Der schwarze Thron - Reiter reiter3
sich in vieler Hinsicht umstellen müssen, wenn sie ihrer neuen Pflicht nachkommen und die Lebenden bewachen wollten – zum Beispiel mussten sie sich daran gewöhnen, oberirdisch und bei Tageslicht zu arbeiten. Sie waren bleich, diese Waffen, und sie schienen immer zu blinzeln, selbst an einem trüben Tag wie heute, als wäre schon die Andeutung des Sonnenlichts zu viel für sie.
Alle Waffen waren sehr ruhig und erwiesen dem König tiefe Ehrerbietung, aber bei den Grabwächtern waren diese Eigenschaften extrem ausgeprägt: Ihr Verhalten war einer Gruft angemessen, sie waren an stille und verehrungswürdige Orte gewöhnt – sie waren die stillen Gärtner der Toten. Wie sahen sie wohl ihren lebendigen König? Als zukünftigen Bewohner der Gräber?
Laren schüttelte den Kopf. Was für Gedanken!
Sie folgte den Eletern den Pfad hinunter und über den Bach bis zu dem Ort, an dem Prinz Jametari sie erwartete. Diesmal war er in Silberblau gekleidet. Seine Diener stellten wieder Stühle und Erfrischungen bereit, aber Zacharias blieb stehen. Der Prinz und der König musterten einander schweigend.
Schließlich sagte Jametari: »Ich heiße Euch erneut willkommen, Feuerbrand. Was können die Eleter für Euch tun?«
»Das wisst Ihr nicht?«, fragte Zacharias. »Ich dachte, Ihr hättet die Gabe des Vorherwissens.«
Jametari nickte. »Das stimmt, aber solche Gaben sind von Natur aus unstet und erscheinen nicht auf Befehl, und gewöhnlich neigen sie dazu, bedeutende Ereignisse zu erhellen, nicht die Gedanken eines Königs.«
Zacharias zögerte, bevor er erneut sprach. »Eure Schwester sagte, dass Ihr eine Methode besitzt, um Dinge zu wissen – dass die Wälder und Gewässer Euch die Neuigkeiten des Landes mitteilen.«
»Das stimmt«, sagte Jametari.
»Wir haben nichts von Lady Estoras Entführern gehört, und sie haben auch kein Lösegeld gefordert.«
Jametaris Blick wanderte seitwärts, als sei er in einem Tagtraum befangen. »Darüber kann ich Euch nicht viel sagen, und gewiss nicht die Einzelheiten, die Ihr hören wollt, denn die Geschichte, die das Land erzählt, verblasst, je weiter sie
nach Westen geht.« Nun richtete er seine hellblauen Augen auf Zacharias. »Das Land spricht von einer großen Kriegertruppe, die über Pfade ritt, die sonst kaum begangen werden. Sie ritten in Richtung auf den Sonnenuntergang, Jäger, ganz in Schwarz gekleidet, wie dieser Wächter der Toten, der Euch begleitet. Sie machten selten Halt, die Hufe ihrer Tiere waren wie Donner auf der Erde, sie erschütterten selbst die Baumwurzeln. Der Wald um sie herum spürt Wut und Dringlichkeit, und die Wesen fliehen vor ihnen.«
»Ist das alles?«, fragte Zacharias.
»Ihr Vorüberreiten verdrängt alles andere.«
Zacharias sah niedergeschlagen aus. Er war ausgehungert nach Neuigkeiten, er war bereit, selbst nach Westen zu reiten. Nur das gute Zureden Larens und seiner anderen Ratgeber hatte ihn davon abgehalten, sich persönlich an der Verfolgung zu beteiligen. Sie wusste nicht, ob er hauptsächlich von seiner Zuneigung zu Lady Estora und seiner Angst um sie angetrieben wurde oder ob er sich mehr um sein Königreich sorgte und die Probleme fürchtete, die entstehen konnten, wenn sie nicht heil und gesund zurückkehrte. Er vertraute Laren seine persönlichen Gefühle für Lady Estora nicht an, also nahm sie an, dass es sich um eine Mischung aus beidem handelte. Zacharias hatte ein gutes Herz und sah es nicht gern, wenn jemand zu Schaden kam, besonders nicht jemand, der so zart war wie Lady Estora.
»Ehrlich gesagt«, sagte Jametari, »hat sich mein Gemüt nach den Problemen im Süden ausgestreckt, nicht nach dem Elend Eurer Dame.«
»Der Schwarzschleier?«, fragte Zacharias scharf.
Jametari nickte. »Wollt Ihr und Euer Hauptmann Euch eine Weile zu mir setzen?«
Zacharias warf Laren einen Blick zu und sagte: »Natürlich.«
Alle außer Brienne und einigen Dieners Jametaris setzten sich hin, und zunächst war alles still, bis auf das Rauschen des Bachs und die Flügel der Häher, die in den Birkenzweigen flatterten.
»Die Geschichte, die ich aus dem Süden spüre«, sagte Jametari endlich, »hat sich nicht verändert, seit Galadheon Mornhavon den Schwarzen in die Zukunft versetzte. Im Wald ruht kein Bewusstsein, das ihn tiefer in die Schatten treibt. Er stagniert, er bleibt böse und finster, aber mit Mornhavon wurde ein großer Makel entfernt. Im Laufe eines Zeitalters mag der Wald heilen.«
»Ich glaube nicht«, sagte Zacharias, »dass
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