Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Sacoridien.
Widerwillig erlaubte der Waldläufer Amberhill, auf dem
Dachboden über seinen beiden Ochsen zu schlafen, und er versorgte ihn mit einem Lederbeutel voll abgestandenem Ale und einem halben harten Brotlaib. Amberhill war selbst dafür dankbar und drückte eine der wappenlosen Goldmünzen in die schwielige Hand des Waldläufers. In dieser Nacht ließ Goss sich gnädig dazu herab, den Stall mit dem Ochsenpaar zu teilen, das Futter zu fressen, das der Waldäufer ihm gab, und das frische Wasser aus dem Brunnen zu trinken. Oben auf dem Dachboden verschlang Amberhill das Brot, stürzte das Ale hinunter und grub sich tief ins Heu, um warm zu bleiben. Er hatte sich all dies selbst eingebrockt, indem er gleich hinter Lady Estoras Entführern hergehetzt war, statt in die Burg zurückzukehren und die Verfolgung seinem Vetter zu überlassen.
Aber er konnte nicht anders. Er erinnerte sich an Morry, der in seinen Armen gestorben war, und an die Worte, die er gesagt hatte. Amberhill hatte die Ehre vergessen, er war so betört von dem Geld gewesen, das man ihm angeboten hatte. Alles war seine Schuld. Aufgrund seiner Schwäche war Morry nun tot, und eine Frau, die einen solchen Schrecken nicht verdient hatte, befand sich in den Klauen von Halsabschneidern. Erst im Rückblick wurde ihm klar, dass es keine »ehrenhafte Entführung« geben konnte. Wahrscheinlich war schon von vornherein gar kein Adliger daran beteiligt gewesen – niemand, der auch nur halbwegs bei Verstand war, hätte Lady Estoras Entführung befohlen. Die Habgier hatte seinen Verstand getrübt. Er hätte auf Morry hören sollen.
Nun trieb ihn seine Trauer an, Morry zu rächen und das Unrecht wiedergutzumachen, das er Lady Estora angetan hatte. Erschöpft schlief er die ganze Nacht hindurch und weit in den Morgen hinein. Als er aufwachte, kletterte er vom Dachboden herunter und stellte fest, dass die Ochsen und ihr
Geschirr verschwunden waren und dass der Waldläufer ihm einige Gaben dagelassen hatte – etwas zu essen, noch einen Lederbeutel voll Ale, einen Sack Getreide für Goss und einen groben, aber warmen Umhang.
»Dank den Göttern«, sagte Amberhill und warf sich den Umhang über die Schultern. Der Waldläufer hatte sich anscheinend über die Goldmünze gefreut und beschlossen, Amberhill für seine Reise besser auszurüsten. Der Edelmann-Dieb war dankbar für seine Freundlichkeit und ließ eine zweite Goldmünze auf der Türschwelle des Waldläufers zurück.
Bevor er einen weiteren Tag der Verfolgung begann, gürtete er sich seinen Schwertgurt mit dem Rapier und dem Fechtdolch um. Unter seinen Kleidern verborgen, in seinen Ärmeln und Stiefeln, hatte er noch mehr Waffen. Er war vielleicht nicht für eine Reise quer durchs Land gerüstet gewesen, aber er war stets bereit, einen Kampf zu gewinnen.
Amberhill suchte seinen Weg zurück zu der Stelle, wo er die Fährte seiner Beute verloren hatte. Er war in der Tat ein edler Dieb und kein Spurenleser der Wildnis, aber er hatte Geduld und fand die Fährte. Es waren Hufabdrücke von mindestens drei Pferden. Er nahm an, dass die Gruppe noch größer war, aber er wusste es nicht genau.
Er schnalzte, bis Goss in Trab fiel, und fürchtete, dass Lady Estoras Entführer aufgrund seines Irrweges einen beträchtlichen Vorsprung haben könnten. Er war sich sicher, dass Zacharias seine eigenen Verfolger ausgeschickt hatte und dass diese sich irgendwo hinter ihm befanden, aber er würde nicht aufgeben. Dies war seine persönliche Angelegenheit.
Gegen Abend fand Amberhill die Überreste eines Lagers, doch der geschwärzte Feuerring war kalt. Er konnte nur annehmen,
dass sie ihm bereits einen ganzen Tag voraus waren. Es könnte schlimmer sein, dachte er, aber es könnte auch besser sein. Zumindest hatte er einen klaren Beweis dafür, dass sie hier vorbeigekommen waren.
Die Herbsttage waren schon kürzer geworden, und obwohl Amberhill gern weitergeritten wäre, hielt er sich zurück. Es wäre einfach dumm zu versuchen, der Spur im Dunkeln zu folgen, besonders ohne die Hilfe eines hellen Mondes. Er würde die Fährte verlieren und sich wahrscheinlich vollkommen verirren. Er hatte keine Ahnung, wo er sich in dieser Wildnis befand, und wenn er vom Weg abkam, wäre das in mehr als einer Hinsicht eine Katastrophe.
Er hörte auf die Stimme der Vernunft und stieg mit einem Seufzer von Goss ab. Er würde über Nacht hier lagern – in der Kälte, ohne Feuer, denn er hatte keinen Feuerstein bei sich – und seine
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