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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Verfolgung in der Morgendämmerung wieder aufnehmen.
    Er versorgte Goss und kuschelte sich dann in der tiefer werdenden Dunkelheit in den Umhang des Waldläufers. Bevor das Licht endgültig verschwand, zog er das Amulett aus seiner Westentasche. Er hatte es bei Morry gefunden, als er die Leiche seines Freundes hastig durchsucht hatte, und es war so seltsam, dass er es nicht hatte zurücklassen können. Auf seiner verzweifelten Jagd durch die Wälder hatte er es völlig vergessen.
    In das Gold des Amuletts war eine Rose eingraviert, und Amberhill erriet, dass Morry eine heimliche Geliebte gehabt hatte. Er war völlig verblüfft, denn er hatte gedacht, alles über den älteren Mann zu wissen, der sein Junggesellenleben anscheinend sehr genossen hatte. Amberhills Großvater hatte gut für ihn gesorgt, und er hatte ein sehr angenehmes Leben geführt.

    Amberhill zögerte, das Amulett zu öffnen, denn er dachte, das sei ein Einbruch in Morrys Privatsphäre. Dann schalt er sich selbst. Morry war tot. Was konnte es ihm schon ausmachen?
    Amberhill öffnete das Amulett. In der einen Hälfte fand er eine zarte, geflochtene, kupferrote Haarlocke. In der anderen Hälfte war ein Miniaturporträt seiner Mutter. Amberhills Eingeweide erschauerten vor Schmerz um seine Mutter, die er immer noch vermisste, obwohl sie schon vor zehn Jahren an gebrochenem Herzen gestorben war. Er hatte immer geglaubt, dass sein Vater mit seinem Spiel und seiner Sauferei ihr das Herz gebrochen hatte und dass sie einsam und ausgehungert nach Liebe gestorben war.
    Als Amberhill nun das Amulett betrachtete, begriff er, dass es vielleicht in Wirklichkeit ganz anders gewesen war. Er erinnerte sich an die schrecklichen Tage des letzten Leidens seiner Mutter. Er war siebzehn gewesen, war gerade erst zum Mann geworden. Sein Vater war wie üblich nicht da gewesen, er hatte irgendwo weitere Schulden angehäuft. Der Einzige, an den er sich erinnerte, der immer in der Nähe gewesen war, der sich während ihrer letzten Tage um seine Mutter gekümmert und ihr Gesellschaft geleistet hatte, war Morry. Morry, der sie geliebt hatte. Und als Amberhill nun das Amulett in der offenen Hand hielt, begriff er, dass sie Morry ebenfalls geliebt haben musste.
    Er ließ das Amulett zuschnappen und steckte es wieder in die Tasche. Er fühlte eine Leichtigkeit in seinem Innern, weil seine Mutter trotz ihres Mannes und seiner Fehler Trost gefunden hatte. Er spähte zum Himmel hinauf, zu den Sternen, die durch die Baumwipfel des Waldes schienen, und dachte, dass Morry und seine Mutter nun wieder zusammen waren, und diesmal in aller Ewigkeit. Falls es irgendeine Gerechtigkeit
in der Welt gab, würde sein Vater die Zeit im Leben nach dem Tod damit verbringen, von Dämonen gepeinigt aus einer Hölle in die andere zu kriechen.
    Diese Gedanken schenkten Amberhill Frieden, und nach einem spärlichen Mahl aus Brot, Käse und schalem Ale schlief er ein.
    Am nächsten Morgen weckte ihn nicht etwa die Morgendämmerung, und auch nicht das Wiehern seines erregten Hengstes, sondern eine Klinge an der Kehle.

PIRATEN
    »Wirklich hübsch.«
    Sechs der übelsten Gesellen, die Amberhill je gesehen hatte, starrten auf ihn herab. Sie stanken nach Fisch und nach ihren ungewaschenen Körpern. Ihre Haare und Bärte waren strähnig und verfilzt, und ihre Kleider fielen in Lumpen herab – sie schienen ihnen am Körper zu zerfallen. Keiner von ihnen trug Schuhe, und Amberhill bezweifelte, dass sie alle zusammen genügend Zähne für ein vollständiges Gebiss besaßen.
    Er hielt denjenigen, der das rostige Entermesser an seine Kehle drückte, für den Anführer. Er hatte eine Knollennase mit Pockennarben, die zwar von Krankheiten verfärbt, aber dennoch mit einem goldenen Ring geschmückt war. Seine Augen waren gelb und rot gerändert, und an seinen Füßen zeigten sich hornige Geschwüre. Sie sahen fast wie … Muscheln aus.
    »Kümmer dich nicht um Ohrenhund«, sagte er zu Amberhill. »Wir haben seit Jahren keine Frau gesehen. Er weiß den Unterschied nicht mehr.«
    Amberhill schluckte vorsichtig, denn er wollte nicht, dass die rostige Klinge seine Haut aufschürfte. Er fand, dass dies ein sehr rüpelhafter Tagesanfang war. Er wollte ihnen versichern, dass er keine Frau sei, aber er fürchtete, dass das den Männern in ihrer Verzweiflung egal sein könnte. Waren sie
aus einem Gefängnis ausgebrochen? Vielleicht, aber sie sahen noch wesentlich schlimmer aus: wie Seeleute. »Was wollt Ihr?«
    »Schnaps!

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