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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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seinen Abstieg.
Amberhill kletterte heimlich durch das Fenster und ins Haus, als hätte er vor, etwas zu stehlen, aber das beabsichtigte er nicht. Das Haus war sein eigenes, das er im adligen Viertel gemietet hatte, und sein Ziel war, Morry nicht zu wecken.
    Das Haus war, weil es nicht anders ging, das kleinste in dieser Gegend. Er konnte sich keines der größeren, protzigen Herrenhäuser leisten, vor denen dieses hier winzig wirkte, aber viele hätten sein gemietetes Haus für sehr geräumig und elegant gehalten. Außerdem diente es seinen Zwecken sehr gut. Es stand ein wenig von der Straße zurückgesetzt und wurde von Büschen und Bäumen geschützt, die ein übereifriger Gärtner gepflanzt hatte. So bot es der Rabenmaske die Möglichkeit, ihr Kommen und Gehen besser zu verbergen. Da er oft im Adelsviertel nach kleinen Schmuckstücken jagte, war dies hier die perfekte Ausgangsbasis.
    Er schloss das Fenster hinter sich und verriegelte es. Dann nahm er die Maske ab, blieb in der Bibliothek stehen, stieß einen langen, müden Seufzer aus und bewegte seinen schmerzenden Arm. Er würde in ein paar Tagen wieder in Ordnung sein. In der Zwischenzeit würde er einfach keine Wände mehr hochklettern.
    Er hatte eine niedrig eingestellte Lampe brennen lassen und drehte nun den Docht höher, nur um zu seiner Überraschung zu entdecken, dass sein Kammerdiener im Schatten an der kalten Feuerstelle saß.
    »Morry!«, rief Amberhill. »Warum bist du noch auf?«
    »Ihr habt mir nicht gesagt, dass Ihr heute Nacht unterwegs sein würdet.«
    Amberhill zog die Seidenmaske durch die Finger. Normalerweise sagte er Morry genau, was er vorhatte, wenn er als Rabenmaske arbeitete, aber es ärgerte ihn dennoch, dass
Morry über all seine Bewegungen Bescheid wissen musste, als wäre er noch ein Junge.
    »Es ist nicht notwendig, dass du jedes Mal aufbleibst, wenn ich ausgehe«, erwiderte er.
    »Aber ich sollte von Euren Plänen wissen, falls es Ärger gibt«, sagte Morry.
    »Ich hatte keinen Ärger erwartet.« Es hätte leicht welchen geben können, aber das würde er nicht zugeben.
    »Nun, welche Schätze habt Ihr dann heimgebracht?«
    »Äh, keine.« Amberhill hatte nicht erwartet, bei seiner Rückkehr verhört zu werden, und suchte verzweifelt nach einer Erklärung, die nicht verraten würde, was er wirklich getan hatte. Er wollte lieber nicht daran denken, wie Morry reagieren würde, wenn er herausfand, dass die Rabenmaske eine Wand der Burg hinaufgeklettert war und in Lady Estoras Fenster gespäht hatte. »Ich habe nur geübt. Es war nicht viel mehr als ein Spaziergang im Schatten.«
    »Tut Euch deshalb der Arm weh?«, fragte Morry. »Weil Ihr einen Spaziergang gemacht habt?«
    Amberhill verzog das Gesicht. Morry wusste immer schon nach einem kurzen Blick auf ihn, wenn etwas nicht in Ordnung war. Auch der geringste Schmerz konnte die Haltung eines Mannes ändern, und nach all diesen Jahren der gemeinsamen Übung kannte Morry ihn ebenso gut wie sich selbst.
    »Das ist unwichtig«, erwiderte Amberhill.
    Ein argwöhnisches Glitzern verblieb in Morrys Augen, aber der ältere Mann, so väterlich er sein mochte, war immer noch ein Diener, und Amberhill wusste, dass diese widersprüchlichen Rollen gegeneinander ankämpften, bis eine die Oberhand erhielt. Diesmal gewann der Diener, zumindest im Augenblick, und Morry verfolgte die Angelegenheit nicht weiter.

    »Ich hatte schon befürchtet, dass Ihr etwas Unüberlegtes tun könntet«, sagte Morry.
    »Du weißt doch, dass ich übervorsichtig bin. Ich werde nichts tun, wenn die Bedingungen nicht perfekt sind.«
    Morry schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher, dass die Bedingungen das jemals sein werden. Es ist einfach keine angemessene …«
    »Nichts, was die Rabenmaske tut, ist angemessen« , fauchte Amberhill verärgert, dass er seine Entscheidungen immer verteidigen musste. Er ging zu einem Tisch, auf dem eine Flasche Branntwein stand. Etwas davon goss er in ein Glas und kippte den Inhalt in einem einzigen Schluck herunter; dann goss er sich mehr ein.
    »Einige Dinge sind angemessener als andere«, sagte Morry ungerührt. »Besonders, wenn es um verräterische Aktivitäten geht.«
    »Solche Dinge waren noch vor Jahrhunderten durchaus üblich und wurden häufig als ehrenhaft betrachtet, wenn ein Adliger seine Missbilligung einem anderen gegenüber kundtun oder sich als Rivale um eine Frau zeigen wollte und ein nominelles Lösegeld zum Trost annahm.«
    »Ich bezweifle, dass die betreffenden

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