Der schwarze Thron - Reiter reiter3
ab.
Irgendwann hatten sie einen breiteren Flur betreten, und als Karigan sah, wie das Lampenlicht von dem polierten Stein des Postaments reflektiert wurde, wusste sie warum. Der Flur musste so breit sein, dass eine Beerdigungsprozession hindurchpasste,
und vor ihnen war eine ebenso breite Doppeltür. Sie hatten den Grabeingang gefunden, den Fastion gesucht hatte.
Die weiße Katze sprang auf den Katafalk und beobachtete die Bewegungen der Lampen und die hüpfenden Lichtspiegelungen. Sie war so konzentriert, dass ihr Schwanz hin und her schlug.
Fastion und Brienne berieten sich vor den Türen miteinander. Das Licht enthüllte uralte Schriftzeichen und eingemeißelte Götter über ihnen. Am auffälligsten waren natürlich Aeryc mit dem Halbmond und Westrion mit seinen ausgebreiteten Flügeln auf dem schwarzen Pferd.
Fastion gab einen Befehl, und Schwerter glitten leise zischend aus den Scheiden. Karigan legte ihre Hand auf das ungewohnte Heft an ihrer Seite, aber sie zog das Schwert nicht, denn sie fühlte sich zu unbeholfen. Allein schon das Geräusch, das sie dabei machen würde, hätte die Stille zerstört, die von den echten Waffen ausging.
Statt eines Schwertes zog Fastion einen Schlüssel hervor und drehte ihn in den Schlössern. Dann zog er vorsichtig an den Türringen. Die Türen rührten sich nicht. Er zog fester, aber vergeblich. Eine andere Waffe half ihm, aber selbst mit vereinigter Anstrengung gelang es ihnen nicht, die Türen zu öffnen.
Fastion drehte sich auf seinem gesunden Bein herum, und die Lampen kerbten tiefe Falten in seine Stirn. »Unser Weg ist versperrt. Wir müssen das Heldenportal in Erwägung ziehen.«
Die anderen Waffen äußerten keinen Laut des Unmuts, aber Karigan wusste aufgrund ihrer ernsten Gesichter, dass sie nicht glücklich darüber waren. Es bedeutete, Pferde zu suchen, den ganzen Weg quer durch die Stadt und dann aus der Stadt hinaus zu reiten und wertvolle Zeit zu verlieren.
Die weiße Katze hüpfte vom Katafalk und landete neben Karigans Füßen. Sie rieb sich an ihrem Bein und schnurrte laut. Dann streckte sie sich und ging auf Samtpfoten in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
»Oder«, grübelte Fastion laut, »wir könnten der Katze folgen. «
Vielleicht war dies doch ein Traum, dachte Karigan. Wer hatte je davon gehört, dass eine Waffe einer Katze folgte? Aber wie dem auch sei – sie taten es und folgten der Katze.
Sie fanden sie auf einer Kreuzung der Korridore – sie saß auf den Hinterbeinen und leckte sich die Pfoten, als hätte sie auf sie gewartet. Als sie näher kamen, flitzte sie in den Korridor zur Rechten. Sie folgten ihr, und die Katze blitzte wie ein Geist im Lampenlicht auf und erlosch wieder. Sie folgte einem Weg, den sie gut kannte. Entweder das, oder sie befanden sich alle auf einer Mäusejagd. Karigan kicherte fast bei der Vorstellung von Fastion mit einem Katzenschurrbart.
Sie wischte sich die Augenbrauen mit dem Ärmel ab. Das Fieber führte zu den absurdesten Ideen.
Schließlich endete der Korridor wie eine Sackgasse vor etwas, das eher wie ein natürlicher Fels als wie eine Burgmauer aussah. Fastion kratzte sich den Kopf.
» Daran kann ich mich nicht erinnern.«
»Ich auch nicht«, sagte Brienne, »aber ich verbringe auch die meiste Zeit innerhalb der Gräber.«
Die anderen bestätigten, dass dieser Ort auch ihnen neu war.
Primitive Zeichnungen waren in den Felsen eingeritzt – Strichmännchen, die etwas trugen … Stöcke? Oder waren es Speere? Andere Wesen, Vögel und Säugetiere waren ebenfalls zu sehen.
»Solche Bilder habe ich allerdings schon einmal gesehen«, sagte Brienne. »Irgendwo anders in den Gräbern.«
»Ja«, antwortete Fastion, »ich erinnere mich an sie.«
»Wer hat das gemacht?«, fragte Karigan. »Es sieht aus, als hätte ein Kind das gemalt.«
»Kein Kind«, sagte Brienne. »Jedenfalls nicht, soweit wir wissen. Diese Inschriften stammen von den Ältesten der Alten, die einst dieses Land besiedelten. Sie lebten hier lange vor den Sacor-Sippen, aber wie sie sich nannten, weiß niemand mehr, außer vielleicht den Eletern. Wir nennen sie die Delver. Die Gräber wurden nicht ausschließlich von den D’Yer gebaut – teilweise waren sie natürliche Nischen und Höhlen im Felsboden. Aber wir glauben, dass die Delver vor den Gräbern, zur Zeit des großen Eises, in ihnen lebten. Die Höhlen müssen ihnen Schutz vor der Kälte und den Raubtieren geboten haben.«
Eine der Zeichnungen stellte ein
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