Der schwarze Thron - Reiter reiter3
stürzte sich auf ihn und entriss ihm sein Schwert. Sie wollte ihm einen Hieb versetzen, aber ein anderer Mann blockierte den Schlag. Männer schrien, sie bewegten sich in alle Richtungen und wirbelten so viel Staub auf, dass sie wie
in Nebel getaucht waren. Sie schwang die Klinge erneut, und wieder parierte jemand den Hieb. Das Korsett schnürte ihr die Luft ab, obwohl sie Estora gebeten hatte, es nicht zu eng zu schnüren. Staub verstopfte ihre Nase und ihre Kehle, und ihre Röcke wirbelten um ihre Fußknöchel. Jede Sekunde, die sie ihre Feinde hier festhielt, war ein Gewinn für Estora und Fergal.
Sie konzentrierte sich auf die Schwerter, der Schmerz verblasste, und sie besann sich auf ihre Ausbildung. Sie hatte gelernt, in vernünftiger Kleidung zu kämpfen, und nun trug sie keine eleganten Schuhe, sondern ihre eigenen Stiefel, und die Röcke des Gewandes engten sie nicht allzu sehr ein. Diese Vorteile hatte sie zumindest.
Ihr Schwert durchbohrte den Bauch eines Feindes. Sie zog es heraus, wandte sich der nächsten Klinge zu und wieder der nächsten. Fast gelang es ihr, den Kerl zu töten, als jemand von hinten gegen sie stieß und sie zu Boden warf. Das Schwert fiel ihr aus der Hand und aus ihrer Reichweite.
Sie rang mit demjenigen, der sie zu Boden geworfen hatte, sie biss und trat und kratzte. Sie packte ihr Haar, zog eine Haarnadel heraus und stach sie in den Arm ihres Angreifers. Er fiel schreiend zurück.
Sie versuchte aufzustehen, aber jemand trat ihr die Füße unterm Leib weg. Mehrere Hände hielten sie am Boden fest, rissen ihr büschelweise das Haar aus und zogen die Haarnadeln heraus. Wenn sie sich wehrte, traten sie ihr in die Seiten und Hüften und hieben ihr auf den Kopf.
Sarge sah sie wütend an. »Ich kenne dich«, sagte er. »Ich erinnere mich an dich.«
Sie fing an zu sprechen, aber Sarge befahl den anderen, sie zu fesseln, ihr einen Umhang über den Kopf zu werfen und ihn festzuzurren, damit sie nichts sehen konnte. Raue Hände
hoben sie auf ein Pferd, an dem sie ebenfalls angebunden wurde.
»Bringen wir sie den Hügel hinauf«, sagte Sarge.
Blind und bewegungsunfähig, konnte Karigan nur die Augen schließen. Überall um sie herum hörte sie die Geräusche der Männer und Pferde beim Losreiten. Ihr Pferd drehte sich um und sprang vorwärts, und irgendwo hinter ihr schrie Falan.
Zumindest haben die brutalen Hunde die Stute von ihrem Leiden erlöst, dachte Amberhill. Die Straße hatte die Blutlache beinahe aufgesogen, die sich unter der durchgeschnittenen Kehle der Stute gebildet hatte. Er kniete sich auf die Straße und hob Lady Estoras Hut auf. Er war zertrampelt und staubbedeckt, und zwei Federn waren umgeknickt. Er war erst gegen Ende des Handgemenges eingetroffen, als sie sie bereits fesselten und auf dem Pferd festbanden – und er hatte es nicht gewagt, sich ihnen anders als pirschend zu nähern, und so war er wieder einmal zu spät gekommen.
Aber er stand vor einem Rätsel. Dies war Lady Estoras Hut, und auch die tote Stute gehörte ihr, aber wenn die Frau, die man da soeben fortgeschleppt hatte, wirklich Lady Estora gewesen war, dann besaß sie eine Dimension, von der er bisher nichts geahnt hatte. Sie hatte mehrere der Männer getötet und andere verletzt – er hatte zugesehen, wie sie mit ihren Toten die Straße zurückgeritten waren. Das waren ganz und gar nicht die Kampftechniken, die er von einer Edelfrau erwartete.
Wer auch immer diese Person war, sie hatte jedenfalls Lady Estora einen großen Dienst erwiesen und ihr zur Flucht verholfen, während er selbst unfähig gewesen war, die Entführer einzuholen.
Er war zwiegespalten. Einerseits wollte er sich auf die Suche nach der echten Lady Estora machen, andererseits wollte er der Bande von Halsabschneidern folgen und der tapferen Seele helfen, die Lady Estoras Platz eingenommen hatte. Sie – oder womöglich sogar er? – würde zumindest wissen, was aus der Dame geworden war, und er schuldete es dieser Person, ihr zu helfen, wie er nur konnte.
Er ging zu Goss hinüber, der die tote Stute witterte und davonrennen wollte. Er brachte den Hengst dazu, so lange stillzustehen, dass er aufsteigen konnte.
Er trabte zur Kreuzung zurück und trieb Goss nach Westen, auf die Straße, die in die Hügel von Teligmar führte. Ein Stück weiter hängte er Lady Estoras Hut an einen Ast, als Hinweis für irgendwelche Streitkräfte, die König Zacharias vielleicht hinter ihnen hergeschickt hatte.
JAMETARIS SEHNSUCHT
Laren sah
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