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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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wimmelte.
    Das Archiv endete an einem Raum, der von einem breiten Torbogen gerahmt wurde. Er enthielt einen Arbeitstisch und ein paar überwiegend leere Regale. Das Lampenlicht glitzerte auf einer Linie von Kristallquarz, die sich durch den glatten Granit der Rückwand zog wie ein Blitz. Eingesetzt in die Wand war eine Nische mit einem darin ausgestellten Manuskript.
    »Dieser Bereich wurde bei der Renovierung entdeckt«, sagte Estral. »Es war zugemauert, und wir hatten vorher keine Ahnung von seiner Existenz.« Sie ging am Tisch vorbei zu der Nische. »Wir fanden hier einige alte Manuskripte, aber nur eins davon war intakt geblieben.«
    Karigan folgte Estral in die gewölbte Kammer und zu der Nische. Sie schaute hinab auf das Manuskript. Es war gelb und fleckig. Sie wusste, worum es sich handelte, ohne dass Estral es ihr sagte. Das hier war der Grund, wieso ihr Estral die »Führung« angeboten hatte, sie hatte ihr dieses eine Ding zeigen wollen: das Tagebuch des Hadriax el Fex , ihres Vorfahren, des Mörders.
    Ihre Finger schwebten direkt über der zerbrechlichen Titelseite. Sie konnte das Gekrakel darauf nicht lesen, denn es war in der Sprache des Kaiserreiches verfasst, aber sie kannte die Übersetzung: Meine Reise von Arcosia in die Neuen Lande, die Landschaft dort und was sie zu bieten hat; meine Abenteuer unter den heidnischen Bewohnern, unsere Ansiedlung in Mornhavonia und der Lange Krieg, der darauf folgte. Tagebuch des Hadriax el Fex, Graf von Fextaigne. Dann hatte er in Altsacoridisch dazu geschrieben: Nunmehr als Galadheon bekannt.
    »Das Papier muss aus Arcosia stammen«, stellte Estral fest,
»und von sehr guter Qualität sein, um all diese Jahre bestanden zu haben. Unsere Vorfahren hatten so etwas nicht.«
    Sacoridische Vorfahren , meinte sie. Karigans Ahnherr kam aus Arcosia. »Ich habe meinem Vater die Kopie geschickt, die du für mich gemacht hast«, sagte sie. »Aber ich weiß nicht, ob er sich die Mühe gemacht hat, es zu lesen.«
    Ihre Finger zitterten, und sie zog die Hand zurück, ohne das Manuskript zu berühren. Obwohl sie die Worte nicht lesen konnte, Worte in der Handschrift ihres Ahnen, schienen sie zu ihr zu sprechen, nach ihr zu greifen und in ihr widerzuhallen. Sie wandte dem Buch den Rücken zu.
    Warum erwies sich alles, was sie einmal für wahr gehalten hatte, wie die Treue ihres Vaters zu ihrer toten Mutter, letztlich als unwahr? Es reichte nicht, dass sie Reiter geworden war und nicht Kaufmann, wie sie immer geplant hatte; selbst Dinge, die sie für unabänderlich gehalten hatte, wie ihre Herkunft etwa, waren ihr genommen worden. Alle Grundlagen dessen, was sie war, hatten sich als Lüge erwiesen. Sie wischte sich unerwartete Tränen ab.
    »Karigan?« Estrals Stimme klang ein wenig besorgt. »Was ist denn?«
    »Alles und nichts.« Sie ging den Flur zwischen den Regalen hindurch, aber es dauerte nicht lang, bis sie im Dunkeln stand, weil Estral ihr nicht gefolgt war. Sie drehte sich um und sah, dass ihre Freundin immer noch in der Nische stand und das Tagebuch des Hadriax el Fex beäugte. Nach einem Augenblick ließ sie es hinter sich, ihr Lampenlicht kam den Flur entlang und zeigte Haufen von Schriftrollen auf den Regalen zu beiden Seiten.
    »Hat es etwas mit Hadriax zu tun?«, fragte sie.
    Karigan holte schaudernd Luft. »Meine Leute waren Fischer oder sind es immer noch, wie ich annehme.« Ihr Vater hatte
sie nie zur Schwarzen Insel gebracht, wo er aufgewachsen war. Er hatte nicht viel für seinen Vater übrig, den Großvater, dem sie nie begegnet war. »Einfache sacoridische Fischer. Sie sollten nicht von kaiserlichen Mördern abstammen.«
    Estral legte den Kopf schief, wie sie es immer tat, wenn sie sehr genau zuhörte oder etwas überlegte. »Es war Krieg, und auf beiden Seiten wurden Gräueltaten begangen, von Arcosiern ebenso wie von Sacoridern. Karigan, du bist nicht dein Vorfahr. Hardriax el Fex ist lange tot und zu Staub geworden. Außerdem war er mutig genug, um sich am Ende von Mornhavon abzuwenden und der Liga zu helfen. Wenn er das nicht getan hätte, hätte der Krieg ganz anders ausgehen können.
    Was deine Familie auf der Schwarzen Insel angeht, so sind sie nicht die schlichten Fischer, für die du sie hältst. Dein Großvater hat eine hohe Stellung dort und besitzt mehrere Fischerboote.«
    »Das — das wusste ich nicht.« Karigan runzelte verdutzt die Stirn. Es war ungerecht, dass Estral mehr über ihre Familie wusste als sie selbst. »Ich kenne nur die

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