Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
Mosaiken, die die Götter darstellten und Karigan eine Gänsehaut über den Körper jagten, als sie eine realistische Darstellung von Salvistar betrachtete, der aussah, als werde er jeden Augenblick aus dem Stein springen.
    Sie kamen zu einer Bibliotheksnische, in der es von Büchern wimmelte. Zwei Sessel mit Kissen darauf standen vor einem ungeheizten Kamin.
    »Königin Lyra bestand auf einer Bibliothek«, erzählte Brienne Karigan.

    Karigan wünschte, das Feuer hätte gebrannt. Die Kälte der Gräber war zwar nicht eisig, aber sie durchdrang sie. Das erklärte die pelzgefütterten Umhänge, die die Grabwaffen das ganze Jahr über trugen.
    Farbenfrohe Banner und Wimpel hingen von den gewölbten Decken und milderten die Wirkung des Steins. Dieser Hauptkorridor schien keine Wohnstätte der Toten zu sein – kurze Einblicke in abzweigende Flure und Kammern zeigten Sarkophage und Katafalke oder in die Mauer eingelassene Krypten, teils versiegelt und teils offen. Letztere befanden sich anscheinend entlang der primitiveren, engeren Flure. Und sie waren voll besetzt.
    Genau wie Königin Lyras Kammer war auch alles andere peinlich sauber. Hier konnte sich nicht mal eine Spinne verbergen, und Karigan war überzeugt, dass die Grabkatzen sich um die Nagetiere kümmerten. Genau wie auf der Heldenstraße roch auch hier die Luft nicht nach modrigen, alten Knochen oder nach Verwesung, sondern ein Durchzug frischer Luftströmungen peitschte ihr Gesicht. Kalt und trocken. Ein guter Aufbewahrungsort für Leichen.
    Sie staunte schon allein über die Lampen und versuchte sich vorzustellen, wie viel von dem Geld der Steuerzahler für das Walöl ausgegeben wurde, mit dem die Gräber der Toten beleuchtet wurden, die dies ja gar nicht zu würdigen wussten, während die Grünen Reiter die winzige Menge, die sie jedes Jahr zugeteilt bekamen, nur mit größter Sorgfalt verwendeten.
    Nicht nur das – sie konnte nur ahnen, wie viel Arbeit es war, die Lampenkamine und die Decken frei von Ruß zu halten. Um Himmels willen, hier gab es sogar Lüster! Sie schüttelte den Kopf – das alles machte sie völlig sprachlos.
    Sie schlichen wachsam den Hauptkorridor entlang und
hielten nach Schwierigkeiten Ausschau. Das erste Anzeichen dafür war die Büste eines Königs, die in Scherben auf dem Boden lag, und dann hörten sie jemanden weinen. Brienne stürmte den Flur hinunter, und Fastion schaukelte dicht hinter ihr her. Karigan beeilte sich, die beiden einzuholen.
    Die Waffen bogen in eine Kammer ein, die mit zahlreichen besetzten Postamenten angefüllt war, aber Karigans Blick wurde nicht von den ausgetrockneten, in Leichentücher gewickelten Toten angezogen, sondern von der frischen Leiche, die in einer Blutlache auf dem Boden lag: ein Mann, den anscheinend ein Schwerthieb in den Bauch getötet hatte. Ein Mädchen kniete bei ihm und weinte. Sowohl der Mann als auch das Mädchen waren in unauffälliges Grau und Weiß gekleidet, und ihre Haut war unnatürlich weiß, da sie nie die Sonne gesehen hatten. Grabpfleger.
    »Iris«, sagte Brienne und legte dem Mädchen eine Hand auf die zusammengekrümmten Schultern. »Weißt du, wer ihm das angetan hat?«
    Es dauerte eine Weile, das Mädchen zu beruhigen, das höchstens zwölf sein konnte.
    »Ich … ich kam, um Königin Lyra vorzulesen«, erklärte das Mädchen zwischen ihren Schluchzern, »und da fand ich Onkel Charles hier.«
    Brienne strich über das Haar des Mädchens und kniete neben dem Toten nieder. Sie legte ihre Hand auf sein Gesicht.
    »Er ist kühl«, sagte Brienne, »aber nicht so kalt, als wäre er schon lange tot. Die Eindringlinge sind immer noch hier, irgendwo.«
    »Was ist hier los?«, herrschte sie eine Stimme an. »Was ist passiert?« Sie wirbelten herum, als plötzlich ein Grabpfleger in der Tür der Kammer erschien. Karigan erkannte das lange
weiße Haar, das glatte Gesicht und die Brille. Genau wie das Mädchen und der Tote trug auch er Kleider in gedämpften Farben.
    »Agemon«, sagte Brienne.
    »Was ist hier passiert?« Erregt rückte er seine Brille zurecht, als könne er seinen Augen nicht trauen. »Was ist mit Charles? Ich … ich verstehe das nicht.«
    Brienne nahm ihn am Arm und sagte in ruhigem, aber bestimmtem Tonfall: »Agemon, es sind Eindringlinge in den Gräbern.«
    Er rang die Hände. »Ich wusste, dass nichts Gutes dabei herauskommen würde – ich wusste es!«
    »Wobei?«, fragte Fastion.
    »Dass der König alle unsere Schwarzen Schilde nach oben geschickt hat.«

Weitere Kostenlose Bücher