Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Ehre, hieß es, wenn einen Waffenmeister Drent persönlich ausbildete. Er war es, der künftige Schwertmeister schulte und beurteilte, ob sie würdig waren, Waffen zu werden, und es hatte ihr irgendwie gefallen, zu diesen Elitekriegern zu gehören, obwohl sie die Ausbildungsstunden selbst gehasst hatte.
Drent würde ihre Seite der Geschichte niemals hören. Statt sie wegzuschicken, hätte er ihr zeigen sollen, wie sie sich hätte besser schlagen können.
In diesem Augenblick kam Tegan aus ihrem Zimmer, und Karigan hatte eine Idee.
»Hallo, Tegan, hast du kurz Zeit?«
»Selbstverständlich.«
Als Karigan wieder aufs Übungsfeld zurückkehrte, ging sie direkt zu Drent – jedenfalls so gut sie konnte, da Tegans ein wenig zu kleine Schuhe bereits Blasen an ihren Fersen verursachten. Sie passten nicht zu dem Kleid, aber hier ging es auch nicht um eine Frage der Mode.
Als Drent sie sah, setzte er zu einer Verbeugung an, dann erkannte er, wen er vor sich hatte. O ja, sie hatte sich von Tegan das Korsett wieder schnüren und das Haar aufstecken lassen. Erstaunlicherweise verfärbten Drents Wangen sich rot, und er musste sich räuspern, wandte den Blick ab und verlagerte das Gewicht.
»Ihr habt mir nicht alles beigebracht, was ich brauche«, verkündete sie. Ihr Aufzug regte eine gewisse Arroganz in ihrer Stimme an, die sie freute. »Ihr habt mich während der Ausbildung Gegnern gegenübergestellt, die gleich ausgerüstet und kampfbereit waren. Wie Ihr selbst sehen könnt, war ich gestern nicht angemessen ausgerüstet oder vorbereitet, um mich einem so guten Schwertkämpfer zu stellen, aber ich habe es dennoch getan, weil ich ein Artefakt aus Sacoridiens Geschichte für rettenswert hielt, ein Artefakt, das einige für unbezahlbar halten. Das war vielleicht eine schlechte Idee, aber wenn ich anders gekleidet gewesen wäre, hätte das Ergebnis günstiger ausfallen können.« Das Korsett raubte ihr beinahe den Atem, aber sie fuhr fort: »Also verlange ich, dass
Ihr mir beibringt, wie ich kämpfen soll, wenn ich förmliche Kleidung trage.«
Drent klappte den Mund auf und zu wie ein Fisch, und dann fuhr er sich mit der Hand über das kurze, borstige Haar. Karigan hatte ihn nie zuvor so verlegen gesehen. Mehrere andere Kämpfer hielten mit dem inne, was sie taten, um sich dieses ungewöhnliche Schauspiel anzusehen, eine Frau mit aufgestecktem Haar und aufwendigem Kleid, die ihren kräftigen, furchterregenden Waffenmeister niederstarrte.
»Selbstverständlich, meine Da-Da …«
Er erstickte beinahe an Worten, die er auf keinen Fall hatte äußern wollen.
Karigan lächelte finster. Sie hatte gewonnen.
Drent knurrte und versuchte, so bösartig und hässlich zu wirken wie immer. »Ich verstehe, was du meinst. Gewöhnliche Schwertarbeit ist nicht unbedingt angeraten, wenn man solche Kleidung trägt, aber es gibt Möglichkeiten. Wir beginnen mit deinem Haar.«
Ihr Haar? Wollte er ihr beibringen, jemanden mit ihren Haarsträhnen zu erwürgen? Er ließ sie die diversen Nadeln und Kämme lösen, die ihr Haar gehalten hatten.
»Die da«, sagte er und drehte sie in seiner riesigen, schwieligen Hand hin und her, »können tödlich sein, wenn man sie zum Beispiel benutzt, um einem Angreifer beim Nahkampf die Augen auszustechen. Und wenn man sie schärft, sind sie wie winzige Dolche.«
Dann gab er sie ihr zurück und betrachtete sie von oben bis unten. »Andere Waffen können anderswo verborgen werden. Heb den Rock hoch.«
» Wie bitte?«
Drent wurde rot und schluckte. »Äh, nur bis zu den Knien.«
Unter anderen Umständen wäre das skandalös gewesen, aber sie tat, was er wollte.
Der Waffenmeister brummte. »Scheiden für Wurfmesser können an deinen Waden befestigt werden und äh, auch noch anderswo, wenn du das willst. Sie würden auch in deine Stiefel passen, wenn du ein Grüner Reiter bist.«
Karigan zog die Braue hoch. »Wenn« sie ein grüner Reiter war? Sie hätte gern gewusst, was Drent glaubte, das sie im Augenblick war.
»Ich weiß nicht, wie man Messer wirft.«
»Das kann man lernen.«
»Und Ihr werdet es mir beibringen.«
Er seufzte und konnte ihr immer noch nicht in die Augen sehen. »Also gut, ich werde es dir beibringen. Heute fangen wir mit dem Nahkampf an; Messerwerfen morgen.«
Er ließ Karigan die Kämme und Nadeln wieder in ihr Haar stecken. Ohne einen Spiegel oder Tegans Hilfe konnte sie nur spekulieren, wie lächerlich sie aussah.
Drent vermochte sich nicht dazu durchzuringen sie
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