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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Zacharias’ Brust stand. Der Kopf schlenkerte auf dem schlangenartigen Hals von einer Seite zur anderen, und nachdem der Vogel ihr einen Blick zugeworfen hatte, grub er seinen Schnabel in König Zacharias’ Kehle.
    Sie schrie vor Wut und wollte sich gerade auf den Vogel stürzen, als sie das unverwechselbare Twäng eines Pfeils und den dumpfen Einschlag hörte. Der Vogel fiel zu Boden, sein Kopf schlug mit einem endgültig klingenden Klack auf einem weggeworfenen Schild auf. Der grün gefiederte Pfeil ragte aus seinem Hals.

    Sie drehte sich um, und da stand der Beobachter wieder und hielt einen kurzen, kräftigen Bogen. Sie erhaschte das Funkeln einer goldenen Brosche, und diesmal wusste sie, dass er die Reiteruniform längst vergangener Zeiten trug: Die Rüstung und das Leder passten nicht zusammen, und die blaugrün karierte Schärpe lag quer über seiner Brust. Das Horn des Ersten Reiters lehnte an seiner Hüfte. Er nickte ihr zu und bestieg ein weißes Pferd, und als er in die Ebene davontrabte, schien er auf einer Wolke zu reiten.
    Sie sah ihm mit zusammengekniffenen Augen hinterher, wie er in der Ferne verschwand. Sein Aussehen weckte eine verblasste Erinnerung – aus einem Traum? Das muss es sein, dachte sie. Er war im Traum zu ihr gekommen. Aber alles, woran sie sich erinnern konnte, abgesehen von dem Reiter selbst, war eine unbeantwortete Frage, die im Hintergrund an ihrem Verstand nagte wie ein Jucken – eine Frage, die sie nicht beantworten konnte, weil sie sie verloren hatte: Sie konnte sich nicht daran erinnern.
    »Nicht wirklich«, murmelte sie. Nichts davon war wirklich. Weder die Toten noch das Blut noch diese Welt. Dennoch war sie dankbar für das Eingreifen des Beobachters, auch wenn er ebenfalls nicht wirklich war. Oder war er mehr als nur eine Traumvision? Karigan seufzte. Vielleicht blieben manche Fragen besser unbeantwortet. Sie wusste nur, dass die weiße Welt voller Täuschungen war, dass sie Bilder aus ihrem Gemüt zog und diese wirklich erscheinen ließ. Sie konnte sich auf nichts verlassen, was sie hier sah.
    Sie machten sich wieder auf den Weg, Karigan sah nicht zurück und versuchte, sich auf nichts anderes zu konzentrieren als auf den weißen Hengst vor ihr. Aber dann erregte eine weitere Bewegung ihre Aufmerksamkeit – drei Gestalten gingen
auf sie zu. Was jetzt? Überlebende der Schlacht? Andere Reisende? Eine Illusion?
    Als sie einander begegneten, erkannte Karigan eine der Gestalten. »Merdigen?«, fragte sie ungläubig.
    Er linste sie an. »Du schon wieder? Hast du dieses Durcheinander erzeugt?« Er wies mit einer ausholenden Geste auf das Schlachtfeld.
    »Was? Ich …«
    »Das dachte ich mir«, brummte er. »Und wie ich sehe, hast du das Pferd gefunden, nach dem du gesucht hast.« Dann betrachtete er den Hengst genauer und zuckte zurück. »Oh! Ich verstehe. Du meine Güte. Du bist in interessanter Gesellschaft. « Und er sah Karigan lange und durchdringend an.
    »Bist du wirklich hier?«, fragte sie Merdigen.
    »Und du ?«, gab er zurück. »Warum fragen mich immer alle, ob ich wirklich bin?« Er schüttelte den Kopf. »Wie oft muss ich noch erklären, dass ich eine magische Projektion des großen Magiers Merdigen bin? Hm. Tja, ich habe keine Zeit für ein Gespräch, so interessant Philosophie auch sein mag. Ich suche mit den anderen nach der richtigen Brücke.«
    Der Mann und die Frau, die ihn begleiteten, trugen Wanderstäbe und Rucksäcke, genau wie er. Der Mann hatte einen langen Bart wie Merdigen, doch er war rostfarben, und die Frau war groß und gertenschlank und trug eine Art Blätterhut. Oder vielleicht ragten auch nur Blätter und Zweige aus ihrem Haar – es war schwer zu sagen. Das Grün der Blätter, frisch wie der Frühling selbst, trotzte dem ausbleichenden Effekt der weißen Welt und verschaffte Karigan eine optische Erleichterung, die nichts mit Leichen zu tun hatte.
    »Wer sind …?«, begann Karigan.
    »Radiscar«, sagte Merdigen, und der Mann verbeugte sich ernst. »Und Verrücktes Blatt.« Die Frau lächelte. Sie sah aus,
als würde sie gleich in Kichern ausbrechen, und das wirkte eher beunruhigend als humorvoll. »Und bevor du fragst, ja, sie sind ebenfalls magische Projektionen. Wir sind auf einer langen Reise.«
    Bevor Karigan erneut sprechen konnte, schlenderte Merdigen davon, gefolgt von den beiden anderen. »Das ist ja ein äußerst unangenehmes Durcheinander«, brummte er. »Leb wohl.«
    Karigan beobachtete sie beim Weggehen, doch der Nebel rollte

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