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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Herrn mit langem grauem Backenbart und einem Walrossschnurrbart dar. Er trug ein weißes Gewand.
    »Wieso passt es zu dem hier Dargestellten, wenn sein Porträt
nicht im Gleichgewicht ist?«, fragte Karigan, als sie half, es wieder zurechtzurücken. Es war wirklich schwer.
    »Dieser Bursche«, erwiderte die Schreiberin und trat zurück, um sich zu überzeugen, dass das Bild wieder gerade hing, »war dafür bekannt, ein wenig seltsam zu sein. Vielleicht, weil er so genial war. Einige unserer Meister können ein klein bisschen exzentrisch sein. Aber der da?« Die Schreiberin schüttelte den Kopf, dann flüsterte sie, als hätte sie Angst, jemand könnte sie belauschen. »Er besaß Gegenstände der geheimnisvollen Art, heißt es. Er ist viel und weit gereist, um magische Dinge zu finden. Es heißt, er hätte sogar versucht zu lernen, wie man Magie benutzt .« Lauter fügte sie hinzu. »Dem Kustos seiner Zeit und den Treuhändern gefielen seine Aktivitäten nicht, und sie haben ihn so gut wie aus Selium rausgeworfen.«
    Ein Schauder zog über Karigans Rücken. »Wie … wie hieß er denn?«
    »Erasmus Norwood Berry. Professor Erasmus Norwood Berry. Er war ein Meister vieler Disziplinen, deshalb trug er auch Weiß und nicht die Farbe eines einzelnen Fachs wie das Rotbraun der Sprachen.«
    Karigan wusste es, hatte es gewusst, bevor die Schreiberin auch nur den Namen nannte. Sie war einmal seinen beiden inzwischen recht alten Töchtern begegnet, die in Siebenschlot wohnten, einem schönen Herrenhaus im wilden Nordteil des Grünen Mantels.
    »Wann war er …«, setzte Karigan an, aber die Schreiberin war bereits den Flur entlanggeeilt, um ihrer Aufgabe nachzugehen.
    Karigan wandte sich wieder dem Professor zu. Unter all diesen Barthaaren, nicht zu reden von den beeindruckend buschigen Augenbrauen, war es schwierig, eine Ähnlichkeit zwischen
ihm und seinen Töchtern zu erkennen, wenn man von seinen blaubeerblauen Augen einmal absah. Und der Blick dieser Augen bohrte sich jetzt direkt in sie hinein.
    »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte Karigan. Manchmal fragte sie sich, ob sie wirklich vor zwei Jahren den Berry-Schwestern begegnet war oder ob es sich um einen Traum gehandelt hatte, aber das Porträt ihres Vaters hing nun einmal an der Wand dieses Flurs in Selium: Professor Berry, Meister vieler Disziplinen.
    Die Schwestern hatten ihr von seinem Interesse am Sammeln magischer Gegenstände erzählt – in seiner Bibliothek hatte Karigan einige davon gesehen, darunter ein Teleskop, das sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft blicken konnte. Sie hatte hineingesehen und tatsächlich viele verstörende Bilder erblickt. Miss Bays Worte kehrten nun wie ein Flüstern der Erinnerung wieder zurück. Denk daran, Kind, deine Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt.
    Die Schwestern hatten Karigan auch gesagt, dass ihr Vater über keine natürliche Begabung zur Magie verfügt hatte, aber trotzdem versucht hatte zu lernen, wie man sie anwendete. Ein Experiment hatte ein schlechtes Ende genommen, als er aus Versehen alle Diener des Haushalts unsichtbar gemacht hatte. Er hatte den Zauber nie wieder umkehren können.
    Bibliotheeek … flüsterte die Stimme neben ihrem Ohr. Sie sah sich erneut um, aber wie zuvor konnte sie niemanden sehen. Wollten jetzt die Geister von Selium mit ihr sprechen? Bibliotheksgeister? Das klang nur logisch, da sie sich im Bibliotheksgebäude aufhielt. Sie starrte das Porträt von Professor Berry forschend an, und er schaute zurück, wie es nur ein Gemälde konnte, reglos und zweidimensional.
    »Ich mochte Euer Haus«, sagte Karigan, unsicher, wieso sie das tat, aber sie fühlte sich dazu gezwungen. »Und Eure
Töchter waren wunderbar. Sie haben mir geholfen.« Sie erinnerte sich, wie gemütlich und gleichzeitig magisch Siebenschlot und wie seltsam, aber liebenswert Miss Bay und Miss Bunch gewesen waren.
    Ihre Worte riefen im Flur nur weiteres Schweigen hervor, eine beinahe so vollständige Stille wie im Archiv drunten. Nichts regte sich.
    Sie trat von dem Porträt zurück und stützte die Hände in die Hüften. »Also gut. Ich habe es mir wirklich nur eingebildet. «
    »Ich bin fertig«, sagte Estral und erschreckte Karigan, als sie aus dem Büro der Kuratoren kam.
    Karigan räusperte sich. »Ja. Gut.«
    »Mit wem hast du gesprochen?«
    »Äh, mit mir selbst.«
    »Ich kriege in diesem Flur immer eine Gänsehaut«, sagte Estral. »All diese alten Lehrer, die auf mich herabstarren, als wäre ich

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