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Der schwarze Skorpion

Der schwarze Skorpion

Titel: Der schwarze Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Sekretärin, Miss Bancrofft, wie sie inzwischen wussten, hatte jedem von ihnen eine Cola gebracht und sie ein wenig zu beruhigen versucht. Aber Justus hatte den Eindruck, als wollte sie sich damit eher selbst etwas Mut zusprechen, so aufgelöst und fahrig, wie sie wirkte.
    »Natal-Schwarzschlange«, war das Erste, was Sotherby sagte, nachdem er das Wartezimmer betreten hatte. Er ließ sich auf einen Stuhl nieder und fuhr sich erschöpft durch die Haare. »Das ist der nichtwissenschaftliche Name der Schlange, die Howard – Dr. Robinson – gebissen hat. Sie stammt aus Südafrika, ist hochgiftig und es gibt bisher noch kein Gegenmittel für ihr Gift. Howard selbst wollte im nächsten Monat mit den Forschungen hierfür beginnen.«
    »Und wie geht es ihm?«, fragte Justus voll banger Vorahnungen.
    Sotherby zögerte ein paar Sekunden und sagte dann leise: »Howard liegt im Koma. Seine vitalen Funktionen konnten wir zwar so weit stabilisieren, und er ist wohl nicht in akuter Lebensgefahr, aber wie tief dieses Koma ist und wann beziehungsweise ob er daraus jemals wieder erwacht, kann niemand so genau sagen. Die meisten Komafälle nach Bissen von Macrelaps dauerten zwar bisher nur maximal ein paar Stunden, aber jedes Koma verläuft anders. Wir müssen jetzt erst mal abwarten.«
    Die drei Jungen schwiegen betroffen und klammerten sich an ihren Coladosen fest. Erst jetzt wurde ihnen in aller Deutlichkeit bewusst, in welch tödlicher Gefahr sie selbst vorhin geschwebt hatten.
    »Was ich euch allerdings fragen wollte«, fuhr Sotherby fort, »was ist da drin nun eigentlich passiert? Hat die Schlange Howard gebissen, als er sie untersucht hat oder was? Und was hattet ihr im Labor überhaupt verloren?«
    Justus informierte Sotherby kurz über den Grund ihres Besuches, und Peter erzählte ihm dann von dem offenen Terrarium und davon, was danach geschehen war.
    »Was? Die Schlange ist entkommen?« Sotherby sah Peter entgeistert an. »Und Howard wurde gebissen, als er nach ihr gesucht hat?«
    »Ja, wie gesagt. Ich erzählte Dr. Robinson das mit dem offenen Terrarium, und er lief sofort nach hinten. Und dann passierte es«, bestätigte Peter.
    Sotherby schüttelte den Kopf und sagte mehr zu sich selbst: »Ich versteh das nicht. Ich konnte mir das Ganze bisher nur so erklären, dass Howard einfach während einer Untersuchung für einen Moment nicht aufgepasst hat und ihm die Schlange heruntergefallen ist. Schließlich ist er schon seit gestern Nachmittag in der Klinik und hat seitdem kein Auge zugetan. Aber nach dem, was ihr mir gerade erzählt habt, kann man das wohl ausschließen.«
    »Vielleicht hat er danach vergessen, das Terrarium zuzumachen, und die Schlange konnte entwischen«, vermutete Peter. »Wenn er übermüdet war, kann ihm das doch leicht passiert sein.«
    Sotherby schüttelte den Kopf. »Selbst wenn er es vergessen hätte, ergäbe das keinen Sinn. Howard wurde am Fuß gebissen, nicht an der Hand. Ich habe die Wunde gesehen. Das bedeutet aber wiederum, dass die Schlange irgendwo am Boden herumgekrochen sein muss. Doch selbst aus einem offenen Terrarium wäre sie nie von allein abgehauen, weil sie an den glatten Glaswänden nirgendwo Halt gefunden hätte, um daran herunterzugleiten. Und aus eineinhalb Metern Höhe lässt sich keine Schlange einfach auf den Boden fallen!«
    Die drei ??? sahen sich fragend an. Irgendetwas passte hier nicht zusammen.
    Sotherby stand auf und wollte sich gerade verabschieden, als Justus noch etwas einfiel. »Äh, eine Frage noch.«
    »Ja?«
    »Sie haben gerade davon gesprochen, dass Dr. Robinson seit gestern Nachmittag hier gewesen wäre«, sagte Justus nachdenklich. »Ich dachte immer, Forscher hätten einen etwas geregelteren Arbeitstag im Vergleich zu Normalmedizinern.«
    »Im Grunde ist das auch so«, erwiderte Sotherby. »Aber Howard hat sich die gestrige Notfallbereitschaft geben lassen, und als Parker eingeliefert wurde, hatte er bis in die Morgenstunden zu tun. Danach begann sein üblicher Dienst.«
    »Er hat sich freiwillig für den Bereitschaftsdienst einteilen lassen?«, hakte Bob nach.
    Sotherby zog die Schultern hoch. »Ja, was mich auch gewundert hat, weil er eigentlich freigehabt hätte. Aber er meinte, er müsse dringend ein paar Überstunden machen, weil er demnächst mal einige Tage ausspannen wolle und kaum noch Urlaub übrig habe.« Der Arzt lächelte die drei Jungen freundlich an. »Na ja. Jedenfalls danke, dass ihr noch dageblieben seid. Das war eigentlich schon alles,

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