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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Geschichten, die Vater und die Tanten mir erzählt haben. Sieht aus, als hätte mein Vater mir so einiges vorenthalten.«
    »Ich bin sicher, er hatte seine Gründe«, sagte Estral. »Deine Familie war arm, als dein Vater die Insel verließ, und obwohl sie auch jetzt nach gewissen Maßstäben nicht unbedingt reich sind, sind sie für Fischer recht wohlhabend.«
    »Woher weißt du das?«
    »Unsere Spielleute reisen hin und wieder zu den Nachtinseln, wo sie freudig aufgenommen werden, denn Nachrichten sind dort ebenso selten wie Besucher, besonders Besucher, die singen, spielen und Geschichten erzählen können. Die Spielleute beobachten, lauschen und erfahren vieles aus den Orten, die sie aufsuchen.«

    Das hätte ich mir eigentlich denken können, sagte sich Karigan.
    Sie war nie sonderlich neugierig gewesen, was ihre weitläufigen Verwandten auf der Schwarzen Insel anging. Sie wusste, dass sie Fischer waren und ihr Großvater ein so schrecklicher Tyrann, dass ihr Vater die Insel verlassen hatte, um sein Schicksal anderswo zu suchen. Als sie aufgewachsen war, hatte sie die Ablehnung ihres Vaters übernommen, was die G’ladheons auf der Insel anging. Sie hatte von ihrem Vater und den Tanten genug Liebe und Unterstützung bekommen, ja selbst von den Angestellten im Haushalt, so dass ihr nie etwas gefehlt hatte. Nur ihre Mutter, die so jung gestorben war. Die mütterliche Seite ihrer Familie, die ebenfalls von der Schwarzen Insel stammte, war ihr ein noch größeres Geheimnis. Vielleicht würde sie eines Tages zur Insel reisen und selbst sehen, was mit ihrer Familie war.
    »Nichts ist mehr, was es zu sein schien, und nichts ist, was es sein sollte«, sagte sie.
    Estrals Augen glitzerten im Lampenlicht, als sie Karigan ansah. »Es tut mir leid, dass die Dinge nicht so verlaufen sind, wie du erwartet hast, oder sich als etwas anderes herausstellten als das, was du immer über sie gewusst hast. Aber es sieht aus, als gewöhntest du dich gut ans Reiterleben.«
    »Ja, ich denke schon. Es ist eine Ehre, dem König zu dienen. «
    »Und nicht nur, weil du in ihn verliebt bist?«
    » Was ?« Karigan zuckte ruckartig zurück, als hätte man sie geschlagen.
    »Wie ich mir dachte«, murmelte Estral.
    Karigan legte die Hand auf ein Regal, um sich zu stützen. »Fünf Höllen! Wie kannst du …«
    »Etwas in deinem Gesicht, deinen Augen, ändert sich,
wenn er erwähnt wird, und deine Reaktion bestätigt für mich, wie du für ihn empfindest; dass es über Pflichtbewusstsein und Respekt für deinen Herrscher hinausgeht.«
    Karigan ließ die Schultern hängen. »Hast du ein wenig Zeit?«
    »Ich habe heute keinen Unterricht«, sagte Estral, »und wir sollten uns lieber hinsetzen. Ich habe genug davon, diese Lampe zu halten.«
    Sie kehrten in die Kammer mit der Nische zurück und setzten sich auf die Hocker am Arbeitstisch. »Das hier ist kein Liedermaterial für deine Spielleute«, sagte Karigan. »Es muss zwischen dir und mir bleiben.«
    »Das verspreche ich dir. Ich werde es für mich behalten«, erwiderte Estral.
    Karigan ließ alle Gefühle, die sie in sich aufgestaut hatte, heraus: ihre langsame Erkenntnis dessen, was sie für den König empfand, seine Liebeserklärung eines Nachts auf dem Dach der Burg. Sie erzählte Estral, wie er versucht hatte, ihr ein allzu persönliches Geschenk aufzudrängen, während seine Unterschrift unter dem Heiratsvertrag mit dem Clan Coutre noch nicht trocken war. Sie wetterte über die Trennung zwischen Adel und Gemeinen.
    »Ich bin so dumm«, sagte sie. »Auch nur zu denken – auch nur zu hoffen.«
    Estral, die während ihres gesamten Berichts geschwiegen hatte, sagte nun: »Liebe ist nicht dumm. Es ist nur schwierig, wenn es auf diese Weise geschieht. Ich denke, du tust das Richtige, wenn du versuchst, dein Leben weiterzuführen und über etwas hinwegzukommen, was nicht geschehen kann. Ich vermag dir keine Weisheiten anzubieten, nur Mitgefühl mit meiner lieben Freundin. Es ist schwer, wenn die Geburt oder Abstammung über unseren Weg in der Gesellschaft entscheiden,
aber wir können uns nicht aussuchen, wem wir geboren werden, ebenso wenig wie wir aussuchen können, wer unsere entfernten Vorfahren waren.«
    Estral behauptete vielleicht, dass es ihr an Weisheit fehlte, aber ihre Worte beschwichtigten den Konflikt, der in Karigan tobte. Estral hatte recht: Man hatte keine Kontrolle über seine eigene Geburt, und sich darüber aufzuregen und wütend zu sein, war sinnlos. Es würde nichts ändern.

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