Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Lampenlicht, das ihre Augen blendete – fiel über sie her. Vor ihr stand eine Waffe. Zumindest stand er mehr oder weniger. Er war auf Krücken.
»Reiter?«, fragte er.
»Fastion?«
Er neigte den Kopf.
Dann fiel ihr alles wieder ein, der Grund für ihre ungewöhnliche Reise, die Dringlichkeit. Und sie war eingeschlafen! »Die Gräber …«, begann sie.
Fastion deutete mit dem Kopf einen Korridor hinunter. »Hier entlang. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Karigan stand auf und hatte das Gefühl, dass ihr jeder Knochen wehtat. »Ihr wisst es?«
Er warf ihr den steinernen Blick zu, der sie vor langer Zeit auf die Idee gebracht hatte, ihm den Kosenamen Granitgesicht zu geben. »Natürlich weiß ich nichts, aber Ihr kommt hier ohne Pferd an, zumindest sagen das die Wachen, und ohne Euren Säbel. Ihr tragt den Umhang einer Waffe, und das ist an sich schon seltsam. Und wenn es um Euch geht, muss man ja immer mit Problemen rechnen.« Fastion führte sie den Korridor hinunter, wobei er sich rasch und mühelos auf seinen Krücken vorwärts schwang.
»Wollt Ihr nichts dazu sagen, wie ich rieche?«, fragte Karigan, während sie hinter ihm her hastete.
Fastion schenkte ihr lediglich einen verächtlichen Blick. Als sie ihn nach seinen Krücken fragte, sagte er, dass er sich während des Anschlags auf Lady Estora eine Wunde zugezogen hatte.
»Es geht ihr gut«, sagte Karigan. »Zumindest ging es ihr gut, als ich sie in Mirwell gesehen habe.«
Dies brachte Fastion dazu, anzuhalten und ihr einen Seitenblick zuzuwerfen. Dann murmelte er etwas Unverständliches und ging weiter.
Er führte sie tief in den Westflügel, bis zu einer Kammer, die sie nie zuvor gesehen hatte: ein lang gestreckter Raum, gesäumt von schwarzen Flaggen und schwarzen Onyxstatuen grimmiger Krieger. Tische standen in ordentlichen Reihen, und sie nahm an, dies sei der Speise- und Konferenzsaal der Waffen. Fünf warteten auf sie, als hätten sie ihre Ankunft vorausgeahnt. Sie erkannte Brienne Quinn, obwohl es schon eine Weile her war, seit sie die Grabwaffe gesehen hatte, aber die anderen waren ihr unbekannt. Sie bildeten einen Halbkreis um sie und Fastion.
»Reiter G’ladheon ist gekommen, um von den Gräbern zu sprechen«, sagte Fastion.
Was?, dachte sie. Nicht einmal ein »Willkommen, wie geht es Euch« und eine Tasse Tee? Sie unterdrückte einen Seufzer und beschloss, gleich zur Sache zu kommen, damit sie den Rest dann den Waffen überlassen und sich in ihrem eigenen Bett ausruhen konnte. In diesem Augenblick fand sie die Vorstellung, die Probleme des Königreiches jemand anderem zu überlassen, ausgesprochen anziehend.
»Das Zweite Kaiserreich hat sich des Buchs bemächtigt, das der König gesucht hat, um den D’Yer-Wall instandzusetzen«, sagte sie. »Um das Buch lesen zu können, müssen sie es im Licht des Grabes des Hochkönigs ansehen. Falls es ihnen
gelingt, das Buch zu entziffern, können sie mit Hilfe dieser Information den Wall zerstören. Sie haben Lady Estora entführt, um die Waffen von den Gräbern abzuziehen, damit ihre Aufgabe leichter wird, und es könnte sein, dass sie jetzt, in diesem Moment bereits dort sind.«
Sie erwartete, dass die Waffen sofort die Initiative ergreifen würden, doch die standen so reglos wie die Statuen, die die Wände säumten.
»Essen und Trinken für Reiter G’ladheon«, befahl Fastion, und eine der Waffen stahl sich davon. »Und eine Uniform und ein Schwert.«
»Eine von meinen könnte passen«, sagte Brienne Quinn.
»Was?«, fragte Karigan, aber ihre Fragte verhallte ungehört, da gerade Diener herbeigerufen wurden.
»Lennir, kümmere dich um die Gräber«, sagte Fastion, und die Dritte Waffe marschierte aus dem Saal.
Unterdessen entfernte die Vierte Waffe, die ihren Namen nicht preisgegeben hatte, Karigans stinkenden Mantel und fing an, ihre Verbände abzuwickeln, um ihre Wunden zu untersuchen.
Die Fünfte Waffe verließ den Saal, um andere zur Verfügung stehende Waffen zu suchen, aber da sie ständig mit Eindringlingen auf dem Gebiet der Burg rechnen mussten, würden nicht viele von der Seite des Königs weichen können. Bald erschienen Diener mit kalten Würstchen, Brötchen, Käse und Tee.
»Sie hat Fieber«, sagte die Waffe, die sich um sie bemüht hatte, zu Fastion. »Die Kopfwunde scheint entzündet zu sein.«
Er betrachtete Karigan intensiv und sagte dann zu der anderen Waffe: »Tu dein Bestes. Später kann sie dann in den Heilerflügel gehen.«
Nachdem Karigans Wunden
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