Der schwarze Thron - Reiter reiter3
anzugreifen, also ließ er sich von einem seiner Schüler helfen, einem Mann, den die anderen Peitscher nannten. Er war beinahe so groß und kräftig wie Drent und ebenso hässlich, und ihm schien die Idee, eine Dame anzugreifen, durchaus zuzusagen. Er leckte sich erfreut die Lippen.
Drent ließ ihn sich von hinten anschleichen und Karigan in den Schwitzkasten nehmen. Sie stieß ihm den Hinterkopf ins Gesicht und kratzte sein Schienbein mit der Kante ihres Schuhs auf. Peitscher heulte auf und hinkte ein paar Schritte davon, wobei er die Hände an die blutende Nase hielt.
Dann wies Drent ihn an, ihren Arm zu packen. Sie riss sich los, indem sie seinen Daumen umfasste und ihn nach hinten bog, bis er wimmernd auf den Knien lag. Die anderen Schüler,
die ihre eigenen Kämpfe unterbrochen hatten, um zuzusehen, johlten und schrien und verspotteten Peitscher ordentlich.
Als er versuchte, sie um die Taille zu fassen, nahm sie eine Nadel aus dem Haar und stach sie in den fleischigen Teil seines Unterarms. Er zog sich fluchend zurück. Sie wischte sich das Blut von ihrem Rock und steckte die Nadel wieder ins Haar. Wenn man einmal von ihrer dem Korsett zu verdankenden Atemlosigkeit absah, war sie bei Peitschers Versuchen nicht einmal ins Schwitzen geraten.
»Der Frachtmeister meines Vaters hat mir diese Verteidigungstechniken beigebracht«, erklärte sie Drent. »Aber der Dieb im Museum hatte ein Rapier und hat mich nicht auf solche Weise angegriffen.«
Drent kratze sich am Kopf und befahl Peitscher, zwei Übungsschwerter zu bringen. Karigan nahm ihres nicht ohne Befürchtungen entgegen, als sie sah, wie Peitschers Augen boshaft aufleuchteten. Seine Miene versprach, dass er sich jetzt für die blutige Nase und die Demütigung in Anwesenheit seiner Kumpane rächen würde.
»Wir werden einen Übungskampf haben«, sagte Drent, »und sehen, was wir tun können, um einer Dame zu helfen, sich zu verteidigen, falls das je notwenig werden sollte.« Dann verdrehte er die Augen, denn wahrscheinlich bezweifelte er, dass sich eine echte Dame je in eine solche Situation begeben würde.
Karigan und Peitscher gingen in den Übungsring und kreuzten die Schwerter. Wie Karigan angenommen hatte, wurde sie innerhalb von Minuten gedemütigt. Schwertmanöver, die sie Hunderte von Malen durchgeführt hatte, wurden von ihrem Rock und dem Korsett behindert, und Peitscher hielt sich nicht zurück und drosch gnadenlos auf sie ein. Wie
zuvor wurde ihr schwindlig vom Luftmangel, und das Gewicht ihres Rocks ermüdete sie. Peitscher stieß ihr das Schwert gegen den Bauch, um zu zeigen, dass er sie endgültig erwischt hatte, und sie fiel spuckend in einer Staubwolke zu Boden.
Peitscher strahlte stolz, aber seine Kumpane warfen ihm angewiderte Blicke zu und schüttelten die Köpfe. Er hatte die Schwächen einer »Dame« ausgenutzt.
»Ein wenig zu heftig, Peitscher«, bemerkte Drent.
Karigan konnte nur auf den Knien bleiben und musste bei dem Versuch, wieder Luft in die Lunge zu bekommen, keuchen und würgen. Nun gut, sie hatte es nicht anders gewollt.
Als sie wieder atmen konnte, zog Peitscher, der inzwischen nur noch nach schlechtem Gewissen aussah, sie wieder hoch.
»Noch einmal«, sagte Drent.
Und wieder begannen sie zu kämpfen. Drent schrie Karigan Anweisungen zu, wie sie die Füße bewegen sollte, um mit dem hinderlichen Rock zurechtzukommen, und wie sie ihren Atem wahren konnte. Es gelang Peitscher trotzdem noch mehrere Male, sie zu »töten«, bevor Drent den Unterricht für beendet erklärte.
Karigan stand hechelnd vor ihm, und Schweiß lief ihr über Gesicht und Hals.
»Ein Vorschlag«, sagte Drent, der sie immer noch nicht direkt ansehen konnte. »Dieses Ding, das du da anhast …«
»Ding?«
»Jep, das Ding unter deinem … Das Ding, das Frauen tragen, um …« Er hielt inne, als würde er sich auf die Zunge beißen.
Karigan verzog den Mund zu einem halben Grinsen. »Das Korsett?«
Drent gab ein halb ersticktes Geräusch von sich. »Genau,
das Korsett. Wenn du der Mode nicht so unvernünftig folgen würdest, könntest du es, äh, ein wenig lockern. Dann kannst du leichter atmen.«
Als Karigan zurück in die Burg hinkte, vorbei an den fragenden Blicken anderer, das Haar vollkommen zerzaust, das Gesicht schmuddelig und wahrscheinlich voller Prellungen und ihr schönes Kleid zerrissen und staubig, hielt sie sich dennoch gerade. Kleider konnten geflickt werden, aber mit dem Stolz gestaltete sich das schwieriger.
Sie würde
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