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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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vor mir erscheinen.«
    Njal stieß die Tür auf.
    Sie war es. Er erkannte sie mühelos wieder, obwohl er nur ihre grünen Edelsteinaugen gesehen hatte, vor Furcht weit aufgerissen. Sie hatte sich vor ihm verborgen gehalten, in einem Versteck im Keller. Wieder kehrte ein Stück seiner Erinnerung an seinen Platz zurück, wie ein altes römisches Mosaik. Doch das ganze Bild wollte noch längst nicht entstehen. Wer waren all diese Frauen? Weibliche Mönche? Seine Leute hatten ein Nonnen kloster überfallen? Aber an etwas so Unehrenhaftem hätte ich mich doch niemals beteiligt , dachte er verwirrt.
    Etwa zwei Dutzend in schwarze Kutten gehüllte Frauen starrten ihn an, Münder und Augen weit aufgerissen. Sie saßen an einem langen Tisch, dessen Ende nur zwei Schritte von ihm entfernt war. Drei standen jedoch, und eine von diesen schloss stöhnend die Augen und sackte auf die Bank. Die zweite Nonne tat es ihr nach, eine Frau mittleren Alters mit harten Zügen um die Mundwinkel. Sie blieb jedoch hellwach und starrte ihn weiterhin voller Feindseligkeit an.
    Allein die Frau mit den grünen Augen und dem Kupferhaar blieb stehen.
    Eine feine Röte legte sich auf ihr helles, sommersprossiges Gesicht. Sie senkte die Lider, sah die Nonne an, mit der sie offenbar zuvor gesprochen hatte. Dann ihn. Ihre Lippen bebten, ob vor Schreck oder weil sie nach weiteren Worten suchte, vermochte er nicht zu sagen. Ihre Hand fuhr an ihre Schulter, um den Umhang fester um sich zu ziehen. Sie schien nicht zu ahnen, dass sie ihre schlanke Gestalt damit nur mehr betonte.
    Unwillkürlich fragte er sich, ob es wirklich richtig gewesen war, sie nicht aus dem Kellerloch gezerrt zu haben. Rechtfertigte eine solche Beute nicht jeden Überfall?
    »Ihr habt ihm geholfen!«, warf ihr die Nonne mit dem harten Blick plötzlich vor. Die Rothaarige nickte zögerlich und verlegen, doch dann warf sie ihre Lockenpracht zurück und funkelte die Nonne an.
    »Ja, das habe ich, denn es war meine Pflicht. Und nun ist es auch Eure, ehrwürdige Mutter Oberin. Ihr habt es geschworen.«
    »Den Schwur habt Ihr mir in betrügerischer Absicht in den Mund gelegt!«
    »Oh nein! Ich war ja selbst überrascht, wie schnell Ihr ihn tatet.«
    »Und Ihr seid also der Meinung, ich sollte mich an ihn gebunden fühlen?«
    Njal hatte den Eindruck, dass sich die beiden Frauen nur stritten, um noch nicht darüber nachdenken zu müssen, dass er jetzt vor ihnen stand. Seine Anwesenheit schien die gesamte Schar in nackte Verzweiflung zu stürzen.
    Als er das Schwert in die Scheide an seiner Seite schob, ließ das metallische Geräusch die Frauen verstummen.
    »Sind auf dem Gelände Männer anwesend?«, fragte er in die Runde.
    Die Nonne, wohl die Äbtissin, rang um Worte. »Wie kommt es, dass Ihr irisches Gälisch sprecht?«
    »Beantwortet meine Frage.«
    »Es gibt keine Männer hier. Nicht mehr«, erwiderte die Rothaarige an ihrer statt Sie fing sich einen vorwurfsvollen Blick der Äbtissin ein.
    Gut. Fürs Erste war er sicher. Sofern ein einzelner, verletzter Mann inmitten einer Horde kopfloser Frauen sicher sein konnte.
    Kaum machte er einen weiteren Schritt auf den Tisch zu, um sich einen der Becher zu greifen, sprang die Hälfte der Nonnen auf und rannte schreiend an ihm vorbei hinaus. Die andere Hälfte hatte sich ebenfalls erhoben, drängte sich jedoch an die Wände. »Ich tu euch nichts!«, rief er. Zu laut anscheinend, denn sie begannen zu weinen und zu ihrem Gott zu beten. Allein jene Frau mit den kupfernen Haaren, die vermutlich nur zu Gast im Kloster war, blieb ruhig – und die Äbtissin. Hoch erhobenen Hauptes schritt diese auf ihn zu. Die anderen Nonnen folgten ihr dichtauf. Njal trat einen Schritt zur Seite.
    »Geht nur«, sagte er und streckte die linke Hand aus, »aber gebt mir zuvor Euren Schlüsselbund.«
    »Niemals«, fauchte sie.
    »Ich kann ihn Euch auch entreißen und Euch bei der Gelegenheit übers Knie legen.« Sämtliche Frauen keuchten bei diesen Worten entsetzt auf. »Mir scheint, Ihr könntet es vertragen.«
    Das hatte er nicht vor, was durchaus nicht nur an seiner Schwäche lag. Würde er sich die Äbtissin greifen, hätte er vermutlich das Gefühl, eine sperrige Strohgarbe im Arm zu halten. Aber die Warnung wirkte; sie nestelte von ihrem Gürtelseil einen Bund mit mehreren schweren Schlüsseln. Halbherzig reichte sie ihm den Bund, ließ ihn jedoch fallen, bevor er danach greifen konnte. Er knurrte. Sogar in seinem Zustand würde er einen Kampf mit einem starken

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