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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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unwirsch. Wir besuchen Tote.
    Jetzt erst nahm sie ihre Umgebung wahr, die vom schwachen Schein einiger Lampen erhellt wurde. Vieles blieb im Schatten und ihrer Vorstellungskraft überlassen. Als Brienne gesagt hatte, dass der Durchgang an Königin Lyras »Bett« endete, hatte sie nicht nur einen sentimentalen Ausdruck benutzt. Sie hatte sich sehr genau ausgedrückt. Noch genauer gesagt, es handelte sich um ein Bett mit einem Baldachin.
    Wunderschöne blaue Samtvorhänge fielen von dem Baldachin herab und waren mit goldenen Kordeln an die Bettpfosten gebunden. Unter den dazu passenden Decken ruhte eine Gestalt auf seidenen Kissen, mit Juwelen an den knöchernen Fingern und einer Tiara auf dem Kopf, die im Licht funkelte. Ein perfekt geflochtener Zopf aus silbernen Haaren wogte über die Schulter der Gestalt. Das Fleisch war geschrumpft und überzog den Schädel und die Knochen wie Pergament, und Königin Lyra blickte mit einem unveränderlichen, skelettartigen Grinsen von ihrem Bett auf.
    Karigan wusste nicht, ob es eine geheime Einbalsamierungsmethode war, die die Toten in diesen Gräbern über Jahrhunderte so gut erhielt, ob es an der kühlen, trockenen Umgebung lag oder ob es eine alchemistische Mischung beider Faktoren war. Es war ihr auch egal. Sie wusste nur, dass sie Gräber hasste. Und zwar zutiefst.

    Die weiße Katze tauchte von unter dem Bett wieder auf und sprang hinauf.
    »Kss, kss!«, sagte Brienne und verscheuchte die Katze. »Agemon wäre sehr ungehalten, wenn er weiße Haarbüschel auf dem Bett der Königin fände.«
    Karigan stöhnte innerlich, als sie den Namen des Hauptgrabpflegers hörte, und hoffte, dass sie ihm diesmal nicht begegnen würde.
    Der Rest der Kammer war wie ein komplettes Schlafzimmer ausgestattet: Es gab einen Schminktisch, einen stummen Diener und einen Waschständer. Obwohl die Tische und die anderen Möbelstücke voller persönlicher Gegenstände wie Kämme und Schmuckstücke waren, hing keine einzige Spinnwebe von dem Baldachinbett herab, und auf keiner einzigen Fläche gab es die geringste Spur von Schmutz. Auf einem Stuhl neben dem Bett lag sogar ein Buch mit einem Lesezeichen darin. Anscheinend las Königin Lyra gern.
    Fastion bemerkte, wie Karigan das alles in sich aufnahm, und sagte: »Viele möchten die Annehmlichkeiten ihres Zuhauses nach dem Tod mitnehmen. Den Sterbenden fällt es leichter, ihre Reise in den Himmel zu akzeptieren, wenn sie wissen, dass sie von den Dingen umgeben sein werden, die sie im Leben liebten. König Cedric, der Ehemann der Königin, zog es vor, sein Leben nach dem Tod mit seinen Lieblingspferden zu verbringen.«
    Er wies neben einem eleganten durnesischen Teppich auf eine Granittafel, in die der Name des Königs und die Namen von fünfzehn Pferden eingraviert war.
    »Sie sind alle unter dem Boden?«, fragte Karigan.
    Fastion nickte. »Laut den Chroniken, die die Grabpfleger schreiben, war es eine schwere Prüfung, den König und seine Pferde zu begraben.«

    Karigan fragte nicht, ob die Pferde schon tot gewesen waren oder ob man sie lebendig hier heruntergebracht hatte. Sie wollte es nicht wissen.
    Brienne spähte vorsichtig aus der Kammer hinaus, als ob sie draußen Schwierigkeiten erwartete. »Der Weg ist frei«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich sehe keine lebende Seele.«
    Karigan wusste, dass Brienne sich absichtlich so ausdrückte.
    Sie folgte Brienne aus Königin Lyras Kammer heraus, und Fastion bildete die Nachhut. Ihr graute vor den anderen Begräbnisszenen, die vielleicht vor ihnen lagen. Ihre einzige Hoffnung war, dass sie die Eindringlinge rasch fanden und diese Reise in die Gräber beenden konnten.

DAS HAUS DER SONNE UND DES MONDES
    Der Hauptkorridor war heller als Königin Lyras Kammer und enthüllte die Hallen der Könige und Königinnen in all ihrer Pracht. Karigan wurde an den Westflügel der Burg erinnert, in dem die Arbeitsräume und Privatgemächer des Königs lagen. Dicke Teppiche dämpften die Schritte, Gemälde von Schlachten und Landschaften hingen an den Wänden, und polierte Rüstungen standen in Habtachtstellung neben Marmorstatuen. Elegante Möbel, die wahrscheinlich nie benutzt worden waren, standen anheimelnd gruppiert, als warteten sie auf irgendeine gesellschaftliche Zusammenkunft, und exquisit bestickte Wandteppiche, die Kriege, Siege, Legenden und triumphale Jagden darstellten, hingen von den Decken bis zum Fußboden.
    Wo es keine anderen Kunstwerke oder Vorhänge gab, um die Wände zu bedecken, glitzerten

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