Der schwarze Thron - Reiter reiter3
geriet, unvorbereitet zu begegnen. Er registrierte erneut, wo sich jeder einzelne Pirat befand, und zog mit gekreuzten Händen zwei identische Messer aus seinen Ärmeln.
Das erste, das er warf, fällte den Zimmermann. Das zweite benutzte er, um einen Hieb des Käpt’ns abzulenken. Er wirbelte herum und zog ein weiteres Messer aus einer Scheide in seinem Stiefels hervor, und nun erwiderte er die Hiebe des Käpt’ns mit beiden Messern.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Goss sich an seinem Halfter aufbäumte. Die übrigen Piraten bedrohten ihn mit ihren Waffen, aber sie schreckten vor den fliegenden Hufen des Hengstes zurück. Die Erfahrung hatte Amberhill gelehrt, dass Seeleute selten Pferdeverstand besaßen, und das war seiner Meinung nach umso besser.
Der Käpt’n war kein raffinierter Schwertkämpfer, aber er war unnachgiebig und hackte wie eine Windmühle auf Amberhill ein. Hieb folgte dicht auf Hieb. Amberhill parierte mit seinen Messern.
Ein Ast brach durch, und Goss war frei; er bäumte sich auf und schleuderte die Hufe gegen die Piraten. Sie brüllten und rannten auseinander.
Der Käpt’n zögerte den Bruchteil eines Augenblicks. Amberhill warf sich zu Boden und rollte sich weg. Er erreichte seine Ausrüstung und richtete sich auf, doch da stürzte ein Pirat mit erhobenem Entermesser auf ihn zu.
Amberhill warf ein Messer, das den Mann in den Bauch traf. Der Pirat taumelte und fiel tot zu Boden. Der zornige Goss war mit einem Sprung bei dem Piraten und fing an, mit den Hufen auf seinen Körper zu hämmern, aus dem eine Woge von Gestank und Blut hervorbrach. Amberhill keuchte und wünschte, sein Pferd würde die Lebenden angreifen.
Er hörte ein Grunzen hinter sich und rollte davon, als die Klinge des Käpt’ns genau dort heruntersauste, wo er gerade gestanden hatte. Er und der Käpt’n umkreisten einander, seine Ausrüstung lag zwischen ihnen.
Amberhill parierte einen Hieb, und wieder umkreisten sie einander. Am Rand seiner Konzentration war er sich der anderen Seeleute bewusst, die Käpt’n Bonnet brüllend anfeuerten.
»Gib auf, mein Junge«, sagte der Käpt’n, »dann mach ich deinen Tod weniger schmerzhaft.«
Es war ein schreckliches Risiko und Amberhill war sich darüber im Klaren, aber die ganze Angelegenheit war ihm ungeheuer lästig geworden. Als der Käpt’n seinen Arm hob, um einen weiteren Hieb zu landen, warf Amberhill sein letztes Messer. Das bedeutete zwar nicht, dass er nicht noch mehr Waffen bei sich trug, aber diese waren nicht zum Werfen gedacht.
Käpt’n Bonnet schrie – es war ein gurgelnder Schrei – und fiel zu Boden, wobei er nach dem Messer in seiner Kehle griff. Blut schoss zwischen seinen Fingern hervor.
Noch bevor der Käpt’n fiel, ergriff Amberhill sein Rapier und seinen Fechtdolch und fuhr gerade noch rechtzeitig herum, um einen Piraten, der sich auf ihn stürzte, aufzuspießen. Hinter ihm weiteten sich Ohrenhunds Augen, er drehte sich um und floh. Amberhill zog das Messer aus dem zuckenden Hals des Käpt’ns und schleuderte es in Ohrenhunds Rücken. Der Pirat fiel ins Unterholz und bewegte sich nicht mehr.
Amberhill wischte sich mit dem Ärmel die Stirn und hielt inne, um wieder zu Atem zu kommen, doch dann brachte ihn der Verwesungsgestank, der von den Leichen aufstieg, zum Würgen. Er zog ein Taschentuch hervor und bedeckte Nase und Mund. Vor seinen Augen fiel das Fleisch mit unnatürlicher Geschwindigkeit von den Knochen der Leichen.
»Fünf Höllen«, murmelte er.
Goss trampelte noch immer auf dem längst toten Leichnam des einen Piraten herum, mit einem methodischen Grimm, der Amberhill verblüffte. Die Knochen waren inzwischen praktisch zu Staub zerfallen. »Goss! Um Himmels willen! Er ist schon tot.«
Amberhill trat vorsichtig durch das Chaos, nahm Goss’ Zügel und redete tröstend auf ihn ein, um ihn zu beruhigen, während er ihn aus dem Umkreis des Blutes führte. Dann
kehrte er zurück, um seine Ausrüstung zu holen. Als er sein Messer aus den sterblichen Überresten von Ohrenhund ziehen wollte, entdeckte er zu seiner großen Überraschung Juwelen und Goldmünzen, die zwischen den Knochen schimmerten. Mit der Messerspitze verschob er die Knochen, und noch mehr Münzen und Juwelen fielen aus dem Kadaver des Piraten. Er untersuchte die anderen und fand tatsächlich unter ihrer inzwischen papiernen Haut und zwischen ihren Knochen ein beträchtliches Vermögen.
»Wie sonderbar.« Er hatte noch nie zuvor so etwas gesehen und fragte sich, wie es
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