Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Estora, sobald die Tür zugefallen war.
»Wofür?«, fragte Laren überrascht.
»Für einen Vorwand, wegzugehen. Selbstverständlich bin ich froh, wieder mit meiner Familie zusammen und in Sicherheit zu sein, aber mir ist tödlich langweilig. Handarbeiten! Ich halte es kaum aus.«
»Ah«, sagte Laren. »Das musste ja passieren, nachdem Ihr mit den Grünen Reitern geritten seid. Danach ist nichts mehr so, wie es vorher war.«
»Genau!« Lady Estora lächelte strahlend. »Und ich wollte Euch und den Reitern danken, vor allem Karigan und Fergal, für ihren Mut und ihre Hilfe. Die beiden waren wunderbar.
Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn sie nicht so große Risiken auf sich genommen hätten.«
»Sie haben nur ihre Aufgabe erfüllt«, sagte Hauptmann Mebstone, in der dennoch eine Welle des Stolzes auf ihre Reiter aufstieg.
»Ja, aber ich wünschte, sie hätten irgendeine offizielle Belohnung für ihre Dienste erhalten.«
»Oh«, sagte Laren mit einem wissenden Grinsen, »darüber braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. Aber ich habe mir schon seit Monaten über etwas anderes Gedanken gemacht. Wir müssen reden, und dazu brauchen wir einen Ort, an dem niemand uns belauschen kann.«
Lady Estoras Freude, Laren zu sehen, verschwand aus ihrem Gesicht. »Ich verstehe. Ich kenne einen Ort, an dem wir frei sprechen können.«
Und aufrichtig , hoffte Laren.
Lady Estora führte sie in Zacharias’ ehemaliges Arbeitszimmer, das nun ein Sonnenraum der Königin war, aber noch keinerlei Einrichtung oder Dekoration besaß und eisig kalt war. Schritte und Stimmen klangen hohl darin, und das Licht, das durch die Fenster hereinfiel, war winterlich kalt.
Dort standen die beiden Frauen und sprachen so offen, wie Laren es sich nur wünschen konnte. Sie unterhielten sich so intim, wie es nur zwei Frauen können, über Lady Estoras Zukunft, den König, das Land und – vor allem – über F’ryan Coblebay.
Wie es sich herausstellte, zeichnete sich Lady Estora durch eine Mischung aus Adel und Demut, Trauer und Verzweiflung aus. Aber sie war stark, und Laren hatte auch nichts Geringeres von ihr erwartet.
Endlich, nachdem sie viele Worte gewechselt und einige äußerst angebrachte Tränen vergossen hatten, sagte Lady
Estora: »Es wäre eine Erleichterung, dies hinter sich zu bringen. «
»Ich verstehe.« Laren war von Lady Estora und ihrer Lage so berührt, dass sie die Hände der Edelfrau ergriff. »Meine Dame, ich kenne Zacharias sehr gut. Ich kannte ihn schon, als er noch jung war, der Schrecken dieser Säle, der mich ständig in Trab hielt, und nun hat er sich zu einem nachdenklichen und mitfühlenden Mann entwickelt. Zwar explodiert sein Temperament ab und zu, aber ehrlich gesagt bin ich nie einem besseren Mann begegnet als ihm. Er hört zu und urteilt gerecht, und er hält sehr viel von Euch.«
»Wirklich?« Lady Estora schien ehrlich überrascht zu sein.
Laren drückte ihre Hände sanft und nickte. »Solche Dinge sind nie einfach, aber er wird nicht vorschnell urteilen. Ihr müsst mir da vertrauen.«
Sie vereinbarte schon für den nächsten Tag eine Unterredung mit Zacharias. Sie war froh, dass er einverstanden war, sie schon so bald zu treffen, denn sie wusste nicht, wie gut Lady Estoras Nerven dem Druck standhalten würden, wenn sie allzu lange warten musste.
Die beiden Frauen trafen zur verabredeten Zeit im Sonnenraum ein, und Laren stellte fest, dass sie sich wegen Lady Estora keine Sorgen hätte machen müssen, denn ihr ganzes Auftreten wirkte entschlossen.
Es hatte über Nacht geschneit, und die Gärten vor den Fenstern hatten sich in ein Märchenland voller Buckel und Schneewehen und sanfter Formen verwandelt, das bis auf die winzigen Spuren der Vögel und Eichhörnchen noch völlig unberührt war. Schneeflocken stoben in sanften Wirbeln herab und dämpften das Licht.
Die beiden warteten schweigend auf Zacharias’ Ankunft. Als es endlich klopfte, wandten sich beide der Tür zu.
»Kommt bitte herein«, sagte Laren.
Zacharias betrat das Zimmer und ließ seine Diener draußen zurück. Sie beobachtete ihn, wie er die beiden Frauen forschend ansah, die da vor ihm standen, und wie er die Kahlheit des Raumes mit einem flüchtigen Blick in sich aufnahm. Sie sah, dass er neugierig und vielleicht ein wenig nervös war.
Sie tauschten Höflichkeiten aus, und Zacharias sagte, indem er den leeren Kamin ansah: »Es ist kalt hier drin. Ich könnte …«
»Nein, danke«, sagte Lady Estora.
Er blickte von
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