Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Zacharias’ Zögern deutlich, aber sie wusste, wie viel Druck Lord Coutre wegen Lady Estoras Befreiung auf ihn ausübte. Dieser Druck, gepaart mit seinen Schuldgefühlen, hatte seinen Stolz schließlich überwältigt. Er saß reglos auf seinem Pferd vor dem blauen Zelt im Lager der Eleter und wartete, wartete auf irgendein Anzeichen dafür, dass Prinz Jametari sich bereiterklären würde, ihn zu empfangen.
Zacharias hatte sie gebeten, ihn zu begleiten, aber seine Ehrengarde hatte er auf eine bloße Handvoll Waffen zurückgestutzt. Diesmal gab es keine Banner und keine langen Reihen von Soldaten, die in schimmernder Rüstung ritten. Kein Geprange. Die Wachen an den Stadttoren sorgten dafür, dass niemand sich ihm näherte und ihn störte, aber Neugierige gafften von der Mauer herab und fragten sich, was ihr König wegen der Eleter zu unternehmen gedachte.
Man sah sonst kaum etwas von ihnen, obwohl sich einige eletische »Kundschafter« bis in die Stadt vorgewagt hatten. Sie reisten immer zu dritt und sprachen mit niemandem, außer mit ein paar ausgewählten Ladenbesitzern, und sie hielten sich niemals lange auf. Laren konnte ihnen das nicht übel nehmen, denn wo sie auch hinkamen, versammelten sich die Leute um sie, glotzten sie an und verstopften die Straßen,
so dass die Polizei zum Eingreifen gezwungen war, damit der Verkehr wieder fließen konnte.
Aber was konnte die Eleter an der Stadt Sacor wohl interessieren? Berichten zufolge besuchten sie die Museen und das Künstlerviertel, doch ihr Hauptinteresse galt Meister Gruntlers Süßwaren. Es hieß, dass der Meister selbst Tag und Nacht arbeitete, um all den Schokolade-Bestellungen nachzukommen. Die Eleter hatten auch Säcke voll gerösteter Kauvbohnen in einem Teehaus in der Gryphon-Straße bestellt.
Niemand wusste, was die Eleter den ganzen Tag in ihren Zelten machten, aber Laren stellte sich gern vor, dass sie herumsaßen, sich Drachenschuppen in den Mund schoben, an Kauv sogen und einander esoterische Gedichte vorlasen – eine Mischung, die einem durchaus zu Kopf steigen konnte. Sie lächelte und fragte sich, ob die Eleter tatsächlich in ihren Zelten wohnten oder ob die Zelte in Wirklichkeit Eingänge waren, die anderswo hinführten. Waren die Eleter überhaupt wirklich hier in Sacoridien? Befand sich das Innere der Zelte vielleicht an einem völlig anderen Ort als die äußeren Zeltplanen?
Es waren diese Geheimnisse, die die Eleter so faszinierend machten, aber je länger sie und die anderen dasaßen und darauf warteten, dass einer von ihnen erschien, desto mehr verblasste ihre Neugier.
Während das Warten sich immer länger hinzog, rollten die Wolken in dem bleiernen Himmel allmählich nach Osten. Laren schnupperte die kühle Luft und meinte, sie rieche nach Schnee. Es war bereits eine dünne Schicht Neuschnee gefallen, die aber schnell in der Sonne geschmolzen war. Die Kälte kroch allmählich ihren Rücken hinauf, der ihr vom langen Sitzen wehtat. Sperlings Kopf sank herab, als er einschlummerte. Doch Zacharias’ Gesichtsausdruck war noch immer unverändert. Er bewegte sich nicht.
Laren wollte ihm gerade vorschlagen, in die Burg zurückzukehren und morgen zu einem weiteren Versuch wiederzukommen, als der Vorhang des blauen Zeltes zurückgeschlagen wurde. Vor ihnen stand die Eleterin, mit der sie es schon früher zu tun gehabt hatten: Prinz Jametaris Schwester.
»Willkommen, Feuerbrand«, sagte sie. »Mein Bruder wird Euch empfangen.«
Zacharias stieg ab, und seine kleine Gefolgschaft tat es ihm nach. Nachdem er einer der Waffen seine Zügel zugeworfen hatte, wählte er eine andere Waffe dazu aus, ihn und Laren in das Zelt zu begleiten. Weder General Hardborough noch Colin würden glücklich darüber sein, dass er nur eine Wache mitnahm, aber sie waren wegen dieses kleinen Abenteuers nicht konsultiert und nicht einmal darüber in Kenntnis gesetzt worden. Nein, sie würden ganz und gar nicht glücklich sein, wenn sie davon erführen.
Ihre Waffe war Sergeant Brienne Quinn, die kürzlich von den Gräbern gekommen war, wie alle Waffen, die nun Zacharias bewachten. Es waren nicht mehr viele übrig, um die uralten Totenstraßen zu bewachen.
Die drei betraten das Zelt, und alles war wie zuvor, die Birken säumten den Pfad, ihre goldenen Blätter raschelten, und sie reckten die weißen Glieder dem Himmel entgegen. Laren lächelte, als sie das Staunen auf Briennes Gesicht sah – gemischt mit einer gesunden Dosis Misstrauen.
Die Grabwächter würden
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