe bei dieser Angelegenheit überhaupt nicht an mich gedacht. Noch einmal, ich glaube, mein Herz ist gebrochen. Falls ich unbeabsichtigt mit einem rechtschaffenen Motiv etwasFalsches getan haben sollte, so ist dies wahrhaftig eine große Strafe.«
    Dies quittierte sie mit einem weiteren und noch entrüsteteren »Pah!«, und ich verließ ihr Zimmer (ich glaube, ich habe mich mit den Händen hinausgetastet, obwohl meine Augen geöffnet waren) und hegte beinahe den Verdacht, dass meine Stimme einen abstoßenden Klang hatte und ich ein abstoßendes Wesen war.
    Es wurde ein großer Aufruhr veranstaltet, der Bischof wurde eingeschaltet, ich erhielt einen strengen Tadel und entging nur knapp meiner Suspendierung. Jahrelang hing eine Wolke über mir, und mein Name war befleckt.
    Aber mein Herz brach nicht, falls ein gebrochenes Herz auch den Tod bedeutet, denn ich überlebte es.
    Sie hielten zu mir, Adelina und ihr Mann, durch die ganze Angelegenheit hindurch. Diejenigen, die mich im College gekannt hatten, und sogar die meisten, die mich dort nur dem Namen und Ruf nach gekannt hatten, hielten auch zu mir. Nach und nach verbreitete sich die Überzeugung, dass ich zu dem, was man mir zur Last legte, nicht fähig gewesen wäre. Schließlich gab man mir eine Stelle im College an einem abgeschiedenen Ort, und dort schreibe ich gerade meine Erklärung. Ich schreibe sie zur Sommerszeit am offenen Fenster, der Kirchhof davor gleichermaßen Ruhestatt der gesunden Herzen, der verwundeten Herzen und der gebrochenen Herzen. Ich schreibe dies zur Erleichterung meines Geistes, ohne vorherzusehen, ob es je einen Leser findet oder nicht.

    Erstmals erschienen Januar-März 1868 in »The Atlantic Monthly«.

Geburten: Mrs. Meek, ein Sohn
    Mein Name ist Meek. Tatsächlich bin ich Mr. Meek. Dieser Sohn ist von mir und Mrs. Meek. Als ich die Anzeige in der
Times
gesehen habe, fiel mir die Zeitung aus der Hand. Ich hatte die Annonce zwar selbst aufgegeben und dafür bezahlt, aber sie sah so edel aus, dass es mich überwältigte.
    Sobald ich mich wieder gefasst hatte, brachte ich die Zeitung hinauf zu Mrs. Meek an ihr Bett. »Maria Jane«, sagte ich (ich meine damit Mrs. Meek), »du bist jetzt eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens.« Wir lasen den Bericht über unser Kind mehrere Male mit überaus heftigen Gefühlen; und ich schickte den Jungen, der bei uns Stiefel und Schuhe putzt,

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