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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Platz für sie oder ihre Leute, wenn der Winter kam, und bald würden sie weiter ins Land hineinziehen und sich verteilen müssen. Einige würden Zuflucht bei Angehörigen weiterer Sekten des Zweiten Reiches finden, die anderen würden in irgendein Städtchen ziehen und dort ihr Leben neu beginnen. Hauptmann Immerez und seine Männer würden den Winter hier oben vielleicht überleben, aber Familien mit kleinen Kindern waren eine ganz andere Sache.
    Großmutters Beutel war nun schon eine Weile fertig und lag in dem Korb zu ihren Füßen. Sie kämpfte mit diesem neuen Projekt und versuchte das hungrige Weinen von Amalas Neugeborenem in einem nahen Zelt auszublenden, damit sie sich auf ihre Knoten konzentrieren konnte. Das Kind war ein starker, gesunder kleiner Junge, und seine Eltern hatten Grund zur Zufriedenheit. Er hatte Amalas Augen und das runde Gesicht seines Vaters.
    Konzentriere dich, alte Frau , tadelte sie sich.
    Das hier war komplizierte Arbeit. Sie hatte das braune Garn dafür ausgesucht, denn das war die Farbe der Erde, und
der Zauber würde unterirdisch arbeiten. Die Worte, die sie beim Knüpfen sprach, waren uralt, finster und gefroren beinahe auf ihren Lippen. Sie hatte nicht gewagt, den Zauber bei Nacht zu wirken, wenn das, was ohnehin dunkel war, im Schatten noch dunkler wurde. Das hier war der richtige Zeitpunkt, im hellen Tageslicht.
    Das Garn widersetzte sich ihr, versuchte aus den Knoten zu rutschen und sich ihrer Kontrolle zu entziehen. Sie brauchte alle Autorität, die sie aufbringen konnte, berief sich auf die Stimmen ihrer Ahnenmütter, um das Garn zu zähmen.
    Sie band einen Knoten für Erwachen.
    Das Ende des Garns versuchte sich ihr zu entwinden.
    Ein Knoten, um zu rufen.
    Eine Schlinge wand sich um ihren Zeigefinger und drohte, ihr die Blutzufuhr abzuschneiden.
    Und ein Knoten, sich zu erheben.
    Eine Macht zwang ihre Hände auseinander, so dass sie die komplizierte Sequenz nicht beenden konnte, denn ihr Bann war einer, der die natürliche Ordnung der Welt verzerrte, aber sie setzte ihre gesamte Willenskraft ein und band schließlich auch den letzten Knoten. Wind fegte über die Hügelkuppe, bog die Bäume, riss Nadeln und Laub von den Ästen und fegte Großmutter Funken und Asche von ihrem Lagerfeuer ins Gesicht. Zelte stemmten sich gegen den Wind, und ihre Leute verbargen ihre Gesichter. Ein zorniger Wind war das, und sie kämpfte, um das Garn in ihren Händen zu beherrschen, das lebendig wurde, sich verzerrte, wuchs und schrumpfte, als sie weitere Worte der Macht murmelte.
    Bei ihren Worten saugte die Macht das Leben aus den schlafenden Pflanzen rings um die Hügelkuppe. Ein Hase, das Fell fleckig, weil es gerade den Wechsel von Sommerbraun zu Winterweiß vollzog, fiel plötzlich tot um. Das Herz
eines Hirschs, der irgendwo unterhalb der Kuppe äste, hörte auf zu schlagen. Diese kleinen Leben nährten die Knoten.
    Die Macht, die sie heraufbeschwor, kroch über die Hügelkuppe, und sie rang darum, sie vom Lager fernzuhalten. Die Macht nahm das Leben eines Fuchses in seinem Bau. Raben flatterten aus einer Kiefer auf, als sie spürten, wie die Macht sich näherte, aber der Letzte war nicht schnell genug. Die Nadeln der hohen, starken Kiefer, auf der sie gesessen hatten, wurden gelb und fielen ab, wirbelten im Wind.
    Die Macht kam näher zum Lager, wild und voller Gier. Großmutter rang weiter darum, sie umzuleiten und vom Lager fernzuhalten. Eine Familie schwatzender Eichhörnchen wurde plötzlich still, und sie fielen tot aus dem Baum. Ein Auerhahn wurde schlaff und würde im Frühling nicht wieder um eine Gefährtin balzen. Waschbären, eine Reihe Espen, Lorbeerrosen …
    Großmutter errichtete Schilde, um ihre Leute zu schützen, aber es war, als versuchte sie eine Welle mit bloßen Händen aufzuhalten. Die Macht konnte nicht abgewandt, nicht gezähmt werden, und sie umkreiste die Kuppe, suchte nur noch ein einziges weiteres Leben, und sie wusste, welches sie haben wollte.
    »Nein!«, flüsterte Großmutter, und sie versuchte, die Macht noch einmal abzulenken, sie dazu zu bringen, wenigstens einen Erwachsenen zu nehmen, einen von Immerez’ Männern oder die gefangene Grüne, aber die Macht suchte etwas Unschuldigeres, Neues.
    Sie rauschte an Großmutters Schilden vorbei, und das anhaltende Weinen von Amalas Kind verstummte.
    Dann herrschte nur noch Schweigen bis auf den Wind, der in Großmutters Ohren toste. »Nein!«, schrie sie.
    Das verknotete Ding wand sich und brannte in ihren

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