Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Ruder . Die Goldjäger . Er hatte es wirklich mit dem Gold. Sie seufzte leise.
Aber das alles konnte warten. Sie lauschte einen Moment lang auf den Lärm, der vom Empfang zu ihr drang. Sie hätte dorthin zurückkehren sollen, aber sie tat es nicht. Nein, es war sonnig draußen, und nicht zu kalt, und Reiter Sir Karigan G’ladheon fand, dass dies der ideale Zeitpunkt dafür war, ihr Pferd zu satteln und auszureiten. Und zwar zu einem langen Ritt.
Erfreut über ihren Plan, machte sie sich mit schnellen Schritten auf den Weg und sollte nie erfahren, dass wenige Augenblicke später der König in den Korridor trat, weil er sich danach sehnte, mit ihr zu sprechen.
Zacharias hatte beobachtet, wie Karigan das Fest mit Colin verließ, aber zu seiner Enttäuschung kehrte sie nicht zusammen mit seinem Ratgeber in den Thronsaal zurück. Er hatte den leidenschaftlichen Wunsch, noch vor dem Ende der Festlichkeiten mit ihr zu sprechen – und zwar allein. Deshalb versuchte er, sich durch den ganzen Thronsaal bis zum Korridor durchzudrängen, aber es war keine leichte Aufgabe, an all den vielen Menschen vorbeizukommen, die seine Aufmerksamkeit verlangten.
Als er endlich den Korridor erreicht hatte, war sie schon fort. Verschwunden wie ein Windgeist, den er nie würde festhalten können.
Er stand allein in dem leeren Korridor und fühlte sich beraubt, spürte, dass sie sich außerhalb seiner Reichweite befand. Nicht nur wegen des Abgrundes, den seine königliche Abstammung und ihr bürgerliches Blut zwischen ihnen schufen. Seit sie in den Gräbern gewesen war, spürte er, dass sie anders war, dass ein Geheimnis sie umgab. Es war kaum merklich, es war irgendetwas in ihren Augen, ein mitternächtlicher Aspekt, als sei sie von etwas berührt worden, das nicht von dieser Welt war.
Er hatte Angst um sie, und er hatte Angst um sich selbst, denn sie entglitt ihm, und er fürchtete, sie ganz zu verlieren. All dies verstärkte nur seine Sehnsucht, sie in die Arme zu nehmen, an sich zu ziehen und zu beschützen. Er weigerte sich … Er weigerte sich, sie gehen zu lassen, zuzulassen, dass sie ihm genommen wurde … Von wem, wovon?
Er stand da und rieb sich in größter Bestürzung die Oberlippe. Dann schloss er die Augen und senkte den Kopf, und die Gesprächsfetzen aus dem Thronsaal verwehten. Sie konnte ihm jederzeit genommen werden. Ihre Arbeit, ihre Pflichten waren gefährlich. Jeder Botengang, zu dem sie ausritt, konnte ihr letzter sein. Er könnte anordnen, dass sie nur zu den einfachsten Botengängen ausgesandt wurde, zu den ungefährlichsten. Doch nicht einmal sein königlicher Rang stand über ihrer Berufung.
Und es wäre nicht genug, sie auf diese Weise zu beschützen. Das, was er in ihr spürte und was seine Furcht erweckte, lag jenseits ihrer Arbeit als Botin und jenseits des Hier und Jetzt. Er konnte nicht benennen, was es eigentlich war, das ihm solche Angst einjagte, aber irgendetwas war da, und er
wünschte sich von ganzem Herzen, sie davor zu bewahren, was immer es auch sein mochte.
Dennoch wünschte er sich noch weit mehr. Die kurze Berührung vor seinem Thron war nicht genug gewesen, sondern hatte nur das Verlangen nach mehr geweckt und seine Sehnsucht verstärkt. Doch nun war sie fort …
Er kannte seine Pflichten dem Reich und Lady Estora gegenüber sehr genau, er wusste, dass er in den Thronsaal zurückkehren sollte, aber sein Impuls, nach Karigan zu suchen, war mächtig wie ein Fieberanfall. Er machte einen Schritt nach vorn, doch dann war Laren an seiner Seite und legte ihre Hand auf seinen Arm.
»Majestät«, sagte sie, »viele Eurer Untertanen möchten noch mit Euch sprechen, und Lady Estora fragt sich, wohin Ihr wohl gegangen seid.«
Er kämpfte mit sich, die Pflicht kämpfte gegen die Sehnsucht. Doch er wusste, dass für das Reich zu viel auf dem Spiel stand, als dass er es den Wünschen seines Herzens hätte unterordnen dürfen.
Trotzdem zögerte er immer noch. Er holte tief Luft, einmal, zweimal. Er versprach sich selbst, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, um Karigan zu beschützen. Was es auch sein mochte. Nachdem er diesen Eid geschworen hatte, begrub er alles, was er sich für sich selbst wünschte, in den tiefsten Tiefen seiner selbst. Er war der Hochkönig von Sacoridien, und sein persönliches Glück spielte keine Rolle.
»Natürlich«, antwortete er und erlaubte es Laren, ihn zurück in den Thronsaal zu führen. Dennoch konnte er nicht umhin, über die Schulter in den
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